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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fernsehen eifersüchtig?
    »Du bist von einer pathologischen Eifersucht!« hatte er einmal gesagt. Das hatte sie ihm übelgenommen über drei Wochen hin.
    Und so ging es Tag um Tag. Vorwürfe, Eifersüchteleien, kein Verständnis für seine Arbeit, Szenen, weil er dem Hausmädchen zugelächelt hatte und mit ihr zehn Minuten allein im Weinkeller war, Tiraden, weil er eine Rechnung von Sabine zu bezahlen vergessen hatte, neue Vorwürfe, weil er dem Hausmädchen unter den Rock geguckt haben sollte, als sie im Garten arbeitete und sich tief bücken mußte. Es war schrecklich, mit Sabine auszukommen. Es gab nichts, in dem sie nicht einen Fehler Peters entdeckte, und sie glaubte alles zu sehen und klar zu erkennen, weil sie so sehr an ihm hing und allen auch nur einen freundlichen Blick aus Peters Augen mißgönnte.
    Und plötzlich waren sieben Jahre herum. Mein Gott, sieben Jahre sind eine unendlich lange Zeit, wenn man sie vor sich hat. Sind sie herum, waren es Gedankenflüge, weiter nichts. Peter Sacher hatte sein Ziel erreicht. Er war bekannt, geachtet, wohlhabend und, was am meisten wog, beneidet. Aber zwischen Sabine und ihm war eine Kluft aufgerissen, über die hinweg sie sich ansahen und ansprachen, kalt, fremd, oft voll Trotz, und doch liebten sie sich. Das war das Verrückteste.
    Peter wischte sich über die Augen und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Er sah Sabine noch immer vor sich stehen. In ihren dunklen Augen las er neben der Frage die Angst, daß er wütend werden könnte.
    »Warum fragst du mich?« sagte er betont gleichgültig. »Was soll denn mit mir sein?«
    »Du bist immer so niedergedrückt.« Sabine war glücklich, daß er überhaupt geantwortet hatte. »Hast du Sorgen? Warum sagst du es mir nicht?« Sabine sah ihn bittend an. Peter wich diesem Blick aus. Er war ihm fremd. Er konnte mit dieser stummen Frage nichts anfangen.
    »Sorgen? Nein! Vielleicht bin ich etwas überarbeitet. Das wird es sein. Ich habe mich in letzter Zeit übernommen. Der Staat hat nun endlich größere Baukredite genehmigt. Und was drei Jahre lang ruhte, soll nun in drei Monaten fertig sein.«
    »Die Ferien werden dir guttun.« Sabine fuhr die kleine Hausbar heran, nahm zwei Gläser heraus und goß Kognak ein. »Bitte«, sagte sie, »laß uns einen Kognak zusammen trinken.«
    Erstaunt nahm Peter Sacher das Glas. Sie bietet mir Kognak an. Was soll das? Woher diese plötzliche Anteilnahme? Dabei sah er den schmalen goldenen Ring an ihrer Hand. Meine Frau, dachte er. Sie ist ja wirklich meine Frau. Manchmal habe ich ganz vergessen, daß ich verheiratet bin. Sie gehörte einfach zum Haus, wie etwa die gotische Madonna in der Dielennische oder die balinesische Tanzmaske im Atelier.
    Sabine ließ sich Peter gegenüber in den Sessel sinken und schlug die Beine übereinander. Ihre dünnen Strümpfe glänzten im Licht. Daß Peter so etwas wieder bemerkte, machte ihn unsicher.
    »Peter«, etwas wie eine ernste Entschlossenheit schwang in ihrer Stimme. Sie beugte sich vor und strich die Locken aus der Stirn. »Peter, sieben Jahre sind wir verheiratet. Seit fünf Jahren leben wir nebeneinander wie Gäste in einer Pension, die gezwungen sind, unter einem Dach zu wohnen. Ich glaube, du würdest es gar nicht merken, wenn ich eine Woche auf Reisen ginge.«
    »Aber Sabine«, versuchte er einen schwachen Einwand. Aber er war eben nur schwach, nicht überzeugend.
    »Doch, doch! Es ist so, Peter. Ich weiß es. Schon daß wir so nüchtern und leidenschaftslos über alle diese unschönen Dinge zwischen uns sprechen können, ist ein Alarmzeichen. Machen wir uns doch nichts vor! Noch einmal sieben Jahre halte ich es bei dir nicht aus. Vielleicht kannst du nichts dafür, vielleicht liegt die Schuld auch bei mir, vielleicht haben wir unsere Ehe von Anfang an falsch eingerichtet, vielleicht hatten wir beide zu große Ideale, vielleicht erwarteten wir zuviel voneinander. Nun stehen wir der Alltäglichkeit gegenüber. Was einst Sehnsucht war, ist jetzt Selbstverständlichkeit. Was Höhepunkt bedeutete, ist jetzt Mühe. Peter, wir zerbrechen an uns.«
    Es war schockierend, was sie sagte. Und wie sie es sagte, war noch deprimierender. Peter hatte plötzlich das Gefühl, in eiskaltes Wasser getaucht worden zu sein. Er füllte mit leise bebender Hand die Kognakgläser noch einmal, schob eines Sabine zu und umschloß seins mit den Fingern beider Hände, als müßte er den goldbraunen Trank anwärmen.
    »Ich habe meine Arbeit«, sagte er langsam. »Ich weiß,
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