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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
Autoren: Suzanne McLeod
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die sich ein neues Leben wünschte. Aber wen meinte sie mit – ›uns‹?
    Ein liebevoller Ausdruck trat auf ihr Gesicht, und sie stieß einen leisen Pfiff aus. Das grüne Hündchen spitzte die Ohren und kam hechelnd auf uns zugesprungen. »Sag Hallo zu deiner Tante Genny«, sagte Ana.
    Tante Genny? Mein Magen schlug einen nervösen Purzelbaum. Jetzt war ich plötzlich auch noch Tante geworden.
    Der flauschige Hund schüttelte sich, als wäre er gerade aus dem Wasser gekommen. Magie strich prickelnd über meine Haut, und dann stand auf einmal ein streichholzdünnes kleines, etwa achtjähriges Mädchen vor uns und grinste uns mit demselben scharfzahnigen Lächeln an wie zuvor der Hund. Sie trug ein rosa »Hello Kitty«-T-Shirt und Jeans. Ihre grünen Haare bildeten einen Irokesenschopf auf ihrem Kopf. »Hallo, Tante Genny«, lispelte sie, »ich bin Andy.« Jetzt sah ich, dass hinter ihren scharfen Zähnen zwei weitere winzige Spitzen hervorblitzten: kleine Fangzähne. »Darf ich mal beißen?«, bettelte sie frech.
    »Andrea!«, keuchte ihre Mutter entsetzt. Aus dem Brunnen schoss eine wässrige Pranke hervor und versetzte dem Kind einen Klaps auf den Po.
    Andy sprang zurück und streckte dem Brunnen die Zunge heraus. »Hey, Opa, pass ja auf! Sonst heb ich mein Bein und …«
    Ana hielt ihrer Tochter entsetzt den Mund zu. Hektisch flüsternd beugte sie sich zu ihr hinunter. Andy schaute mich an und verdrehte die Augen. Ich machte eine strenge Miene. Auch die nahm sie nur mit einem Augenrollen zur Kenntnis.
    Ich musste die Lippen zusammenpressen, um nicht zu lachen. Andy begann zu flirren, und schon stand wieder das grüne Hündchen vor uns, das sich ungeduldig aus den Armen seiner Mutter wand. Fröhlich bellend sprang es davon und machte sich wieder über die armen Sammler-Kobolde her.
    Für sie hatte Mad Max also mein Blut gebraucht.
    »Bitte entschuldige, Genevieve«, sagte Ana mit schamroten Wangen, »sie macht grade eine schwierige Phase durch …«
    Ich grinste. »Ach, bitte, das macht doch nichts …«
    »Clíona hält uns für unrein«, sprudelte es aus Ana hervor. Mein Lächeln erlosch, als hätte es jemand ausgepustet. »Als sie von mir und von Andy erfahren hat, wollte sie uns …« Zittrig rang sie nach Atem. Ich wusste auch so, was sie meinte: Clíona wollte sie töten. Dieses Schicksal hatte sie ursprünglich auch mir zugedacht. Meine Großmutter schien also wirklich so bigott und verlogen zu sein, wie ich gedacht hatte. Mit einem fast ehrfürchtigen Blick deutete Ana auf die feiernden und tanzenden Fae. »Ich hatte angenommen, sie würden genauso denken wie Clíona. Deshalb habe ich uns all die Jahre versteckt gehalten und getan, was Craig wollte.« Sie umklammerte ihren schwangeren Leib. »Er hat gesagt, wenn wir nicht tun, was er will, wird er uns nicht länger schützen, nicht nur vor dem Autarchen, auch vor allen anderen. Aber dann hörte ich, dass dein Vater auch ein Vampir war und dass du trotzdem von den Fae akzeptiert wirst. Und da begann ich zu hoffen, dass sie auch mich und Andy akzeptieren würden.«
    Ich konnte mir gut vorstellen, wie das gewesen sein musste, sich all die Jahre verstecken zu müssen, aus Angst, wegen ihres »unreinen« Bluts von den Fae verfolgt zu werden. Ich hatte schließlich jahrelang dieselben Ängste gehabt … bloß dass ich mir nur um mich selbst Sorgen machen musste.
    »Oh, ich bin sicher, dass sie euch akzeptieren werden«, sagte ich und schluckte den Zornkloß hinunter, der mir im Hals saß. Wenn nicht, dann bekämen sie es mit mir zu tun. »Ach ja, und mach dir keine Sorgen um Andys Flüssigdiät «, fügte ich hinzu, »da finden wir schon eine Lösung.«
    Sie schenkte mir ein zittriges Lächeln. »Danke, Genevieve.«
    »Ach, nenn mich Genny.« Ich lächelte. »Was ich fragen wollte: Was ist Andy eigentlich?«
    »Ein norwegischer Elchhund«, antwortete Ana glücklich.
    Ich blinzelte. »Äh, wie bitte?«
    »Oh!« Ana errötete schon wieder. »Entschuldige, ich bin es so gewöhnt, dass mich die Leute das fragen, wenn ich mit ihr Gassi gehe …« Sie stieß ein nervöses Lachen aus. »Also, ich weiß selbst nicht genau, was sie ist. Wahrscheinlich eine Dhampir , aber sicher bin ich mir nicht.« Wieder dieses zögernde Lächeln.
    In diesem Moment wurden wir von lautem Gebell und Geschrei unterbrochen. Beide wandten wir uns um und sahen, wie Andy unter einem ganzen Haufen kleiner Goblins verschwand. Aus dem Brunnen schoss eine Wasserfontäne und ergoss sich über das
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