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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller
Autoren: C. Bertelsmann
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Ihr cleveren MEK-Leute, das Sie uns aufgeschwatzt haben, nur weil Sie keine Lust hatten, sich von einem BKA-Team die Butter vom Brot nehmen zu lassen.«
    Interessant. Außerdem Balsam für die Seele, zu erleben, wie der Präsident zur Minna gemacht wurde. Willi Heuser hinkte zum Sideboard und entnahm ihm Kaffeetassen, Unterteller, Löffel, Zucker und Süßstoff. Niemand beachtete ihn. Er hatte im Fernsehen mal einen Film über den französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. gesehen und daraus gelernt, dass mächtige Leute sich gern wichtig nahmen, indem sie unwichtige Leute wie Luft behandelten. Jerkov? Redeten die etwa von …
    »Zoran Jerkov ist eine tickende Zeitbombe«, sagte der Dicke im Cordanzug. »Ist Ihnen das klar?«
    Tatsächlich. Sie redeten über Zoran.
    »Wir finden ihn«, sagte der Präsident. »Ich wette, er wird Köln nicht verlassen. Also ein Heimspiel für meine Leute.«
    Ein Heimspiel. Für wen? Eine Million Menschen lebten in der Stadt. Davon stammten laut amtlicher Statistik mehr als 15 000 Einwohner aus dem ehemaligen Jugoslawien, hatte Willi Heuser erst letzte Woche in der Zeitung gelesen. Eine Reportage über Kölner Bürger mit Migrationshintergrund. Schönes Wort. Noch schöner fand Willi Heuser die bei Sozialpädagogen beliebte Alliteration: Mitbürger mit Migrationshintergrund. 15 000 Jugos lebten also in der Stadt. Mal abgesehen von den Serben waren das alles potenzielle Fluchthelfer. Außerdem wusste Zoran Jerkov, wie man sich unsichtbar machte. Kein Heimspiel für die Polizei, sondern ein Heimspiel für Zoran. Der Präsident redete also nichts als Müll. Das dachte Willi Heuser in diesem Augenblick, und er spürte deutlich, dass die drei fremden Männer in diesem Augenblick das Gleiche dachten.
    Vor dem im rechten Drittel des Sideboards eingelassenen Miniaturkühlschrank stand mit vor der Brust verschränkten Armen der junge Drahtige, wippte nervös auf den Fußballen und starrte auf den Kunstdruck hinter dem gläsernen Wechselrahmen an der Wand. William Turner. Drachenfels mit Rheinpanorama. Aquarell, frühes 19. Jahrhundert. Mit Kunst kannte sich Willi Heuser aus. Sein Hobby, über das sich die Kollegen gern lustig machten. Über sein Hobby und über sein Hinkebein.
    »Tschuldigung …«
    Der Drahtige trat einen Schritt zur Seite, ohne Willi Heuser eines Blickes zu würdigen, und sagte zu dem Kunstdruck:
    »Ich erinnere noch einmal an meinen Vorschlag.«
    »Sie meinen, dieser …«
    Der Ältere mit den Nadelstreifen ließ den unvollendeten Satz in der Luft hängen und rang mit seinem Gedächtnis. Der Dicke mit der Fliege half ihm auf die Sprünge: »Manthey …«
    »David Manthey«, ergänzte der Drahtige.
    »Oh Gott«, stöhnte der Präsident. »Dieser …«
    Der Drahtige löste sich von Turners Rheinpanorama und brachte den Präsidenten mit einem einzigen Blick zum Schweigen. Willi Heuser nahm derweil die Milch aus dem Kühlschrank und stellte sie neben den Zucker auf den Konferenztisch.
    »Einverstanden«, sagte der Grauhaarige mit den Nadelstreifen. Er hatte offenbar das Sagen in dieser Runde. »Es ist einen Versuch wert. Schaffen Sie ihn also her. Auf der Stelle.«
    »Es wird einen Moment dauern.«
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, wir wissen zwar, wo er steckt, aber es wird einen Moment dauern, bis wir ihn hierhaben. Er lebt schon lange nicht mehr in Köln, sondern auf Formentera. Das ist die kleinste der Baleareninseln. Es gibt dort keinen Flughafen. Nicht einmal eine Landepiste. Ist alles Naturschutzge…«
    »Ersparen Sie mir den Volkshochschulvortrag.«
    »Sollen wir die Guardia Civil um Amts…«
    »Auf keinen Fall. Ich will kein Aufsehen. Er kommt freiwillig mit oder er bleibt, wo er ist. Unfreiwillig nützt er uns hier gar nichts. Schicken sie zwei Leute in Zivil. Unbewaffnet. Ich will keine Scherereien mit den spanischen Behörden. Und tun Sie mir einen Gefallen: Vermasseln Sie die Sache nicht!«
    David Manthey. Donnerwetter. Was für ein interessanter Tag. Ausgerechnet David, der Nestbeschmutzer. Willi Heuser verteilte Servietten auf dem Tisch. Der Drahtige verließ eilig den Raum. Willi Heuser riss eine Tüte mit Knabberzeug auf. Das Geräusch ließ den Präsidenten aufblicken.
    »Heuser?«
    »Ja, Herr Präsident?«
    »Was machen Sie eigentlich noch hier?«
    Frank Koch sah nur kurz auf, als Kristina Gleisberg ihm gegenüber in einem der Ledersessel Platz nahm, dann vertiefte er sich wieder in seine Zeitung. Falls es ihn überrascht haben sollte, ausgerechnet hier, in
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