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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis
Autoren: Barbara Wood
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die Nummer heraussuchte und wählte.
    Es ist zu früh, dachte Mary. Irgend etwas ist nicht in Ordnung
    »Mary Ann?«
    Sie drehte sich um. Lucille saß mit nackten Füßen und dem halb geschlossenen Kleid auf dem breiten Bett.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja, Mutter.«
    »Sein Auftragsdienst sagte, er wäre im Moment nicht zu erreichen. Aber da es sich um einen. Notfall handelt, werden sie sehen, ob sie ihn finden können. Wir fahren jetzt am besten gleich ins Krankenhaus, Mary Ann.«
    Mary schloß die Augen und dachte, jetzt ist der Moment da, auf den wir gewartet haben. Der Grund für alles ...
    »Mary Ann?« Ihre Mutter stand plötzlich neben ihr und sah sie besorgt an. »Wie fühlst du dich? Hattest du wieder eine Wehe?«
    »Nein.«
    »Also gut. Erst müssen wir dir einen kleinen Koffer packen und dich ins Krankenhaus bringen. Ich rufe an, damit sie wissen, daß wir kommen.« Sie ging wieder zum Telefon, während sie sprach. »Die Wehen kommen anfangs im allgemeinen in einem Abstand von zehn bis fünfzehn Minuten, und beim ersten Kind dauert es meistens eine ganze Weile, ehe es richtig losgeht. Wir haben also Zeit.«
    Mary starrte immer noch das Mädchen im Spiegel an, als wäre sie eine Fremde. »Ich habe gespürt, wie sie sich umgedreht hat, Mutter. lhr Kopf ist nicht mehr hier oben, er ist jetzt da unten. Dr. Wade hat mir gesagt, daß das passieren würde.«
    Lucille rief die Auskunft an. »Ich hätte gern die Nummer des Encino Krankenhauses.« Sie notierte sie auf einen kleinen Block. Dann wählte sie von neuem.
    »Ruf nicht an, Mutter«, sagte Mary plötzlich. »Ich geh nicht ins Krankenhaus.«
    Lucille wählte ruhig weiter. »Was redest du da?«
    »Ich geh nicht ins Krankenhaus, Mutter. Bitte ruf nicht an.« Lucille sah ihre Tochter einen Moment verblüfft an, dann legte sie auf.
    »Ich will das Kind nicht im Krankenhaus auf die Welt bringen. Ich will nicht narkotisiert werden, während fremde Leute meine Arbeit machen. Ich will es selber tun. Ich hab's angefangen, ich will es auch zu Ende bringen.«
    »Aber Mary, was soll das?«
    »Ich will mein Kind hier zur Welt bringen.«
    Lucille sprang auf. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    Auch Mary stand auf. »Ich geh nicht ins Krankenhaus, und du kannst mich nicht zwingen. Jetzt kommt wieder eine - Wehe. Ist das richtig, daß sie so schnell hintereinander kommen?«
    »Aber Kind, verstehst du denn nicht? Das Kind kommt zu früh! Du mußt ins Krankenhaus. Es kann alles mögliche schiefgehen. Ich ruf einen Krankenwagen «
    »Nein!«
    Lucille begann zu wählen. Die Hände fest auf ihren Bauch gedrückt, ging Mary zu ihr, so schnell sie konnte, und riß ihr den Hörer aus der Hand.
    »Das ist doch unmöglich!« rief Lucille entsetzt.
    »Sie muß hier auf die Welt kommen. Begreifst du denn nicht, Mutter «
    »Mary Ann, hör mir zu.« Lucille nahm ihre Tochter bei den Schultern. »Du kannst das Kind nicht hier gebären. Das wäre gefährlich. Für dich und das Kind. Du brauchst einen richtigen Kreißsaal. Du brauchst einen Arzt und Narkose und die Sterilität des Krankenhauses.«
    »Wieso? Jahrhunderte haben Frauen ihre Kinder ohne das alles geboren.«
    »Ja, und weißt du, wie viele von den Frauen und den Kindern gestorben sind? Hör mir endlich zu, Mary Ann. Eine Geburt ist nicht so einfach. Es kann immer Komplikationen geben. Und du bist zu früh dran.« Sie schüttelte Mary. »Das heißt, daß etwas nicht in Ordnung ist.«
    »Nein. Es ist einfach Zeit für sie, geboren zu werden. Mein Rücken tut mir weh. Da sitzt der ganze Schmerz. Ich möchte mich hinlegen.«
    »Ich rufe einen Krankenwagen «
    »Nein.« Mary sank auf die Bettkante. »Zwischen den Wehen geht's mir ganz gut. Mutter, du kannst mich nicht zwingen, ins Krankenhaus zu gehen. Und wenn du es versuchen solltest, brülle und tobe ich die ganze Fahrt.«
    »Ach, Mary Ann....« Lucille setzte sich neben sie. »Warum denn nur? Es ist so gefährlich, Kind.«
    »Weil ich es erleben möchte. Ich möchte es ganz bewußt erleben.«
    Lucille strich Mary über das Haar und legte ihr dann den Arm um die Schultern. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander. Mary fühlte sich geborgen und getröstet im Arm ihrer Mutter und genoß es. Sie lehnte den Kopf an Lucilles Schulter und sagte: »Ich möchte das Kind behalten.«
    »Ich weiß.« Lucille beugte sich ein wenig vor und drehte den Kopf, um Mary auf die Stirn zu küssen. »Komm jetzt, Schatz, ich bring dich ins Bett.«
    Sogar mit Lucilles Hilfe fiel Mary das Gehen
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