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Bis unter die Haut

Bis unter die Haut

Titel: Bis unter die Haut
Autoren: Julia Hoban
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Angebot ablehnen? Das würde ziemlich seltsam rüberkommen, zumal sie das dumpfe Gefühl hat, dass sie sowieso schon reichlich seltsam rüberkommt.
    Sie rappelt sich auf und geht langsam zu ihnen rüber, unsicher, worüber sie sich mit diesen Mädchen unterhalten soll. Vor einem Jahr noch hätte sie erst gar keine solche Aufforderung gebraucht. Aber jetzt … Sie weiß einfach nicht mehr, wie sie sich in der Gesellschaft anderer verhalten soll.
    Und es gibt auch noch einen anderen Grund. Bisher hat sie zwar niemand direkt darauf angesprochen, aber sie ist sich sicher, dass alle darauf brennen, ihre Geschichte zu hören.
    Sie hat ein banges Gefühl im Bauch, als sie sich zu ihnen setzt. Die Fragen, vor denen sie sich fürchtet, können jeden Augenblick gestellt werden. Und statt entspannt die Sonne und das fröhliche Geplapper der anderen Mädchen zu genießen, wartet sie angespannt darauf, was passieren wird.
    »Wenn ich einen Studienplatz an meiner Wunsch-Uni bekomme, dann färb ich mir die Haare rot«, verkündet das braunhaarige Mädchen neben ihr.
    »Sorry, aber den Zusammenhang kapier ich jetzt nicht«, sagt darauf ein anderes Mädchen. Willow erkennt sie sofort wieder. Es ist die Rothaarige, die sie neulich vor ihrem unrühmlichen Abgang aus dem Klassenzimmer so angestarrt hat. Die mit dem entzündeten Kratzer auf dem Unterarm. Die, von der Willow geglaubt hat, sie wäre eine verwandte Seele. »Und warum willst du überhaupt eine andere Haarfarbe?«, fügt sie fragend hinzu.
    »Na ja …« Die Braunhaarige lässt sich rücklings ins Gras sinken und setzt ihre Baseballkappe auf. »Wenn ich das schaffe, werden meine Eltern so happy sein, dass es ihnen egal ist, ob ich mir die Haare färbe. Außerdem finde ich rote Haare super. Du könntest dich ruhig ein bisschen geschmeichelt fühlen.«
    »Genau, Kristen, rote Haare sind der Hingucker schlechthin«, mischt Claudia sich ein.
    »Hat irgendjemand was zu essen dabei?«, fragt die Brünette unter ihrer Baseballkappe hervor. Willows Blick fällt auf die Schulbücher, die neben ihr liegen. Auf einem steht ihr Name: Laurie.
    »Irgendwo da drin muss noch ein alter Müsliriegel rumfliegen«, sagt Kristen, während sie in ihrer Tasche wühlt.
    »Nein danke, ich verzichte freiwillig«, lehnt Laurie lachend ab.
    »Was ist mit dir? Willow, oder?« Laurie schiebt ihre Baseballkappe etwas zurück und sieht sie an. »Hast du zufällig was dabei, das genießbarer ist?«
    »Nein, ich … nichts, nein …« Willow verstummt.
    »Wir könnten uns doch noch schnell ein paar Croissants holen gehen«, schlägt Claudia vor und schaut auf ihre Uhr.
    »Dafür reicht meine Zeit nicht mehr.« Kristen schüttelt den Kopf und sieht dann Willow fragend an, als würde sie darauf warten, was sie zu dem Thema zu sagen hat.
    Willow versucht ein Lächeln, das jedoch zu einer gequälten Grimasse verrutscht. Sie weicht Kristens Blick aus und starrt stattdessen auf ihre Schuhe.
    »Erzähl doch mal, Willow.« Claudia fächelt sich mit einem ihrer Schulhefte Luft zu. »Welche Kurse hast du sonst noch, ich meine, außer Geschichte.« Sie und Willow haben in der vierten Stunde zusammen Geschichte.
    »Oh Mann, wen interessiert denn so was?«, stöhnt Laurie und zieht sich die Baseballkappe wieder tiefer ins Gesicht. »Hey, nimm’s nicht persönlich, Willow, aber mir steht die Schule bis hier.« Sie zieht die ausgestreckte Hand unter ihrem Kinn durch. »Du bist noch nicht in der Zwölften, oder? Schule, Schule, Schule, ich denk gerade an nichts anderes mehr. Wo geht’s nächstes Jahr hin? Welche AG soll ich noch belegen, weil sie sich gut im Zeugnis machen? Ich hab die Nase so was von voll, echt. Können wir uns nicht über irgendwas anderes unterhalten?«
    »Ich wollte nur ein bisschen gepflegte Konversation betreiben.« Claudia grinst und stupst Laurie mit der Schuhspitze an. »Du weißt schon, höflich sein, falls dir der Begriff etwas sagt, Laurie, und etwas über Willow erfahren.«
    »Oh, na klar.« Laurie nickt. »Denk jetzt bitte nicht, ich würde mich nicht für dich interessieren, Willow. Zum Beispiel würde ich wahnsinnig gern wissen, ob du meinst, dass ich mit roten Haaren besser aussehen würde.«
    Aber Kristen erspart es Willow, darauf antworten zu müssen.
    »Ach komm schon, Laurie, sonst redest du doch auch über nichts anderes. Du hast nur deswegen keine Lust mehr drauf, weil du deinen Studienplatz schon so gut wie in der Tasche hast. Von allen Leuten, die ich kenne, hast du beim
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