Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt
Autoren: Olaf Buettner
Vom Netzwerk:
an, wie ein Irrer um Hilfe zu schreien. Nach kurzem Zögern machten wir anderen mit. Es schien sinnlos, machte aber immer noch mehr Sinn, als gar nichts zu tun. Und dann passierte das Wunder: In den Atempausen hörten wir, wie oben die Steine von der Platte gerollt wurden.
    Â»Seht ihr!«, stieß Nils hervor. »Er fragt sich, was hier los ist, und will nachsehen. Jetzt kommt es drauf an, dass wir ihm keine Gelegenheit mehr lassen, die Platte zurückzuschieben. Das darf einfach nicht passieren, hört ihr, unter keinen Umständen! Sonst ist es vorbei.«
    Keine halbe Minute später ging oben knarrend die Luke auf.
    Â»Das ist Fred!« Ninas Stimme überschlug sich. »Er will mich doch rausholen. Ich hab’s gewusst. Er liebt mich. Freddy, Schatz, ich komme.«
    Wir anderen nahmen uns Nils’ Mahnung zu Herzen und waren, je nach Möglichkeit, auf dem Sprung. Selbst Pit, der eigentlich keinen Funken Kraft mehr hatte. Aber auch ihm war klar, was die Stunde geschlagen hatte. Dann erschien oben in der Öffnung ein Gesicht. Zuerst glaubte ich an eine Halluzination, denn was ich erblickte, konnte nicht die Wirklichkeit sein. Erst als Nina verzweifelt anfing zu heulen, wusste ich, dass ich richtig sah.
    Â»Wer ist da unten?«, rief Marlena. »Nils, bist du es? Klara?«
    Â»Wie kommst du denn hierher?«, fragte Nils. Auch er war fassungslos.
    Â»Die Taxifahrerin«, sagte Marlena. »Sie hat gemerkt, dass etwas nicht stimmt.«
    Â»Du musst sofort einen Krankenwagen rufen«, meinte Nils. »Klara und Pit sind verletzt.«
    Marlena telefonierte kurz. Als Erstes schickten wir Pit nach oben.
    Â»Sie hat ein paar Fetzen eures Gespräch mitbekommen«, fuhr Marlena fort, als wir alle oben waren. »Oder vielleicht auch ein bisschen mehr als nur ein paar Fetzen. Obwohl sie offenbar nicht besonders gut hört. Jedenfalls hat sie uns alarmiert.«
    Â»Womit sie uns allen das Leben gerettet hat«, meinte Nils. »Gut, dass sie uns was vorgemacht hat. Und Fred Lohmeier, wo ist der?«
    Â»Unterwegs zum Präsidium«, sagte Marlena. »Er ist uns direkt in die Arme gelaufen.«
    Â»Kein Widerstand?«, fragte Nils erstaunt.
    Â»Eigentlich nicht der Rede wert«, grinste Marlena. Was genau hinter ihrem Grinsen steckte, ließ sich nicht ergründen.
    Â»Letztlich war er es, der uns zu euch geführt hat. Wenn auch nicht ganz freiwillig.«
    Â»Auf die hier«, sagte Nils und deutete mit dem Kinn auf Nina, die völlig in sich zusammengesackt war, »solltest du ein Auge haben. Noch mal lauf ich ihr jedenfalls nicht hinterher. Da kannst du Gift drauf nehmen.«

»Epilog«
    Â»Wir gehen davon aus«, sagte Marlena, »dass Fred Lohmeier nur ein winziges Rad in einem riesigen Getriebe ist.«
    Wir fuhren mit dem Auto quer durch die Stadt. Wir hatten es nicht eilig. Bis zu unserem Termin war noch Zeit.
    Â»Aber an die Hinterleute ranzukommen ist enorm schwer, wenn nicht unmöglich. Selbst wenn Lohmeier wollte, er könnte uns nichts über sie sagen, was uns weiterführt. Einfach weil er nichts weiß, obwohl er seit Jahren seine Anweisungen von derselben Person am Telefon erhält. Nach seiner Verhaftung haben die Verbindungsleute sofort den Kontakt zur Restgruppe abgebrochen. Von denen werden wir hier nie wieder etwas hören oder sehen, davon gehen wir sicher aus.«
    Â»Was aber nur heißt, dass sie woanders weitermachen werden, oder?«
    Â»Leider ja. – Aber immerhin haben wir es geschafft, die Täter hier vor Ort ausnahmslos dingfest zu machen. Wenigstens ein kleiner Erfolg. Schon nach dem ersten Verhör hat Lohmeier sie alle ans Messer geliefert. Eine traurige Gestalt, ohne das geringste Rückgrat. Deswegen ließ er sich auch von oben so gut steuern.«
    Im Gegensatz zu sonst fuhr Marlena heute langsam wie eine Schnecke. »Nur der Täter aus der Tankstelle«, sagte sie, »fehlt uns noch. Er ist in Hamburg untergetaucht. Wir hoffen, dass wir ihn lebend finden. Aber der Sumpf dort ist groß und unübersichtlich. Die Festgenommenen sind alle Jugendliche und junge Erwachsene, nach denen aus verschiedenen Gründen niemand groß gefragt hat; Leute, die ohne festen Wohnsitz durch die Gegend ziehen und für die verschiedensten Aufgaben eingesetzt werden. Die Gruppe ist dann gezielt ergänzt worden durch Kids aus den jeweiligen Städten.«
    Â»Wie zum Beispiel Pit?«, fragte ich.
    Â»Genau.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher