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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sabine. Sie bekam einen Luxus geschenkt und fühlte sich inmitten des Wohlseins wie eine Waise.
    Es war klar: So konnte es nicht weitergehen.
    Sabine warf den Kopf in den Nacken und trat einen Schritt zum Fenster hin.
    »Peter«, fragte sie leise. »Was hast du?«
    »Ich? Oh, nichts!«
    Er drehte sich herum und sah sie ganz groß an. Sie spricht mich an, wunderte er sich. Sie fragt mich etwas Persönliches. Ist sie unpäßlich? Oder hat sie in diesem Augenblick wirklich einmal Interesse für mich und meine Sorgen? Ein wehmütiges Lächeln glitt um seinen Mund. Es wird nicht lange anhalten, dachte er weiter. Gleich pfeift der Wasserkessel, oder die Milch kocht über, und dann ist alles wieder wie vorher. Ich habe sie damals aus Liebe geheiratet. Wirklich, sie war und ist auch noch hübsch. Sie ist eine herrliche Frau. Sie könnte unvergleichlich sein, aber diese sieben Jahre Ehe. Wo waren sie geblieben? Sie waren vorbeigegangen, und man kannte sich immer noch nicht. Man war sich irgendwie fremd geblieben.
    Zugegeben, seine Arbeit fraß ihn auf. Aber wer nicht schneller war als der Konkurrent, wer nicht mehr bieten konnte als der Nebenmann, der schon darauf wartete, daß der Vordermann versagte, wer in dieser gehetzten Zeit nicht immer auf der Jagd war, nicht als Wild, sondern als Jäger, der ging unter wie ein ins Wasser geworfener Stein. Am Vormittag stritt man mit den Baubehörden um die oft unverständlichen Sonderwünsche, am Nachmittag stand man auf den Bauten und suchte Fehler, am Abend kamen die neuen Bauherren und mußten von unerfüllbaren Bauträumen erweckt werden, und in der Nacht stand man oft am Zeichenbrett und entwarf und verwarf.
    Was lag da noch dazwischen in diesen sieben Jahren erfolgreicher Hetze nach Wohlstand und Ansehen?
    Ein oder zwei Stunden für Sabine.
    Dreimal Essen, eine kurze, abendliche, müde Plauderstunde, in der er sich die täglichen Sorgen Sabines mit halbem Ohr und keinem Verständnis anhörte, eine Zigarre, ein paar Worte zu Sabine, ab und zu einige gereizte Antworten, weil die Nerven überspannt waren und durchgingen wie zügellose Pferde.
    Manchmal weinte Sabine dann leise vor sich hin, in der dunklen Kaminecke. Wie ein nasses Kaninchen hockte sie da. Das machte ihn doppelt wütend, weil er nicht helfen konnte, weil er am liebsten mitheulen wollte. Meistens stand er dann knurrend auf, verließ das Zimmer, warf die Tür krachend ins Schloß und ging in sein Atelier. Dort rauchte er eine Zigarette, trank Kognak und wußte mit sich, ohne Sabine, auch nichts anzufangen.
    Manchmal war es aber auch furchtbar mit Sabine, dachte Peter. Manchmal hatte er wirklich Lust, zu sagen: Es geht nicht mehr. Laß uns einen Weg finden, daß jeder von uns auf seine Art glücklich wird. Gemeinsam geht es nicht mehr!
    Da war die Sache mit dem Radio. Todmüde war er in München von langen Konferenzen im Wiederaufbauministerium ins Hotel zurückgekommen und gleich ins Bett gegangen. Da rief Sabine an, und er hatte das Radio angestellt, um noch etwas Musik zu hören. Es war ein Hörspiel im Sender, und bevor er einen anderen Sender suchen konnte, läutete das Telefon. So blieb der Sender stehen. Und Sabine schrie ihn an: »Was hast du für ein Weib in deinem Zimmer?!« So oder ähnlich sagte sie. Da hatte er tief beleidigt aufgelegt und lange nicht einschlafen können.
    Oder die Sache mit dem Fernsehen. Von früh bis spät arbeitete er, um sich die Villa am Rhein zu erhalten, um Sabine ein sorgloses Leben zu bieten, um eben gut zu leben. Abends sah er dann gerne zum Ausgleich das Fernsehprogramm. Besonders gern Opern oder Kriminalfilme. Sabine saß dann beleidigt im Sessel oder ging schimpfend ins Bett. »Immer dieses Fernsehen!« rief sie erregt. »Den ganzen Tag sieht man dich nicht. Und abends, wenn wir uns unterhalten könnten, hockst du vor dem Kasten! Ich könnte das Ding zerschlagen! Du bist ja fernsehkrank! Wenn ich wegginge und wäre nicht im Zimmer, du würdest es gar nicht merken! Ich bin nur noch Luft für dich! Ich bin nichts anderes als ein gut bezahltes Dienstmädchen!«
    Meistens gab er dann keine Antwort. Er verstand Sabine einfach nicht. Warum gönnte sie ihm am Abend nicht sein harmloses Fernsehvergnügen? Er schuftete doch nur für sie. Er ging zu keinem Skatabend, er war nicht in einem Kegelklub, er hatte keinen Stammtisch, alles Dinge, die andere Männer haben und mit denen sich andere Frauen abfinden müssen. Sabine hat ihn ja immer um sich, jeden Abend. War sie etwa auch auf das
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