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Bittere Mandeln

Bittere Mandeln

Titel: Bittere Mandeln
Autoren: Sujata
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Reisbäuerin. Takeo sah einfach toll aus mit seinem Hut, aber das tat er in allem, sogar in seinem Greenpeace-T-Shirt. Doch das war mit Nories Blut getränkt und von den irgendwann doch noch auftauchenden Polizisten als Beweisstück gegen Eriko beschlagnahmt worden. Die Beamten hatten mir außerdem den Kimono und Nories Kamera abgenommen, mit der mir ein recht gutes Foto von Eriko mit dem Schwert gelungen war, unmittelbar vor ihrem Sturz. Der Ausschlag an ihren Händen ließ sich zweifelsfrei mit dem kleinen Haufen verbrannten Giftsumachs in Verbindung bringen und konnte als weiterer Beweis gegen sie dienen. Sie hatte sich nach wie vor stur geweigert, ihre Tat zuzugeben.
    Als ich die Bittersüßen Nachtschatten an der Steinmauer sah, dachte ich, wie schade es doch war, daß Takeo nun auch die letzte Hoffnung, seine Mutter könne noch leben, aufgeben mußte. Tante Norie hingegen hatte die Frau verloren, die sie für ihre beste Freundin gehalten hatte. Tom und ich konnten mit ihr über diesen Verlust sprechen, Onkel Hiroshi dagegen war nur selten da, weil er eine neue Stelle bei Sendai gefunden hatte.
    Ich wußte ziemlich genau, was passieren würde: Hiroshi würde zwar sein Selbstwertgefühl zurückgewinnen, aber seine Chance vertun, wichtige Zeit mit Norie zu verbringen. Nun, wenigstens würde er zu Hause schlafen, nicht in Osaka.
    »Du hast wirklich Glück, ein solches Leben führen zu können«, sagte ich zu Takeo, während ich die Erde noch einmal wendete. »Du kannst hier im Dreck spielen, aber gleichzeitig den Titel Großmeister tragen. Wenn du Nories Garten erst einmal vollständig umgestaltet hast, wird er vielleicht zu einem Wahrzeichen Yokohamas.«
    »Ich fürchte nein.« Er grub weiter, ohne mich anzusehen. »Vielleicht sollte ich dir sagen, daß mein Vater entschieden hat, Natsumi zur nächsten Leiterin der Schule zu machen.«
    »Das ist ungerecht«, sagte ich. Ich hatte zwar immer gedacht, eines der Probleme bei Ikebana bestehe darin, daß nicht genug Frauen die Schulen leiteten, doch Takeo wäre ein hervorragender Schulleiter geworden. Obwohl der iemoto die Beziehung mit Lila beendet hatte, war die Sache durchgesickert, und seine Autorität war untergraben. Die Schülerinnen brauchten einen neuen Leiter.
    »Natsumi hat sich während der Party keinen Ärger eingehandelt«, meinte Takeo. »Sie ist einfach oben in ihrem Zimmer eingeschlafen wie ein braves Mädchen, statt sich die Hände mit Blut zu bekleckern wie ich. Aber du brauchst meinetwegen nicht zu weinen, Rei. Ich war mir sowieso nie so sicher, ob ich überhaupt iemoto werden möchte. Nach allem, was wir erlebt haben, bin ich zu dem Schluß gekommen, daß das Leben zu kostbar ist, um vergeudet zu werden. Ich habe mich mit meinem Vater über mein Engagement für die Umwelt unterhalten. Er und der Rest der Schulleitung waren der Meinung, daß ich ihre Beziehungen zur gesamten Blumenindustrie ruinieren würde. Also bin ich draußen.«
    »Du bist also ganz aus der Kayama-Schule raus?«
    »Ja. In Zukunft wirst du mich nicht mehr den verwöhnten Millionärssohn nennen können. Im Augenblick bin ich bloß ein arbeitsloser Gärtner.«
    »Du könntest dich jetzt uneingeschränkt in der Stop-Killing-Flowers-Gruppe engagieren«, schlug ich vor. »Du weißt doch, Mrs. Koda ist inzwischen auch dabei.« Am Tag nach der katastrophalen Party im Steingarten hatte Mrs. Koda mir für die Rettung der Schätze und des Rufs der Schule gedankt. Als Gegenleistung würde sie etwas tun, um allen Frauen zu helfen, die Blumen liebten. Sie wollte eine Stiftung für die wissenschaftliche Erforschung der Wirkung von Pestiziden auf Menschen ins Leben rufen.
    Als Richard und Enrique – nach einem von mir arrangierten Treffen im Salsa Salsa wieder glücklich vereint – Che Fujisawa von der geplanten Krebsstudie erzählten, bat dieser, an Mrs. Kodas Pressekonferenz teilnehmen zu dürfen. Mrs. Koda erlaubte es ihm, allerdings unter der Voraussetzung, daß Che versprach, die Kayama-Schule dafür zu loben, daß sie sich als erste dieser wichtigen Frage zugewandt habe. Mari Kumamori erklärte sich bereit, ein Seladon -suiban als Geschenk für die wichtigsten Spender der Kampagne zu töpfern. Als ihre suiban dann im Lifestyle-Teil der Asahi Shinbun abgebildet wurden, begannen Bestellungen für ihre Keramiken in der Kayama-Schule einzugehen. Der einzige, der keine großartige berufliche Zukunft vor sich hatte, war Takeo.
    »Ich möchte lediglich ein einfacher Gärtner sein. Meinst du
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