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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
Autoren: Suzanne McLeod
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schaute mich gespielt entsetzt an. »Eher andersherum, wenn du mich fragst. Obwohl der alte Knabe natürlich nichts dagegen einzuwenden hatte – ist rumstolziert wie ein Pfau, wenn ich mich recht erinnere.«
    Warum hat sie mich dann bei ihm zurückgelassen? Aber ich fragte nicht. Ich war sicher, dass es etwas mit dem Fluch zu tun hatte. Und mit der Urmutter. Ich klappte das Album behutsam zu und lehnte es wieder an den Glassarg. Mir reichte es vorerst mit den Familiengeschichten, mehr konnte ich im Moment beim besten Willen nicht verkraften. Meinen Kummer, meine Wut und Verzweiflung schob ich in irgendeine finstere Ecke. Darum würde ich mich später kümmern. Ich brauchte meine ganze Konzentration für meine bevorstehende Verabredung mit der Morrígan.
    »Wohlan. Es gibt noch viel zu tun!«, sagte ich forsch. Problem Nummer zwei zum Beispiel – der alte Donn. »Das würde ich gern wieder mitnehmen, herzlichen Dank auch.« Ich deutete auf das zottige Fell, auf dem er stand.
    »Du willst ihn doch hoffentlich nicht wieder zum Leben erwecken, was?«, fragte Mad Max gedehnt.
    »Nein.«
    »Na gut, dann kannst du ihn gern wiederhaben, liebe Nichte.« Er tippte sich zum Abschied an eine imaginäre Hutkrempe und schlenderte zur Tür. »Ich werde sehen, ob sich aus dem Trümmerhaufen, den du hinterlassen hast, wieder ein Nachtclub machen lässt. Viel Spaß noch, Kindchen.«
    »He, Moment …«
    Er wandte sich um und zeigte mir grinsend seine Fangzähne. »Unser mysteriöser Obervamp ist wieder zu dem kleinen Scheißkerl zurückgekehrt. Wir wollen doch schließlich nicht, dass dieser Irre plötzlich hier auftaucht, oder?« Er schüttelte sich. »Der alte Malik ist der Beste, wenn’s darum geht, den kleinen Scheißkerl zu beschäftigen. Keiner von uns hält mehr aus als er … Und er ist schließlich unsterblich, nicht wahr?« Er grinste.
    Ich schnappte entsetzt nach Luft. Dass Malik so einfach zum Autarchen zurückgegangen war, ohne sich von mir zu verabschieden, war ein Stoß ins Herz. Dieser dumme, idiotische Vampir!
    »Aber der taucht schon wieder auf, wie immer, keine Sorge.« Mad Max deutete mit dem Finger auf mich. »Ich hab dir ja gesagt, Malik vergisst nie etwas. Der lässt dich nie mehr los, wenn er dich einmal auf dem Kieker hat.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Er ist nicht auch irgendein verschollener Onkel oder Cousin oder so was?«, fragte ich, ehe ich es verhindern konnte. Denn das wäre nun wirklich abstoßend gewesen.
    Mad Max stieß ein bellendes Lachen aus. »Machst dir wohl Sorgen, dass er auf inzestuöse Beziehungen steht, so wie der Rest unserer dysfunktionalen kleinen Familie, was, liebe Nichte?«
    »Ja.«
    »Ist nicht sein Ding, Schätzchen.«
    Mir fiel eine ganze Gerölllawine vom Herzen. Ich stieß den Atem aus, den ich angehalten hatte, ohne es zu merken.
    »Ach ja«, fügte er hinzu, »da wir schon von dysfunktionalen Familien reden: Wenn du meine kleine Schlampe von Tochter siehst, sag ihr, sie muss von jetzt an direkt mit dir verhandeln, wenn sie dein Blut will. Mein Mittelsmann hat sich nämlich auf die Walz begeben.«
    Seine Tochter? Ach ja, Ana war ja auch mit mir verwandt. Meine Kusine oder Nichte oder beides … Mir schwirrte schon wieder der Kopf. So genau wollte ich das eigentlich gar nicht wissen. Schlimm genug zu wissen, was ich bereits wusste. Aber wieso brauchte sie mein Blut? Und was noch besorgniserregender war … »Wo ist Darius? Ist was mit ihm?«
    »Dein kleines Schoßhündchen? Dem geht’s gut, soweit ich weiß. Ich hätte vielleicht besser sagen sollen: Mittelhexe, denn es ist die schöne Helena, die die Biege gemacht hat.«
    »Helen Crane ist verschwunden?«, fragte ich überrascht.
    »Genau das hab ich gesagt, Schätzchen«, antwortete er bitter, und seine Happy-as-Larry-Maske verrutschte für eine Sekunde. »Wenn du sie suchst, dann schau, wo mein rabenfedriger Sohn abgeblieben ist.« Mit diesen Worten machte auch er die Biege. Zurück blieb eine traurig klingende Bitte: »Wenn du Ana siehst, sag ihr, sie soll sich verstecken … irgendwo, wo sie sicher ist.«

justify
    56. K apitel
    D er Himmel erglühte in den rotgoldenen Farben des Sonnenuntergangs, als ich den Tower Hill Memorial Garden betrat. Aus dem Springbrunnen im Zentrum schoss eine zehn Meter hohe Wassersäule funkelnd ins Abendrot. Eine Art Party schien stattzufinden, es wimmelte von Leuten, deren Gespräche wie das Gesumm im Nest einer Koboldkönigin klang. Gläser oder Bierkrüge in den Händen, spazierten sie
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