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Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7
Autoren: Jutta Wilke
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erreichen, aber dein Handy war tot. Deshalb schnell diese Mail. Ich wollte dir noch sagen, dass die
Green Fighters
in den Sommerferien einen Tauchkurs anbieten. Hast du Lust? Stefan macht gerade einen Tauchlehrerschein und wird den Kurs mit Markus leiten, seinem Ausbilder. Es geht gleich in der ersten Ferienwoche los und ich hab meine Eltern schon überredet. Ich darf! Ich hänge dir mal das Anmeldeformular als Datei an. Sieh zu, dass deine Mutter unterschreibt.
    Ich freu mich auf die Ferien und auf dich.
    *Bussi*
    Kim
    PS: Du kennst doch Stefan noch?
    Und ob ich Stefan noch kenne! Wie könnte ich den vergessen? Stefan, der Typ von der Homepage, war wochenlang der Mann meiner schlaflosen Nächte, nachdem er mich im letzten Sommer von einer Elbstrandparty mit seinem Roller nach Hause gefahren hat.
    Stefan ist ein richtiger Hingucker, braun gebrannt und blonde Wuschellocken, so der Typ Surflehrer.
    Oder Tauchlehrer. Passt ja! Ob ich Lust habe, einen Tauchkurs bei Stefan zu machen? Was für eine Frage! Schon beim Gedanken daran, mit dem Typ zusammen im Wasser zu sein, wird mir ganz anders. Stefan. Und jetzt der Tauchkurs! Ichmuss einfach die Erlaubnis meiner Mutter kriegen. Oder soll ich besser gleich meinen Vater fragen?
    Schließlich werde ich die Ferien ja bei ihm in Hamburg verbringen, da ist er doch zuständig für solche Entscheidungen, oder? Das Klingeln des Telefons reißt mich aus meinen Überlegungen.
    »Hallo, Karo, ich bin’s«, höre ich die Stimme meines Vaters. Perfektes Timing. »Ist deine Mutter da?«
    Wie ich das hasse. Seit meine Eltern sich getrennt haben, spricht mein Vater nur noch von »deiner Mutter« und meine Mutter nur noch von »deinem Vater« oder, wenn sie schlecht drauf ist, von »deinem Erzeuger«. Als hätten sie gegenseitig ihre Namen vergessen.
    »Nein, Mama ist nicht da. Sie hat einen Termin am Familiengericht. Das kann dauern.« Was Papa wohl von Mama will? »Kann ich ihr was ausrichten?«
    »Nein, Kleines, oder – ach nein, ich melde mich dann einfach heute Abend noch mal.«
    Was für ein Gestotter. Egal. Jetzt oder nie. Das ist meine Chance. »Du, hör mal«, setze ich an, aber Papa unterbricht mich.
    »Ich muss jetzt Schluss machen, habe noch ein Gespräch auf der anderen Leitung. Sag deiner Mutter, dass ich angerufen habe. Ich melde mich wieder.« Dann legt er auf.
    »Blödmann«, murmele ich. Wenn ich einmal was Wichtiges fragen will. Na gut, dann halt nicht. Später ist auch noch Zeit. Das mit dem Tauchkurs werde ich schon hinkriegen.
    Plötzlich schießt mir ein unangenehmer Gedanke durch den Kopf. Ich besitze überhaupt keinen Bikini und noch nicht einmal einen halbwegs vernünftigen Badeanzug. Nur so ein ausgeleiertes Teil, das ich für den Schulsport gebraucht habe. Und dann fällt mir auch wieder ein, warum das so ist. Vor lauter Aufregung über den Tauchkurs habe ich es glatt verdrängt. Übergewicht. Ich schleppe mindestens zehn Kilo zu viel mit mir herum und sehe in jedem Badeanzug aus wie die Kolosse, zu deren Rettung ich Unterschriften sammele. Niemals werde ich mich in einen Bikini quetschen, auch für alle Stefans der Welt nicht. Ich krieche aus dem Zelt und durchwühle meine Kommode. Irgendwo muss mein Badeanzug doch sein. Endlich halte ich das Teil in die Höhe. Es sieht genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Blau, labberig und langweilig. Jetzt habe ich ein echtes Problem. Entweder ich schreibe den Tauchkurs ab oder ich beiße in den sauren Apfel und kaufe mir einen neuen Badeanzug. Ist die Frage, was grässlicher ist.
    Vielleicht kann ich mir einen Badeanzug bei E-Bay bestellen, überlege ich. Dann entgehe ich wenigstens der neongrellen Schlachthausbeleuchtung in den Kaufhaus-Umkleidekabinen. Ich will gerade den Suchbegriff in mein Notebook eingeben, als ich Mama höre.
    »Hallo, Karo, wie war’s in der Schule? Ich mache mir einen Cappuccino, willst du auch einen? Du, ich muss dir was Tolles erzählen, stell dir vor, der alte Brinkmann will mir den Kurs bezahlen und ich soll schon nächste Woche anfangen.«
    Ich folge ihr in die Küche, lasse mich auf einen Stuhl fallen und warte auf den Moment, in dem meine Mutter Luft holen muss. Vorher etwas zu sagen, wäre vollkommen sinnlos.
    »Was ist denn? Du sagst ja gar nichts.« Sie dreht sich zu mir um und greift nach der Dose mit dem Instant-Cappuccinopulver. Ich überlege noch, ob ich von meinem Zusammenstoß mit der Müller-Thurgau oder von Kims Mail erzählen soll, da legt sie schon wieder los.
    »Wir
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