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Bittersueße Sehnsucht

Bittersueße Sehnsucht

Titel: Bittersueße Sehnsucht
Autoren: Tanja Rauch
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Büro.“
Irritiert schaute ich sie an, bemerkte aber im nächsten Moment, dass sie tatsächlich mich gemeint hatte und kletterte umständlich von der viel zu weichen Couch. Ich tapste brav hinter ihr her, während ich aus dem Staunen nicht mehr raus kam. Überall wo man hinsah, edelste Stoffe, Marmor, Granit und anderer teurer Schnickschnack. Julika Peters führte mich zu den Aufzügen und drückte auf die oberste Etage. Betretenes Schweigen füllte die zwei Quadratmeter Raum aus, als wir nach oben fuhren. Gefolgt von zweifachem erleichterten Aufatmen, als sich die Türen endlich öffneten.
„Hier entlang bitte“, deutete Frau Peters in den langen Korridor, der mit Glastüren gesäumt war. Am Ende des Ganges befand sich eine Doppelschwingtür, ebenfalls aus Glas. Allerdings waren dort die Stellen, durch die man hindurch hätten sehen können, mit Milchglas undurchsichtig gemacht. Genau dorthin führte Frau Peters mich. Sie öffnete eine der Schwingtüren und kündigte mich bei Lydia mit einem: „Frau Schwarz ist jetzt da“ an.
„Danke Julika“, hörte ich Lydias rauchige Stimme, ehe ich sie zu Gesicht bekam. Frau Peters nickte, trat zur Seite und ließ mich eintreten. Dann verschwand sie ebenso leise, wie sie sich vorhin in der Lobby an mich herangeschlichen hatte. 
    Lydia kam um ihren riesigen Schreibtisch herum und breitete die Arme aus. „Mila! Mein Gott, was bist du groß geworden!“ Sie strahlte, als ich mich zögerlich von ihr in den Arm nehmen ließ. Irgendwie war ich durch das pompöse Hotel, die vielen Angestellten und Lydias riesiges Büro eingeschüchtert. Es wirkte alles sehr seriös und geschäftsmäßig. Doch Lydia deutete freundlich auf einen kleinen Besprechungstisch mit drei Stühlen und schob mich in deren Richtung. „Setz dich doch, möchtest du etwas trinken?“
Ich schüttelte nervös den Kopf. „Nein, danke.“, antwortete ich höflich und setzte mich auf einen der Stühle. Lydia schnappte sich ihre Kaffeetasse vom Schreibtisch und nahm auf dem Stuhl gegenüber Platz. Neugierig musterte sie mich. „Also, womit kann ich dir helfen?“, fragte sie geradeaus. Ich rutschte nervös auf meinem Stuhl herum. „Also…ich…hm..“ Mehr bekam ich einfach nicht raus. Wie in aller Welt, sollte ich ihr das nur erklären?!
„Mila, was immer es ist – ich möchte dir helfen. Aber das geht nur, wenn du mir sagst, was los ist!“ Zwischen ihren Brauen bildete sich eine kleine Falte, als sie ihr Kinn auf die Hand stützte und mich auffordernd ansah. „Na ja, ich…wie du vielleicht weißt, arbeite ich im Grand Hotel und…wie soll ich sagen – ich habe gravierende Probleme, mit meinem Vorgesetzten.“, stotternd kamen endlich die ersten Sätze über meine Lippen.
Lydias Augenbrauen schnellten nach oben und sie horchte interessiert auf. „Ach ja? Das klingt ja wirklich bedrückend. Welcher Art sind denn diese Probleme? Vielleicht kann man sie ja ganz einfach aus der Welt schaffen?“, erwiderte sie mit aufmunterndem Ton.
    Da brach es aus mir heraus! Alles! Unter einem Strom nicht enden wollender Tränen erzählte ich Lydia, warum dieser Vorfall nicht so einfach aus der Welt zu schaffen war. Lydia hörte mir aufmerksam zu, aber im Laufe des Gesprächs verengten sich ihre Augen mehr und mehr zu Schlitzen und ihr Mund wurde ein dünner Strich. Als ich mir die Tränen mit einem von ihr gereichten Taschentuch trocknete, sah sie mich nachdenklich an. „Wir sollten den Vorstand informieren“, meinte sie knapp.
Was?! „Nein nein! So war das nicht gedacht! Ich will nicht, dass außer dir noch jemand davon erfährt!“, rief ich aufgebracht und wollte schon wieder anfangen zu weinen. „Na, aber wie willst du es diesem Dreckskerl denn sonst heimzahlen?“ In Lydia war anscheinend die Löwin erweckt, denn ich sah ihr an, dass sie Torben Hendriks am liebsten persönlich in die Mangel genommen hätte. „Ich…es geht mir nicht um Rache. Ich will einfach nur…weg! So schnell wie möglich weg. Aber ich weiß nicht…“, stammelte ich hinter meinem Taschentuch hervor.
    Lydia kam auf mich zu und nahm mich sanft in den Arm. „Ach Schätzchen, das ist doch das kleinste Problem. Wenn du möchtest, bitte ich unsere Personalabteilung um einen Aufhebungsvertrag mit dem Grand Hotel und dann kommst du einfach zu uns. Das kommt mir sehr zugute, da ich sowieso Verstärkung für die Rezeption suchen müsste. Wenn du möchtest, kann ich dir einen, auf drei Jahre befristeten Arbeitsvertrag anbieten.“ Mütterlich
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