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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin
Autoren: Emily Hainsworth
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wollte ihn nicht aufwecken, um ihn ins Bett zu bringen.«
    »Guter Film.« Mein Mundwinkel zuckt. »In ein paar Jahren wird er ein gefürchteter Quarterback sein.«
    Sie lächelt zaghaft im Halbdunkel. »Meinst du wirklich, er kann das?«
    »Mit Unterstützung von der richtigen Seite.« Ich zwinkere ihr zu.
    Sie drückt meine Hand. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass wir uns immer noch bei den Händen halten. Gerade will ich noch etwas sagen, da schaltet sie das Licht in ihrem Zimmer an.
    Ich blinzele verwundert und brauche eine Weile, um zu begreifen, was ich da sehe. Zombies und Monster glotzen uns geifernd aus jeder Ecke an. Der Schrecken vom Amazonas hängt neben dem Kleiderschrank, Hitchcocks Psycho über dem Schreibtisch, Black Sunday über ihrem Bett. Jedes Poster, das ich in Ninas Schrank gesehen habe, ziert nun die Wände, auch ein paar neue sind darunter, scheint mir.
    »Ich war schon immer ein Fan von Alarm im Weltraum. « Ich bewundere das Plakat bei der Tür.
    Nina verschränkt lachend die Arme. »Ich weiß.«
    Ich drehe mich einmal um mich selbst. Das Bett ist wie üblich gemacht, der Schreibtisch aufgeräumt, nirgends ein Staubkörnchen zu sehen, aber der Raum ist jetzt ein einziger Farbenrausch und voller Leben – oder jedenfalls voller Leute, die um ihr Leben laufen.
    »Wieso hast du deine Meinung geändert?«
    »Ich weiß nicht, auf einmal habe ich mich zu sehr gefühlt wie damals, als meine Eltern gestorben waren – bevor ich dich kennenlernte. Als müsste ich mich ständig zusammenreißen und furchtbar anstrengen, um weitermachen zu können. Aber nachdem ich mal wieder ein paar von unseren Filmen gesehen hatte, wurde mir klar, dass ich ein bisschen Spaß brauche.« Sie zuckt die Achseln und deutet grinsend auf die grellen Splatterorgien. »Außerdem kann Tante Car sie nicht ausstehen.«
    Wieder lasse ich den Blick durchs Zimmer wandern und versuche, dieses neue Bild von Nina in mich aufzunehmen. Eine Reihe von DVD s ist alphabetisch auf dem Bücherregal angeordnet, in Übereinstimmung mit den Plakaten. »Wär schön, wenn wir Zeit hätten, uns einen anzusehen.«
    Das Foto von uns am See, das am Spiegel hängt, fällt mir ins Auge.
    Nina folgt meinem Blick. »Ich werde dich vermissen. Wieder einmal.«
    Ich sehe sie an und versuche, mir ihre glatten, kupferfarbenen Haare einzuprägen, ihre blassen Wangen, die braunen Augen, zärtlich und traurig. Dann gehe ich auf sie zu, und ihre Züge werden weich. Wir fallen uns in die Arme. Es ist so anders als mit Viv, so tröstlich und harmonisch. Ich schmiege mich an sie, ihre Haare duften frisch. Sie streichelt meinen Rücken, und schließlich halten wir uns nur noch fest, ohne ein Wort zu sagen.
    »Cam, ich …«
    Sie hebt den Kopf, und wir halten beide zugleich inne, unsere Lippen sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Wir blicken uns in die Augen, und es kommt mir vor, als würden wir uns über ein Universum hinweg ansehen. Bis ich den Abstand überwinde; sie schmeckt warm und süß, wie schwarzer Tee mit einem Tröpfchen Honig.
    Nina ist es, die sich irgendwann von mir löst. Sie wischt sich die Tränen ab. »Wenigstens kann ich mich diesmal von dir verabschieden.«
    Ich darf nicht länger bleiben. Ich nicke und gehe die wenigen Schritte zur Tür.
    »Kann ich dich bis dorthin begleiten?«, fragt sie.
    Ich lächele, froh, dass sie fragt.
    »Was ist mit Owen?«
    Nina geht auf Zehenspitzen durch den Flur, um nach ihm zu sehen. Sie deckt ihn zu und stellt den Ton des Fernsehers leise wieder an.
    »Es ist okay, wenn ich gleich wieder zurückkomme«, flüstert sie. »Ich wünschte nur, er wäre wach, um dir auf Wiedersehen zu sagen.«
    Ich berühre sanft ihre Schulter. »Vielleicht ist es besser so. Dann kann er mich für einen Traum halten.«
    Wir schleichen uns nach unten, wo ich die Haustür einen Spalt öffne und hinausschaue. »Es schneit immer noch ein bisschen.«
    »Wirst du nicht frieren?«, fragt Nina.
    Die Kälte schneidet durch mein dünnes Hemd, und ich mache die Tür wieder zu. »Ich scheine irgendwo meine Jacke verlegt zu haben.«
    »Warte kurz.«
    Nina verschwindet noch einmal nach oben und kommt mit einem riesigen roten Hoodie samt Rams-Aufdruck zurück. Auf dem Rücken steht in Weiß »Pike« und meine Nummer fünf.
    »Das ist das Einzige in meinem Schrank, was dir passt. Du kannst es wiederhaben.«
    »So eines hatte ich noch nie«, sage ich und ziehe es über. Es riecht nach ihr. »Bist du sicher?«
    Sie nickt knapp, und ich merke,
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