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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille
Autoren: Andreas Schmidt
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Verdammt« bezeichnet, weil eine Zeitlang
»verdammt« sein Lieblingswort gewesen war.
    »Dürfen wir
denn wissen, was hier los ist? Nach einer Übung sieht das
nicht gerade aus.«
    »Woher wollen
Sie das wissen? Sie haben doch schon wieder den Polizeifunk
abgehört«, stellte Ulbricht fest. Das Grinsen war aus
seinem Gesicht gewichen. Er zog an seiner Zigarette.
    »Das ist doch
verboten!« Heike schüttelte den Kopf.
    »Woher wissen
Sie dann von der Leiche?« Ulbricht war nicht dumm; und die
Bemerkung, dass er es hier mit einem Toten zu tun hatte, war ihm
ganz bestimmt nicht zufällig über die Lippen gekommen. Er
zwinkerte Stefan und Heike zu.
    »Gute Reporter
wissen immer alles«, grinste Stefan nun. »Also -was
können Sie uns zu dem Fall berichten?«
    »Gar
nichts.« Ulbricht zuckte die Schultern und blickte zum Ufer.
Der Bewuchs an dieser Stelle war ziemlich dicht, und Stefan konnte
sich nicht vorstellen, wie man ausgerechnet hier eine Leiche aus
dem See bergen konnte. »Kommen Sie schon.« Der
Kommissar gab den Radioreportern ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie
überquerten den Parkplatz. Feiner Kies knirschte unter ihren
Sohlen. Am hinteren Rand des Platzes kündeten Klopapierreste
und gebrauchte Kondome davon, dass dieser verschwiegene Fleck nach
Einbruch der Dunkelheit als öffentliches Klo und als Location
für heimliche Schäferstündchen im Auto beliebt war.
Der Parkplatz war zum Ufer hin durch einen massiven, halbhohen Zaun
eingegrenzt. Seltsamerweise gab es am hintersten Ende eine
Lücke im Zaun. Jemand hatte ein Zaunelement aus der
Konstruktion
entfernt.             
    Eine Stelle, die vor
neugierigen Blicken ziemlich sicher war.
    Ohne sich zu seinen
Besuchern umzublicken, versorgte Ulbricht Stefan und Heike mit
ersten Informationen. »Eine männliche Leiche, zwischen
dreißig und vierzig Jahren. Augenzeugen haben den Toten im
Wasser entdeckt und uns gerufen. Der Tote ist aber nicht ertrunken
- er starb an einem Schuss in den Oberkörper, abgegeben aus
nächster Nähe. Die Spurensicherung fand ein Projektil im
Unterholz. Der Mörder hat es sich leicht gemacht und sein
Opfer in Ufernähe erschossen. Nachdem der Mann tot war, zog
man ihn ins Wasser - es gibt Schleifspuren, die diesen Schluss
zulassen.«
    »Weiß man
schon, wer …«, begann Heike, wurde aber durch ein
Kopfschütteln des Kommissars unterbrochen.
    »Nein,
weiß man nicht. Der Tote trug weder Bargeld noch Papiere bei
sich. Kein Handy, nichts. Da hat jemand nachgeholfen, gar keine
Frage. Vermutlich wollte der Täter verhindern, dass wir
erfahren, um wen es sich bei dem Opfer handelt.« Er zog ein
letztes Mal an seiner Zigarette, dann warf er die Kippe in den
See.
    Heike betrachtete den
Parkplatz. »Der Untergrund ist nicht befestigt. Sicherlich
gibt es Reifen- und Fußspuren, die auf den Täter
hinweisen?«
    »Mehr, als es
uns lieb ist«, nickte Ulbricht. »Der Platz ist
übersät mit Spuren, aber sicherlich kein Wunder, wenn wir
bedenken, dass am Wochenende zahlreiche Menschen den See aufsuchen,
um hier zu wandern, zu joggen oder sich mit dem Boot auf dem Wasser
aufzuhalten. Dies hier ist der Parkplatz eines Ausflugsziels, und
wir haben Samstagabend. Da können Sie sich vorstellen, dass
heute zig Leute hier waren. Deshalb konzentrieren wir uns auf die
Spuren hinter dem Zaun dort.« Ulbricht deutete mit dem Kinn
auf die Lücke im Zaun. Dort waren die Leute der
Spurensicherung beschäftigt.
    »Und niemand hat
die Leiche entdeckt, obwohl der Parkplatz direkt am Wasser
liegt?« Stefan schüttelte ungläubig den Kopf.
»Der Leichnam befand sich am hintersten Ende des Platzes im
Wasser. Dort ist der Bewuchs sehr dicht. Wie Sie sehen können,
wurde der Zaun an dieser Stelle entfernt. Jemand hat
gründliche Vorarbeit geleistet, denn das Ufer ist an dieser
Stelle des Sees recht schmal. Möglicherweise hat man das Opfer
in eine Falle gelockt, den Mann erschossen und dann durch die
Lücke im Zaun zum Ufer geschleift und im Wasser entsorgt. Er
wurde mit einem einzigen Schuss getötet, das Projektil fanden
wir hier auf dem Parkplatz.«
    Stefan tauschte einen
Blick mit Heike, die scheinbar keine Fragen an den Kommissar
hatte.
    Verdammt führte
sie an die Lücke im Zaun. »Hier«, sagte er.
»Verschaffen Sie sich selber einen Überblick.«
Heike wunderte sich über die Kooperationsbereitschaft des
Kommissars, sagte aber nichts dazu.
    Die Spurensicherung
war mit dem Leichnam beschäftigt. Zwei Männer in
faserfreien weißen Overalls blickten kurz
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