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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Paris?!« Sabine hatte ihre Tränen abgetrocknet. Ihr etwas vom Weinen gerötetes Gesicht zeigte wieder den Ausdruck von Kampfwillen und Wut, den Dr. Portz bei fast allen weiblichen Klienten feststellen konnte, wenn ihr Entschluß unabbiegbar geworden war. »Lieber Dr. Portz, können Sie nachforschen, was Peter in Paris tut?«
    »Ihnen zuliebe sammele ich Steinchen aus den Mondkratern!« Ein wunderbarer Gedanke war ihm gekommen, als er schnell die Situation zwischen Peter und Sabine durchdachte. Bisher hatte er als Scheidungsanwalt Ehen auseinanderbringen müssen, mit allen juristischen Kniffen die Vorteile seiner Mandanten aushandelnd. Das war oft nicht schön, schmutzig fast, krämerhaft, als feilsche man um den Preis, endlich frei zu sein. Hier aber wuchs ihm eine völlig konträre Aufgabe zu: Zwei Menschen, die vom Leben überrollt waren, wollten zusammenkommen und konnten es nicht. Es galt hier, dem Schicksal etwas nachzuhelfen und denen, die auf das Schicksal warteten, einen Stoß in die Rippen zu geben und ihnen zu sagen: Geht nicht blind durchs Leben. Sehe jeder den anderen doch mit den richtigen Augen an und lernt euch begreifen. Auch der erwachsene Mensch, und sei er noch so erwachsen, ist irgendwo in einem Winkel seines Herzens ein Kind. Und das ist gut so, denn das Schrecklichste dieser Erde wäre der vollkommene Mensch!
    »Wohin werden Sie fahren, gnädige Frau?« fragte Dr. Portz. Damit löste er Aufgabe Nummer 1 für Peter. Sabine zögerte ein wenig. Portz merkte es und wurde ernst. »Ich muß es ja wissen, um Ihnen Nachricht zukommen zu lassen.«
    Sie nickte. Aus der Handtasche zog sie einen bunten Werbeprospekt und reichte ihn dem Anwalt über den Tisch.
    »Ich fahre nach Borkum. Pension ›Seeadler‹.«
    »Sie haben in der Saison noch ein Zimmer bekommen? Natürlich, wie könnte man Ihnen etwas abschlagen.«
    »Es war reiner Zufall. Ein Gast erkrankte. Sonst wäre ich auf eine Insel nach Dänemark gefahren. Ich will Ruhe haben und über alles nachdenken.«
    Dr. Portz nahm den Prospekt ›zu den Akten‹, wie es im herrlichen Juristendeutsch heißt. Er war sehr zufrieden. Paris und Borkum … das waren zwei Pole, zwischen denen man eine Leitung legen konnte. Mit Starkstrom!
    Dr. Portz wuchs innerlich an seiner neuen Aufgabe. Paris und Borkum, das war genau das, was er brauchte. Diese Namen umschlossen feste Begriffe: Sommer, Wind, schöne Frauen, galante Männer, verbotene Küsse, Eifersucht.
    Ich lasse sie beide ruhig fahren, dachte Dr. Portz. Ich mache erst gar nicht den Versuch, ihnen zur Vernunft zuzureden. Kinder wollen das neue Spielzeug mit ins Bett nehmen. Sollen diese beiden mit ihrem geistigen Spielzeug ruhig ein wenig klappern.
    Und dann würde er von Düsseldorf aus die Fäden ziehen, an denen Peter und Sabine wie folgsame Marionetten hingen. Ein Spiel um vergrabene Herzen.
    Dr. Portz rieb sich die Hände. Sogar den Anblick der Milch ertrug er dabei. Sabine hatte sich erhoben und tupfte etwas Make-up über die Nase und die Stirn.
    »Ich kann mich auf Sie verlassen?« fragte sie und reichte die Hand hin. Dr. Portz küßte sie wieder.
    »Es wird alles seinen Gang gehen«, sagte er weise.
    »Ich muß schnell machen. Peter wartet im Wagen auf der Kö.«
    »Grüßen lassen kann ich ihn ja wohl nicht«, meinte Dr. Portz heuchlerisch. »Aber ich wünsche Ihnen sechs Wochen Freude auf den Tag, an dem Sie wieder zusammenkommen.«
    Dann war Sabine gegangen. Dr. Portz wartete ein paar Minuten, meldete dann ein Eilgespräch nach Borkum, Pension ›Seeadler‹ an und rief Assessor Hubert Bornemeyer ins Zimmer.
    »Ich habe etwas für Sie, Bornemeyer«, sagte er fröhlich. »Es ist nicht nur mit Essen, sondern auch mit Trinken und sogar etwas Scharfsinn verbunden. Setzen Sie sich mal hin und hören Sie genau zu.«
    Zwei Tage später erhielt Peter Sacher per Eilpost einen Brief aus Paris.
    Es war ein Glücksumstand, daß Sabine beim Friseur saß und sich die Haare vor der morgen stattfindenden Abreise noch einmal besonders schön legen ließ. Peter hatte mit tiefem Mißfallen diese Neuerung bemerkt.
    »Warum eigentlich?« fragte er hinterhältig. »See, oder Gebirgsluft, wo du auch hinfährst, zerstört doch die Frisur. Oder was hast du sonst noch vor?«
    »Allerhand.« Sabine hatte ein luftiges Kleid an. Etwas zu luftig, fand Peter plötzlich, der nie darauf geachtet hatte. »Wo ich hinfahre, kann man tanzen. Es gibt dort Bälle, Feste, Partys, Mondscheinpartien.«
    »Mondscheinpartien!« äffte ihr
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