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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis
Autoren: Barbara Wood
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leid. Er vergeudete keine Zeit. Sobald die drei sich gesetzt hatten, schaltete er das Gerät ein, in das er zwei Aufnahmen gesteckt hatte - eine Vorderansicht und eine Seitenansicht.
    »Das sind die beiden besten Aufnahmen der Serie. Der Fötus ist, wie Sie sehen können, klar umrissen.« Er nahm einen Stift und zeichnete die Umrisse nach. »Hier sehen Sie die Rippen, das Rückgrat, die Arme und die Beine. Das hier « er zog einen Kreis um eine weißliche Wolke - »ist der Kopf.«
    Er senkte den Arm und sah die drei an. »Sie scheint normal zu sein.«
    Die beiden Frauen waren sichtlich erleichtert. Lucille nahm die Hand ihrer Tochter und drückte sie. Doch Marys Vater, das sah Jonas deutlich, hatte sich kaum entspannt. Jonas vermutete, daß er ähnliche Befürchtungen hegte wie er selbst.
    Jonas Wade hatte erwartet, daß er augenblicklich erleichtert aufatmen würde, wenn sich zeigen sollte, daß der Fötus normal war. Doch nun, da die eine große Angst sich als unbegründet erwiesen hatte, regten sich neue Ängste. Der Fötus sah normal aus, aber Röntgenaufnahmen waren ungenau; sie zeigten weder Hände noch Füße, sie zeigten nicht die Gesichtszüge, nicht den Zustand des Gehirns ...
    Ted räusperte sich. »Dann ist also alles in Ordnung, Doktor?«
    Was für ein Gesicht wird es haben? dachte Jonas Wade. Wird es Hände und Füße haben? Wird es ein gesundes Gehirn haben?
    »Es scheint alles in Ordnung zu sein, ja«, sagte er. Er schaltete das Gerät aus und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. »Und?« fragte er. »Haben Sie sich noch einmal überlegt, ob Sie das Kind nicht doch behalten wollen?«
    Mary und ihr Vater öffneten gleichzeitig den Mund, aber Lucille kam ihnen zuvor. »Diese Frage haben wir schon lange entschieden, Dr. Wade. Wir haben unsere Meinung nicht geändert.«
    Er sah Mary an. Sie machte ein Gesicht, als wolle sie zu weinen anfangen.
    »Aber Sie müssen doch zugeben, Mrs. McFarland, daß gewisse Faktoren sich geändert haben. Es gibt jetzt nicht mehr so viele Unbekannte. Ich dachte, Sie würden es sich vielleicht doch noch einmal überlegen.«
    »Es hat sich nichts geändert, Dr. Wade. Wir wollen das Kind nicht behalten.«
    Wieder sah er das Mädchen an. »Mary? Was meinst du dazu?« Aber sie schwieg beharrlich. Nun komm schon, dachte er. Komm schon, Mary, sag was. Kämpfe um das, was du möchtest, was wir beide möchten.
    »Im übrigen«, sagte Lucille kühl, »verstehe ich nicht ganz, warum Sie sich darüber Gedanken machen, Dr. Wade. Wir haben Sie schließlich nicht um Ihren Rat gefragt.«
    Jonas mußte umdenken. Er hatte vorgehabt, heute die Frage der Veröffentlichung seines Berichts anzusprechen; sich vorsichtig vorzutasten, um schließlich ihre Erlaubnis zur Veröffentlichung zu erhalten. Jetzt sah er, daß er dieses Vorhaben verschieben mußte. Keiner dieser drei würde heute ansprechbar sein.
    Joan Crawford hob den Deckel von der Speiseplatte, die vor ihr stand, und kreischte laut, als sie die tote Ratte darunter sah.
    Da die Scheiben des Autos genau wie die der anderen Wagen, die im Autokino in der letzten Reihe standen, völlig beschlagen waren, bekamen weder Mike noch die dicke Sherry die Horrorszene mit. Aber der Schrei gellte schrill durch den Lautsprecher in die Stille. Brummend langte Mike hinüber und stellte den Ton leiser.
    Er und Sherry hatten sich in eine Wolldecke eingewickelt, um es warm und gemütlich zu haben, aber obwohl sie seit mehr als einer Stunde heftigst schmusten, hatten beide wenig Spaß.
    »Ich hab Hunger«, nörgelte Sherry, als Mike seine Hand wieder unter ihren Pullover schob.
    »Herrgott noch mal«, sagte er gereizt, das Gesicht an ihrem Hals. »Du hast zwei Tamales gegessen und eine Riesentüte Popcorn.«
    »Ich kann doch nichts dafür. Im Kino krieg ich immer Hunger.« Sie beugte sich vor und wischte die beschlagene Windschutzscheibe.
    »Mensch, laß doch, Sherry. Den Film kannst du vergessen.«
    »Aber ich muß was tun. Ich langweile mich zu Tode.«
    »Ach verdammt!« Er richtete sich auf und schlug mit der Faust aufs Steuerrad. »Es war doch ganz gut, warum hast du auf einmal aufgehört?«
    »Weil du nicht mal einen Ständer kriegst«, sagte sie kühl.
    »Ich versuch's ja, Sherry. Aber du mußt auch was dazu tun.«
    »Ich tu seit einer Stunde was dazu, Mike. Mann, bei dir kann man wirklich sagen, der Schein trügt.«
    Mike schleuderte die Decke von sich und rückte von ihr ab. Die dicke Sherry war in diesem Monat sein dritter Versuch. Erst hatte er es
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