Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
plötzlich so laut, daß Sabine zusammenzuckte.
    »Das wäre die einfachste Lösung«, antwortete sie ebenso laut.
    Sabine sah ihm bei diesen Worten voll ins Gesicht. Konnte man es noch deutlicher ausdrücken, daß ein Zusammenleben in der jetzigen Form unmöglich war?
    Peter sagte zunächst kein Wort. Er begriff, daß Sabines Ausflug in die Psychologie keine Spielerei, sondern bitterer Ernst war. Sie schoß nicht mit Schreckschüssen, sondern sie hatte scharf geladen. Seine Gedanken jagten sich. Sie pendelten zwischen Verblüffung und Trotz, zwischen Hilflosigkeit und dem Gefühl der Beleidigung, daß man so mit einem siebenjährigen Ehemann nicht sprechen kann. Dann schien er etwas Handfestes in seinen Gedanken entdeckt zu haben. Er wandte sich Sabine wieder zu, und über sein Gesicht zog der Schimmer von Befriedigung, der wiederum Sabine innerlich erschreckte.
    »Gut«, sagte Peter Sacher, als habe er ein Geschäft erfolgreich abgeschlossen. »Du sollst deinen Willen haben. Wir werden uns sechs Wochen trennen.«
    »Sechs Wochen Ferien voneinander? Wirklich?«
    »Ja.«
    »Und wann sehen wir uns wieder?«
    Peter nahm einen großen Terminkalender vom Schreibtisch und blätterte in ihm herum. Dann legte er seinen Zeigefinger zwischen die Seiten.
    »Heute haben wir den 6. Juli. Am 28. August also hier auf der Terrasse, falls es einer von uns noch will.«
    Plötzlich hatte seine Stimme einen anderen Klang. Sabines Kopf fuhr hoch. Eine unerklärliche Angst überfiel sie. Sie zog die Schultern an und lehnte sich tief in den Sessel. Wie ein ängstliches Tier starrte sie Peter an, der mit einer beleidigenden Sachlichkeit den Termin im Kalender notierte. Neben Bauterminen und geplanten Richtfesten.
    Auf einmal ist er einverstanden, durchzuckte es sie. Ob sein Sträuben nur ein gutes Spiel war? Ob er vielleicht froh ist, sechs Wochen einmal allein zu sein, außerhalb seines Berufes allein? Sanktionierte Freiheit, gewissermaßen. Und ob er vielleicht schon weiß, wohin er fahren wird? Vielleicht zu einer Frau, von der ich nichts ahne. Sein Gesicht ist so süffisant, als träume er schon von anderen weißen Armen und zerwühlten Locken.
    Eine heiße Welle stieg in Sabine auf.
    »Du bist also einverstanden?« wiederholte sie.
    »Ja.« Trocken und sachlich kam seine Antwort.
    »Mit allem einverstanden?«
    »Ja, mit allem!«
    »So plötzlich?«
    »Plötzlich? Du weißt, Sabine, wenn ich dir eine Freude machen kann, tue ich es gern und möglichst sofort.«
    Er war ganz umschmeichelnde Höflichkeit, glatt wie nasses Wachstuch. Sabine war es ein körperlicher Schmerz, ihn so bereitwillig und fröhlich-unternehmungsfreudig zu sehen.
    »Es ist aber eine gefährliche Freude, die du mir gewährst!« Sie sprang auf und stürzte fast auf Peter zu. »Weißt du etwa schon, wohin du fährst?«
    »Allerdings.«
    »Wohin?!« Ihr Atem stockte. Schuft, dachte sie unmotiviert.
    Peter Sacher lächelte und hob wie ein milde strafender Lehrer den Zeigefinger. »Es ist doch nach deinen Satzungen verboten, das zu sagen.«
    »Auch gut!« Sie drehte sich schroff um und ging zum Tisch zurück. »Ich werde schon am 8. Juli fahren«, sagte sie schnippisch.
    »Um so besser.«
    Sie fuhr herum, als habe er sie geboxt. »Was sagst du?«
    »Ich sagte: um so besser. Dann bleiben mir noch zwei Tage mehr, um meine Paßangelegenheiten zu regeln.«
    »Paß? Du willst also ins Ausland?«
    »Natürlich. Da ist es am sichersten, dich nicht zu treffen.«
    Oh, dachte Sabine, das muß er mir sagen! Er hat kein Schamgefühl mehr. Er ist glücklich, mich nicht zu sehen, und er sagt es mir sogar! Wie gemein! O wie gemein! Ich hasse ihn. Bei Gott, ich könnte ihn jetzt umbringen!
    »Nun bist du plötzlich von meinem Vorschlag begeistert, nicht wahr?« sagte sie mühsam mit heiserer Stimme. »Ich bewundere deine Intelligenz und dein Einfühlungsvermögen in Dinge, die dir augenscheinlich sehr gelegen kommen.«
    »Ich war immer ein Mensch, der bekannt war für sein Akklimationstalent.«
    »Man kann's auch so nennen!«
    »Man muß es so nennen, meine Liebe.«
    Mit zusammengepreßten Lippen ging sie schnellen Schrittes zur Tür. Aber bevor sie das Zimmer verließ, drehte sie sich noch einmal mit einem Schwung herum.
    »Gute Nacht!« rief sie giftig. »Ich wünsche dir viel Spaß im Ausland. Und vergiß nicht, daß der Paß deinen vollen Namen und deine Anschrift trägt.«
    Peter lächelte sie verbindlich an. »Ich werde sechs Wochen unter großzügigen Menschen verbringen …«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher