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Bissige Gäste im Anflug

Bissige Gäste im Anflug

Titel: Bissige Gäste im Anflug
Autoren: Franziska Gehm
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und den Spuk vertrieben hätten.
    »Also«, sagte Silvania, »hiermit eröffne ich das Mitternachtspicknick. Hoi boi!« Sie versuchte fröhlich zu klingen, aber es gelang ihr nicht. Silvania gruselte sich nie gerne. Weder allein noch mit Freunden. Höchstens zu zweit. Mit einem unheimlich verwegenen Beschützer. Obwohl sie als Halbvampir die Dunkelheit gewohnt war, fühlte sie sich auf diesem Hügel mit dem seltsamen Namen unwohl. Vielleicht lag es an der Geschichte, die ihnen Ludos Opa erzählt hatte. Vielleicht auch einfach an den vielen Blutwürstchen, die sie zum Abendbrot gegessen hatte.
    Sie setzte den Rucksack ab, in dem sie die Picknicksachen und eine Überraschung für Ludo mitgenommen hatten – wenn es denn überhaupt noch eine Überraschung war und er es nicht schon längst voraussah.
    »Warte, ich helfe dir.« Daka kniete sich neben ihre Schwester.
    Helene trat hinter Ludo und hielt ihm die Hände vor die Augen. »Überraschung!«, rief sie. »Nicht hellsehen, hörst du?«
    Ludo brummte zustimmend. Ihm war nicht ganz wohl dabei, gar nichts mehr zu sehen. Weder hell noch normal. Zum einen hatte er Angst, dass sein Albtraum wiederkehren würde, zum anderen hatte er Angst, dass irgendetwas herannahen würde, von dem er nicht wusste, was es war. Nur, dass es sehr gefährlich und mächtig war.
    Ludo hörte, wie seine Freundinnen etwas aus dem Rucksack zogen. Es knisterte und klang wie Alupapier.
    »Es geht los«, sagte Silvania.
    »ONU, ZOI, TROSCH!«, riefen Daka, Silvania und Helene zusammen.
    Helene nahm mit einem Mal die Hände von Ludos Augen.
    Ludo starrte auf den Boden. Dort stand eine große silberne Schüssel. In der Schüssel lag ein schwarzer, wabbeliger Klumpen, von dem mehrere dünne schwarze Linien abgingen. Er sah aus wie eine riesengroße Spinne. Eine Spinne mit weißen Punkten auf dem Rücken.
    »Ist das nicht zensatoi futzi?«, rief Daka.
    Ludo nickte zögernd. »Toll.«
    »Die kleinen weißen Raupen habe ich draufgelegt.« Helene verschränkte die Hände hinter dem Rücken und drehte den Oberkörper hin und her.
    »Natürlich sind sie aus Zucker«, ergänzte Silvania.
    »Natürlich.« Ludo kratzte sich hinter dem Ohr. Er zog einen Mundwinkel zur Seite. Er stülpte die Lippen erst nach innen, dann nach außen. »Und was ist das genau?«
    Daka warf Ludo einen fassungslosen Blick zu. »Na, eine Wackelpuddingspinne!«
    »Cola-Waldmeister-Geschmack«, ergänzte Helene.
    »Perfekt für ein Mitternachtspicknick«, sagte Silvania. »Du magst doch Wackelpuddingspinnen, oder?« Silvania sah Ludo besorgt an.
    Ludo zuckte mit den Schultern. »Ich habe noch nie eine gegessen. Aber die da sieht sehr lecker aus.«
    »Du hast noch NIE eine Wackelpuddingspinne gegessen?« Daka riss die Augen auf. »Schlotz zoppo, wovon ernährt ihr Menschen euch nur?«
    »Los, schneiden wir die Spinne an!«, sagte Helene, für die es auch die erste Wackelpuddingspinne ihres Lebens war. Sie setzte sich im Schneidersitz neben die Zwillinge.
    »Da wird nichts geschnitten.« Silvania holte vier Strohhalme aus dem Rucksack, so dick wie der Pappenrest einer Küchenrolle.
    Daka nickte. »Die Spinne wird ausgesaugt. Bis auf den letzten wabbelnden Krümel. Samt Raupen, versteht sich.«
    »Komm, Ludo, setz dich«, sagte Silvania.
    Doch Ludo reagierte nicht. Er sah zum Himmel.
    »Was ist?«, fragte Helene.
    »Ich weiß nicht ... ich ...« Ludo zog die Augenbrauen zusammen.
    »Siehst du wieder ein Gewitter?«, fragte Daka.
    »Nein, kein Gewitter, aber ...« Eigentlich sah Ludo gar nichts. Er spürte nur etwas. Etwas, das näher kam. Unaufhaltsam.
    Silvania sah ebenfalls zum Himmel. Bis auf ein paar Wolken war er sternenklar. Der Vollmond schien auf die Wackelpuddingspinne und ließ die Raupen auf dem Rücken gespenstisch leuchten. »Also, ich sehe nichts. Komm schon, Ludo, setz dich.«
    »Genau«, sagte Daka, die bereits einen dicken Strohhalm in der Hand hatte. »Sonst sauge ich nämlich die ganze Wackelpuddingspinne alleine auf. Glaub ja nicht, dass ich das nicht kann.«
    Ludo wandte den Blick vom Himmel und sah zu seinen Freundinnen. Sie hatten recht. Er sollte endlich aufhören, Gespenster zu sehen. Am Himmel war nichts zu erkennen, weder ein Gewitter noch irgendetwas anderes. Und der geheimnisvolle Geist, der Ludo eben noch im Nacken gesessen hatte, war auch verschwunden. Es war eine ganz normale Nacht. Eine Vollmondnacht, in der er mit seinen Freundinnen auf dem Knochenhügel saß und Wackelpuddingspinne saugte.
    Ludo ging in die
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