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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden
Autoren: Greg Iles
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Glauben Sie vielleicht, in einer reichen Umgebung aufzuwachsen könnte Sie vor dem eigenen Vater schützen? Oder dem Großvater?«
    Angie Pitre ringt die Hände. »Stacey, das haben wir nicht ausgemacht, weißt du? Niemand von den anderen wäre damit einverstanden!«
    Lorio mustert Angie mit einem scharfen Blick. »Niemand sonst hatte den Mumm, irgendetwas zu machen, oder? Sie haben sich tatenlos zurückgelehnt, während wir die Drecksarbeit für sie erledigen durften. Sie haben sich alles im Fernsehen angeschaut. Sie haben zugesehen, wie die Leute, die sie verletzt haben, um Gnade und Vergebung flehen, aber haben sie einen verdammten Finger gehoben? Haben sie sich die Hände dreckig gemacht?«
    Angie schüttelt den Kopf. »Ich weiß. Ich weiß, aber trotzdem …«
    »Trotzdem was?«
    »Sie ist wie wir, Stacey!«
    Lorio reißt die Pistole herum und zielt auf Sean. »Und was ist mit ihm? Er ist ein Cop! Ein Detective vom Morddezernat! Er will dich in die Todeszelle stecken! Du hast gehört, was er gesagt hat! Es ist Zeit für ein paar Anrufe. Möchtest du, dass sie dir die Nadel in den Arm schieben, Ang? Scheiße, du kannst nicht mal Blut spenden ohne zu kotzen!«
    »Ich weiß, aber … Mein Gott, ich weiß es nicht.«
    Lorio presst die Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. »Aber ich weiß es, Baby! Du gehst jetzt einfach in die Küche, während Mama sich um das Geschäftliche kümmert.«
    Stacey Lorio zieht mit der freien Hand ein Kissen vom Sofa,und plötzlich weiß ich, dass dies die letzten Sekunden meines Lebens sein werden. Ich bin bei Billy Neal davongekommen, doch so viel Glück habe ich bestimmt nicht noch einmal. Mein Blick wandert zu meiner Handtasche am Boden, doch sie könnte genauso gut eine Meile weit weg sein. Lorio macht einen Schritt auf mich zu, drückt das Kissen auf die Pistole und feuert.
    Plötzlich ist alles völlig durcheinander. Ein Pferd tritt mir in den Leib. Winzige Schaumstofffetzen segeln durch die Luft. Nasses rotes Blut läuft über meinen Bauch, und ein dumpfer Knall erfüllt den Raum. Dann schreit eine Frau.
    »Was …?«, frage ich und gehe rückwärts, während ich versuche, mich auf den Beinen zu halten.
    »Stacey! Nein!«
    Lorio folgt mir mit dem Kissen über dem schwarzen Lauf von Seans Glock, von dem ich nur ein winziges Stück sehen kann. Sie ist keinen halben Meter mehr von mir entfernt, als Angie Pitre sie von hinten anspringt und ihr die Arme nach hinten reißt. Beide Frauen gehen wild rudernd und um sich schlagend zu Boden.
    Ich will Angie helfen, doch die Beine versagen mir den Dienst, und ich sacke schwer auf das Sofa hinter mir.
    »O Gott …«, stöhnt jemand.
    Ich bin es selbst. Das Blut nässt inzwischen meinen Schritt. Die Waffe explodiert erneut, und irgendjemand kreischt, doch die Frauen kämpfen weiter.
    Ich kann meine Handtasche am Boden sehen, doch ich kann mich nicht nach vorne beugen, um sie aufzuheben.
    Stacey Lorio sitzt inzwischen auf Angies Brust und brüllt sie an, sich nicht mehr zu wehren, doch Angie schlägt weiter auf sie ein und bockt wie ein kleines Mädchen, das vor Wut völlig außer sich ist. Mit einem lauten Fluch dreht Lorio die Waffe um und schlägt Angie mit dem Kolben über das Gesicht.
    Angie Pitre stellt ihre Gegenwehr ein.
    Stacey klettert von ihr herunter, als Sean plötzlich die Handhebt und sie am Ellbogen packt. Er muss immer noch halb bewusstlos sein, denn die Lorio lacht nur und schüttelt seinen Griff so leicht ab, als wäre Sean ein lästiger kleiner Junge.
    Mit ruhiger Zuversicht geht sie zum Sofa und nimmt das andere Kissen, um es Sean auf das Gesicht zu legen.
    Ich starre hinunter auf meine Handtasche und nehme meine ganze Willenskraft zusammen, um mich nach vorn zu beugen.
    Stacey drückt den Lauf von Seans Waffe in das Kissen, ungefähr dort, wo Seans Stirn sein muss, und feuert.
    Während ich voll ohnmächtiger Wut schreie, erscheint ein winziges Loch zwischen Staceys Brüsten. Es sieht fast wie gemalt aus, doch innerhalb einer Sekunde hechelt sie so heftig nach Luft, als hätte jemand ihr eine Schraubzwinge über den Brustkorb gelegt. Seans Featherweight Smith & Wesson ruckt in meiner Hand.
    Stacey öffnet den Mund, um etwas zu sagen, doch aus ihrer Kehle sprudelt ein Geysir aus Blut.
    Angie schreit.
    Staceys Beine knicken ein, und sie fällt neben Sean auf die Knie. Sie starrt auf ihn hinunter, hebt die Waffe über das Kissen und hebt sie weiter in dem Bemühen, damit auf mich zu zielen.
    »Nicht …« ,
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