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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin
Autoren: Emily Hainsworth
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bisschen später?«
    »Oh, na gut.« Sie setzt sich neben mich und reicht mir ein Bier.
    »Auf zweite Chancen.«
    »Auf zweite Chancen«, stimme ich mit ein. Das Bier schmeckt bitter und dünn. Ich schlucke es schnell herunter. »Viv, ich …«
    »Psst.«
    Ihre Finger spielen über meinen Oberschenkel bis hinauf zum Bund meiner Jeans, während sie eine Spur von Küssen über meinen Hals zu meinem Mund legt. Ich schließe die Augen und schmecke das Kirscharoma von ihrem Lipgloss. Ich sollte sie bremsen, werde sie bremsen, gleich, in einer Minute. Wie viele Monate habe ich mich danach gesehnt? Ich lehne mich zurück, streichele über ihre Schulterblätter, den Nacken, die kurzen Haare und lasse mich mit ihr verschmelzen. Ihr Duft hüllt mich ein, warm, vertraut und tröstlich. Ich glaube, mir war bis zu diesem Moment nicht richtig klar, was es hieß, sie zu vermissen.
    Sie dreht sich ein wenig, woraufhin die Sofalehne in meinen Rücken drückt, aber ich achte nicht darauf. Lächelnd greift sie nach meinem Gürtel.
    Ich atme tief durch und schalte meinen Verstand ab. Jetzt ist es so weit. Wir können später miteinander reden.
    Viv will sich rittlings auf mich setzen und stützt sich dabei kurz mit vollem Gewicht auf mein rechtes Knie.
    »Au!«
    Reflexhaft reiße ich das Bein hoch und ramme es ihr beinahe gegen das Kinn. Sie krabbelt mit erschrocken aufgerissenen Augen ans andere Ende des Sofas.
    »Was ist los mit dir?«, ruft sie.
    Ich schiele noch einmal zu ihren kurzen Shorts hin und seufze.
    »Das Licht … das Fenster nach drüben … Nenn es, wie du willst, es wird kleiner.«
    Sie runzelt die Stirn. »Na und?«
    »Diese Ecke … Viv, wir können nicht mehr länger die Seiten wechseln.«
    Sie beugt sich vor; die Bedeutung meiner unzusammenhängenden Erklärung scheint ihr gerade zu dämmern. »Von was redest du da? Natürlich können wir das.«
    Ich schüttele den Kopf. »Vorhin habe ich kaum noch durchgepasst.«
    »Aber warum?«
    »Ich weiß es nicht!«
    Sie springt vom Sofa und wirft dabei ein Kissen zu Boden.
    »Dann müssen wir jetzt los!«
    Mir schnürt sich der Magen zusammen. Sie hat recht, wir sollten jetzt sofort gehen.
    »Werden wir auch, aber Viv …«
    »Warum hast du mir das nicht schon eher gesagt?« Sie stürzt in den Flur, bleibt stehen und saust wieder zu mir zurück, ganz außer sich. »Es darf sich nicht schließen, bevor wir hier weg sind! Ich kann nicht hierbleiben! Wir müssen los!«
    »Ich wusste nicht …« Es ist, als hätte sich eine dicke Wolke in meinem Kopf niedergelassen. »Viv, wir können noch nicht gehen.«
    Sie streicht sich eine Haarsträhne aus dem Mundwinkel und sieht mich an, als hätte ich meinen Kopf verkehrt herum aufgesetzt. Ihr Blick wandert zur Haustür, aber sie bleibt, wo sie ist, schwer atmend.
    »Warum nicht?«
    Ich befeuchte mir die Lippen mit der Zunge und sehe zu ihr auf. Ihr Hemdchen ist hochgerutscht und lässt ein Stück nackte Haut über der Shorts sehen.
    Ich schaffe das nicht. Mein Körper spielt mir einen Streich.
    »Soweit ich weiß, wirst du nie wieder zurückkönnen«, sage ich hastig. »Deine Eltern und all deine Freunde werden denken …«
    Sie schneidet mir das Wort ab. »Machst du Witze?«
    »Nein.«
    Viv verdreht die Augen zur Decke und rauft sich die sorgfältig gestylten Wuschellocken. Dann bemüht sie sich demonstrativ um Ruhe, zieht ihr Top herunter und setzt sich neben mich aufs Sofa.
    »Cam, wie oft soll ich dir das noch sagen?« Sie nimmt meine Hand. »Das ist mir vollkommen egal.«
    Der Knoten in meinem Bauch schnürt sich enger bei ihrer Berührung. Ihre Stimme mag gelassen klingen, aber ihre Miene ist entschlossen.
    »Ich weiß, ich dachte nur …«
    »Willst du mich nicht mehr?«, fragt sie leise.
    Meine Hände werden feucht. »Doch, natürlich!«
    »Dann … warum redest du so?« Sie fährt meine Handlinien zart mit dem Finger nach. Ihr Griff jedoch ist fest, und ihre Augen blicken hart. »Hast du etwa vor, ohne mich zurückzugehen?«
    »Nein, niemals.« Ich drücke ihre Hand und bemühe mich um Ruhe, aber es kommt panisch heraus. »Ich will nur nicht, dass du etwas bereust.«
    »Bereuen.« Ihr Griff wird noch fester, geradezu unangenehm. »Bereust du denn etwas?«
    Ein blaues Auto.
    Der Gedanke taucht im ungünstigsten Moment auf. Ich senke den Blick aus Angst, dass Viv mir etwas ansieht, und spiele mit ihrer Hand. Ihre Finger sind lang und schlank, die Nägel säuberlich gefeilt und poliert. Diese Hände könnten nicht töten …
    Dann
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