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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis
Autoren: Barbara Wood
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zurück und lachte. Doch von ihrem Vater erntete sie nur ein missbilligendes Lächeln und von ihrer Mutter einen tadelnden Blick. Mary, die mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt war, reagierte überhaupt nicht.
    »Oder den von der neuen Helen-Keller-Puppe?« fuhr Amy unerschüttert fort.
    »Jetzt reicht es«, fuhr Lucille ihr in die Parade. »Ich weiß nicht, woher du deine Witze hast, aber ich finde sie reichlich geschmacklos.«
    »Ach, Mama, in der Schule erzählen alle solche Witze.« Kopf schüttelnd murmelte Lucille etwas von öffentlichen Schulen und griff nach dem Soufflé.
    »Man zieht sie auf, und sie rennt gegen die Wand.«
    »Jetzt reicht's aber wirklich!« Lucille schlug mit der Hand auf den Tisch. »Erst der Präsident und dann eine bedauernswerte Blinde. Das ist -«
    »Lucille«, sagte Ted ruhig. »Zwölfjährige haben einfach einen anderen Humor. Das hat mit der Schule nichts zu tun.«
    »He, Mary!« Amy warf ihre Gabel auf den Teller. »Wieso bist du eigentlich so still? Mike hat dich wohl heute nicht angerufen, hm?«
    Mary richtete sich auf und sah ihre Schwester an. »Das hab ich gar nicht erwartet. Er hat mir erzählt, daß sie heute Besuch von Verwandten haben. Außerdem muß ich noch eine Arbeit fertig machen.«
    Ted tupfte mit einem Stück Brot die Soße auf seinem Teller auf. »Ist das die, die du auf französisch schreiben mußt? Brauchst du Hilfe?«
    »Nein, danke, Dad.«
    »Ich nehme Spanisch«, verkündete Amy. »Schwester Agatha hat gesagt, man sollte eine Sprache lernen, die man gebrauchen kann. In Los Angeles sollte jeder spanisch sprechen.«
    »Ich weiß«, sagte Mary. »Ich hab mir überlegt, ob ich nicht Suaheli lernen soll.«
    »Wozu denn das?« Lucille zog die schmalen, gezupften Augen brauen hoch.
    »Ich gehe vielleicht zum Peace Corps.«
    »Das ist ja was ganz Neues. Und was ist aus deinen Collegeplänen geworden?«
    »Ich kann ja hinterher aufs College gehen. Beim Peace Corps sind es nur zwei Jahre. Ich würde gern nach Tanganjika gehen oder so was.«
    Lucille strich sich automatisch eine dünne Haarsträhne aus dem Gesicht. Mary hatte jeden Monat neue Zukunftspläne und pflegte mit einer Begeisterung und einem Ernst darüber zu sprechen, die jeden Fremden von ihrer Zielstrebigkeit überzeugt hätte. Ihre Familie wußte es anders.
    »Mach erst mal die Highschool fertig. Du hast noch ein ganzes Jahr vor dir.«
    »Ein Jahr und acht Wochen.«
    Lucille verdrehte die Augen zur Decke. »Eine Ewigkeit.« Mary wandte sich ihrem Vater zu. »Du kannst das doch bestimmt verstehen, Dad, oder?«
    Er schob seinen Teller weg und lächelte. »Ich dachte, du wolltest Modezeichnerin werden.«
    »Und vorher Tänzerin«, warf Amy ein.
    Mary zuckte nur die Achseln. »Das ist jetzt was ganz anderes.«
    Während ihre beiden Töchter das Geschirr spülten, trat Lucille durch die Schiebetür von der Küche auf die Terrasse hinaus und blickte in die Dunkelheit, die den Garten mit Rasenflächen und alten Bäumen so dicht verhüllte, daß er grenzenlos schien. Im Lichtschein, der aus dem Eßzimmer fiel, war nur der vordere Teil des Schwimmbeckens zu sehen, weiß und ohne Wasser. Jenseits des Gartens, etwas oberhalb, auf einem grünbewachsenen Hügel, schimmerten die Lichter der nächsten Häuserzeile, und aus der Ferne war Gelächter zu hören.
    Lucille drehte sich um und ging wieder ins Haus. »Hoffentlich kommt morgen endlich der Mann wegen des Schwimmbeckens«, sagte sie. »Es sieht so scheußlich aus, wenn es leer ist.«
    »Zum Schwimmen ist es doch sowieso zu kalt, Mutter.«
    »Das hat dich und Mike aber neulich abend nicht abgeschreckt. Und dabei hättest du dir beinahe noch den Tod geholt.«
    »Das war doch nicht meine Schuld«, entgegnete Mary. »Ich konnte schließlich nichts für den Kurzschluß an der Beckenbeleuchtung.«
    »Nein, natürlich nicht, aber ich habe einen wahnsinnigen Schrecken bekommen, als ich dich schreien hörte und sah, wie Mike dich aus dem Wasser zog.«
    »Mir ist doch nichts passiert, Mutter. Es hat mich nur er schreckt.«
    »Trotzdem.« Lucille packte die Reste des Hühnchens in Frischhaltefolie und legte es in den Kühlschrank. »Es war furchtbar. Ich habe einmal gelesen, daß in einem Hotelschwimmbecken eine Frau ums Leben kam, als es einen Kurzschluß gab. Das hätte wirklich schlimm ausgehen können, Mary Ann.«
    Mary hängte das feuchte Geschirrtuch auf und erklärte, sie ginge gleich in ihr Zimmer.
    »Schaust du dir nicht die Ed Sullivan Show mit uns an? Heute abend
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