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Bitter Lemon - Thriller

Titel: Bitter Lemon - Thriller
Autoren: C. Bertelsmann
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journalistischen Arbeit gefesselt, seit der ersten Zoran-Jerkov-Story zur Prime Time, Schätzchen, die Story hat viel mehr Potenzial, als du dir vorstellen kannst, das wittere ich . Seit sechs Wochen konnte er sich sogar ihren Namen merken, auch wenn er sie weiter Schätzchen nannte und duzte, wie sämtliche seiner weiblichen Sklaven, und vor vier Wochen hatte er ihr sogar unaufgefordert die Honorarpauschale erhöht.
    »Schätzchen, merk dir gut, was ich dir jetzt sage. Es gibt eine goldene Regel in unserer Branche: Wenn ein neues Format in der Süddeutschen gelobt wird, dann muss dir schon angst und bange werden, denn dann fällt es erfahrungsgemäß beim Publikum durch, spätestens nach der zweiten Folge, und die Quote kannst du dir … Moment mal … ach du Scheiße …«
    Er griff nach dem BlackBerry neben dem Zeitungsberg, riss das Gerät an sich, als hinge sein Leben davon ab, starrte auf das Display, drückte schließlich eine Kurzwahltaste, presste das Ding ans Ohr. »Koch hier. Schätzchen, lauf doch mal rasch rüber in den Blumenladen und schick meiner Ex-Frau einen dicken Strauß Nelken. Was? Einfach nur: Alles Gute zum fünften Scheidungstag. Okay. Noch was? Wer? Der kann warten. Sag ihm, ich rufe ihn von Berlin aus zurück. Oder noch besser: Sag ihm, ich bin nicht zu erreichen. Wir lassen ihn noch eine Weile zappeln. Nein, im Kempinski. Nein, das war alles. Tschüssi.«
    Frank Koch warf das BlackBerry auf den Zeitungsberg und grinste: »Ich schicke ihr jedes Jahr zum Scheidungstag Blumen. Sie hasst Nelken. Kleiner Spaß von mir. Was machst du eigentlich hier? Müsstest du nicht bei der Pressekonferenz sein … mit diesem … wie heißt er noch gleich?«
    »Zoran Jerkov. Die Pressekonferenz ist vorbei. Deshalb bin ich hier, weil es da ein Problem …«
    Problem. Genau dieses Wort wollte sie eigentlich vermeiden. Koch hasste das Wort. Kommen Sie mir nie mit Problemen, ohne mindestens drei Lösungsvorschläge parat zu haben. Ich will nicht wissen, was nicht geht, sondern was geht. Plötzlich grinste er breit, aber an ihr vorbei, in Richtung Tür. Kristina Gleisberg blickte über die Sessellehne zurück. Sie kannte den Mann: Politiker, Landesminister in Düsseldorf, aber sie kam nicht auf den Namen. Er hatte eine junge Frau im Kostüm und zwei Personenschützer im Schlepp. Die Personenschützer bauten sich neben der Tür auf, die Frau folgte dem Minister, hielt aber exakt zwei Schritte Abstand. Also nicht seine Ehefrau, sondern seine persönliche Referentin. Der Minister breitete die Arme aus, als er auf Koch zusteuerte. Die Referentin nahm derweil neben Kristina Aufstellung, schaute ungeniert von oben herab und taxierte Kristinas Marktwert. Koch grinste weiter, lehnte sich bequem im Sessel zurück und hielt es keineswegs für unhöflich, sitzen zu bleiben. Der Minister beugte sich zu ihm hinab, tätschelte Kochs Schulter und flüsterte ihm ins Ohr. Koch nickte und grinste. Der Minister richtete sich aus der unbequemen Haltung auf, was zur Folge hatte, dass er nun nicht mehr flüstern konnte, sondern lauter reden musste:
    »Darf ich Sie nach dem Flug mit meinem Wagen von Tegel mit in die Stadt nehmen? So könnten wir die Zeit nutzen und schon mal über die Sache reden.«
    »Aber gerne«, antwortete Koch und grinste gefällig, bis der Minister sich wieder in Bewegung setzte, um das Frühstücksbufett zu besichtigen. Die Referentin folgte ihm. Koch stellte das Grinsen ab und wandte sich wieder Kristina zu.
    »Was für ein aufgeblasenes Arschloch. Aber was soll’s. Er kann uns helfen. Also: Was ist mit dem … Problem?«
    »Er ist weg.«
    »Wer?«
    »Zoran Jerkov.«
    »Was soll das denn heißen? Er geht heute Abend um 20.15 Uhr auf Sendung. Er hat einen Vertrag unterschrieben, er hat das Live-Interview exklusiv an uns verkauft, er hat uns bisher schon eine Menge Geld gekostet …«
    »Herr Koch?«
    »Was?«
    »Es tut mir leid. Zoran Jerkov hat sich vor der JVA mitten in der Pressekonferenz auf ein Motorrad geschwungen und ist auf und davon. Ich habe keine Ahnung, wo er jetzt …«
    »Halt mal die Klappe. Ich muss nachdenken.«
    Frank Koch kratzte sich am Bauch.
    Kristina Gleisberg hielt die Klappe.
    Frank Koch griff erneut nach dem BlackBerry.
    »Piet? Ich bin’s. Ja, ich bin auf dem Weg nach Berlin. Piet, wir müssen ein Problem lösen. Dieser Jerkov ist abgetaucht. Ja, dieser Knacki. Langweile mich jetzt bitte nicht mit Nachfragen, sondern sieh’s dir nachher selber an … N24, YouTube, was weiß ich, es
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