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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß
Autoren: Antje Ippensen
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Bett. Mein Ragdollkater Ivory maunzte erfreut. Dann stand ich etwas blöde im Bad herum und dachte: »EINEN winzigen Moment mal. Es ist ja noch dunkel. Das KANN also nicht sein.«
    Klangloses Novembergetschilpe der Vögel. Mit dem Fahrrad schoss ich aus der Auffahrt und nietete fast eine Fußgängerin um.
    Ich musste mich erstmal um die Projektakte kümmern, mein Sorgenkind, weil sich ein hohes Tier von der Zentrale angesagt hatte. Er wird »der Q« genannt, genau wie James Bonds genialer Erfinderfreund Er hatte schon eine Art »Boten« vorausgeschickt. Sieht meinem ACW ein bisschen ähnlich, ist so ein Typ wie der, nur etwas grobschlächtiger und im ganzen fuchshafter. Er trägt eine Uhr für 2000 Euro am Handgelenk spazieren, womit er immer wieder gerne prahlt.
    Also noch ein bis zwei Chefs mehr, die ich zu betreuen habe. Dafür sind Frankie und ein Subchef auf Dienstreise. Letzteren vermisse ich ein kleines bisschen, ersteren jedoch überhaupt nicht, obwohl ich mit dem doch in der Kiste war. Bald darauf erfahre ich, dass »der Q« wohl erst später kommt, stattdessen irgend ein anderer.
    Ich lache nur über die wilden Wellenbewegungen des Projektes, so lange auch ACW dabei bleibt. Verflixt. Ich kapiere es nicht, aber seinetwegen verdreht mir QUASI auf völlig verrückte Weise den Kopf.
    »Werfen Sie doch Ihr kritisches Auge darauf«, sagte ich zu ACW und gab ihm die Notes-Meeting-Einladung, und genau das tat er auch, unglaublich scharf und akribisch … bestimmt ein Schikaneversuch, aber damit hatte er bei mir keine Chance, ich finde ihn einfach zu süß. Außer einem ganz zarten Rot an den Rändern meiner Ohrmuscheln (so stellte ich mir meine körperliche Verlegenheitsreaktion jedenfalls vor) blieb da nichts hängen. Ich war unverwüstlich vergnügt.
    Und dann befahl ACW mich zu sich in sein – riesiges – Büro direkt neben meinem, und wir gingen zusammen die Ablage durch.
    Boah. Seufz … Es knisterte, ich konnte es fühlen. Und war es etwa nur etwas, was allein ich empfand?
    »Für die Akte XY müssen Sie schon ganz nach unten links tauchen«, sagte er genießerisch. Mein Herz klopfte schneller, und es prickelte in mir, als ich zu dem Regal stöckelte und dann kurz zauderte.
    (Weshalb? Wieso, verdammt nochmal, konnte mich SO ETWAS so antörnen …?)
    Ich überlegte einen winzigen Moment lang. Es war ja nun alles andere als einfach, im engen Rock so in die Tiefe zu gehen. »Tauchen«, hatte er gesagt. Kleiner, gut aussehender Witzbold. Ich entschied mich fürs Knien, und seltsamerweise fühlte sich das gut an, ganz natürlich, es fiel mir leicht, und ich kam auch mit der glücklich geschnappten Akte sehr elegant wieder hoch, insgeheim sehr stolz auf mich, da mir wohl bewusst war, dass nicht jede das so hingekriegt hätte.
    Dann schaute ich zu ACW. Es gab keinen Grund dafür, aber er hatte mich die ganze Zeit intensiv beobachtet und tat es auch jetzt noch, und ich bemerkte, dass sein leichtes Lächeln diesmal völlig frei von Spott war …
    Stolz hob ich den Kopf.
    Den Rest der Ablagetätigkeit brachten wir gemeinsam eher sachlichnüchtern hinter uns, worüber ich sehr froh war.
    Doch kurz darauf kam ACW in mein Sekretariat, flink wie immer, und bat mich um ein Aspirin.
    »Mal schauen, ob ich noch eins hab«, meinte ich kühl, verwirrt über den ungewöhnlich sanften Klang seiner Stimme, »der Verbrauch an Kopfschmerztabletten ist ziemlich hoch beim Projekt.«
    »Ich bin sicher, Sie lassen mich nicht im Stich«, sagte er und ließ seine schönen türkisfarbenen Augen auffunkeln.
    Er behielt damit Recht, ich fand noch eine Tablette. Unsere Finger berührten sich flüchtig, als ich sie ihm reichte. Es war, als hätte ich einen elektrischen Schlag bekommen.
    An der Tür war ACW gleich wieder der alte, schalkhaft zwinkerte er mir zu und meinte: »Wie kann ich das je wieder gutmachen?«
    Unschlagfertig, verlegen winkte ich nur ab. Du lieber Himmel, er wird noch was merken!, schoss es mir durch den Kopf. Dabei liegt ja gerade der Reiz im andauernden Versteckspiel. Ihn nicht merken lassen, dass ich auf ihn abfahre!
    19 Uhr war es, als ich endlich im Zug nach Hause saß.
    Aber ich hatte es kaum bemerkt. War wie auf goldenen Wolken durch den Rest des Arbeitstages geschwebt. Dabei, verflixt noch eins, kapiere ich diese Unlogik erotischer Anziehung nicht! Ich weiß DEFINITIV, dass Herr Wild einen guten Schuss Bosheit in sich trägt. Sogar mehr als nur einen Schuss. Aus sicherer Quelle habe ich erfahren, dass er gerne
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