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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis
Autoren: Barbara Wood
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gewaltiger wurde, zu einem lodernden Feuer wuchs, das über ihr zusammenschlug, so daß sie einen Moment lang nichts mehr hören und sehen konnte. Dann fiel es in sich zusammen und leckte in kleinen Flämmchen seliger Erschöpfung und Befriedigung über sie hin.
    Mary riß die Augen auf.
    Keuchend sah sie zur Zimmerdecke hinauf. Sie hielt den Atem an und lauschte in die Stille des Hauses. Alles schlief. Ein Glück, dachte sie, daß sie im Schlaf nicht laut geschrien hatte.
    Während sie in die Dunkelheit starrte, dachte sie über den Traum nach. Wieso hatte sie ausgerechnet von Sebastian geträumt? Ein merkwürdiger Traum war das gewesen. Wie Sebastian in sie eingedrungen war, wie sich das angefühlt hatte, so echt. Sie verstand es nicht. In Wirklichkeit nämlich hatte sie Mike noch nicht einmal erlaubt, sie dort zu berühren. Woher hatte sie wissen können, wie es sich anfühlte? Während sie reglos dalag, wurde ihr bewußt, daß ihr Körper eine Veränderung durchgemacht hatte. Was war anders?
    Ihr Herz schlug wie rasend, sie schwitzte trotz der Kühle der Nacht, in den Beinen hatte sie ein komisches Gefühl, wie nach langem, anstrengendem Lauf, aber das waren nicht die Dinge, die sie jetzt verwunderten.
    Es war etwas zwischen ihren Beinen, ihren Schenkeln; es war etwas in jenem Gebiet, das der streng katholischen Mary unbekannt und verboten war. Irgend etwas hatte sich dort auf geheimnisvolle Weise verändert. Irgend etwas war dort geschehen.
    Vorsichtig und ängstlich schob Mary die Hand über die kantige Erhebung ihrer rechten Hüfte und tauchte ihre Finger hastig in das Dreieck zwischen ihren Schenkeln. In aller Eile erkundete sie mit den Fingerspitzen die verbotene Zone und zog die Hand mit einem Ruck wieder weg.
    Sie berührte den Zeigefinger mit dem Daumen. Eine unerklärliche schleimige Klebrigkeit haftete dort.
    Mary zog die Hand hoch und legte sie auf ihre Bettdecke. Sie schloß die Augen und beschwor noch einmal Sebastian herauf, aber sie konnte die erregenden Gefühle, die er entzündet hatte, nicht wieder lebendig machen. Sie war ausgeleert, es interessierte sie nicht mehr, und während sie nochmals über die erstaunliche Tatsache nachdachte, daß sie von Sebastian geträumt hatte und nicht von Mike, fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Mary stand im Morgensonnenschein und bürstete sich kräftig das Haar, unzufrieden, daß die Dauerwelle noch immer nicht herausgewachsen war. Sie hatte sich vor einiger Zeit entschieden, ihr Haar, das sie bisher kurz getragen hatte, wachsen zu lassen. Bis zum Sommer, der noch zwei Monate entfernt war, sollte es ihr lang und glatt den Rücken hinunterfließen, und die starke Sonne würde es, so hoffte Mary, zu einem hellen Honigblond ausbleichen.
    Marys Mutter, in jeder Hinsicht eine konservative Frau, war mit der Idee ihrer Tochter, mit lang flatterndem Haar durch die Gegend zu laufen, nicht einverstanden. Sie selbst trug ihr rotes Haar ebenfalls kurz und setzte, wenn sie ausging, meist einen Hut auf, derzeit der Mode entsprechend eine Pillbox, die sie sich im Stil Jackie Kennedys auf den Hinterkopf zu drücken pflegte. Mary hatte ein ähnliches Hütchen, und auch das Kostüm, das sie zu Ostern bekommen hatte, glich dem ihrer Mutter: hüftlange Jacke und leicht ausgestellter Rock, der bis zu den Knien reichte. Alle Körperrundungen waren auf diese Weise erfolgreich verdeckt, und man glich der immer wie aus dem Ei gepellt wirkenden First Lady.
    Von den Haarproblemen wanderten Marys Gedanken zu dem bestürzenden Traum der vergangenen Nacht, genauer gesagt, zu der körperlichen Entladung, mit der er sein Ende gefunden hatte. Während sie sich zum Spiegel neigte, um einen blühenden Pickel am Kinn zu inspizieren, dachte sie voller Unbehagen daran, daß sie gleich zur heiligen Kommunion gehen würde. Durfte sie das nach diesem unzüchtigen Traum überhaupt noch? Bei der Beichte war sie schon am vergangenen Abend gewesen. Und nun hatte sie schon wieder gesündigt. Oder konnte der Traum viel leicht nicht als unzüchtiger Gedanke betrachtet werden, da sie ja keine Kontrolle über ihn gehabt hatte?
    Mary war so vertieft in diese Überlegungen und die Inspektion des Pickels, daß sie das Erscheinen ihrer Mutter in ihrem Zimmer nicht bemerkte.
    »Mary Ann, wir kommen zu spät zur Messe, wenn du noch länger vor dem Spiegel stehst!«
    »Was?« Sie sah auf. »Ich hab einen Riesenpickel.«
    Lucille McFarland verdrehte nur die Augen, hob abwehrend die Hände und ging aus dem
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