Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt
Autoren: Olaf Buettner
Vom Netzwerk:
war, lebend und bei Bewusstsein?
    Nils und Nina beugten sich runter und zogen gemeinsam an dem Stahlring. Nina zuerst nur lasch, aber mit ein paar gezielten Drohungen erhöhte Fred schnell ihre Leistungsfähigkeit. Keuchend gelang es den beiden schließlich, die Platte wenigstens ein paar Zentimeter von der Stelle zu bewegen. Aus meiner Sicht ging es elend langsam. Freds Griff blieb eisenhart. Ich fragte mich, wie lange meine Haut dem Druck des Messers noch standhalten würde. Mein Hals fühlte sich an wie ein reifer Pfirsich kurz vorm Aufplatzen.
    Â»Wird’s bald?!«, schrie Fred voller Ungeduld. »Was seid ihr bloß für verdammte Schlappschwänze!?«
    Er war nicht der Einzige, der sich wunderte, wie langsam sie vorankamen. Schließlich war Nils beileibe kein Schwächling und Nina legte sich (nach Freds Drohung, ihr vorm Abstechen noch gründlich den Arsch zu versohlen) inzwischen mächtig ins Zeug.
    Dann wurde mir klar, dass Nils die Sache mit voller Absicht verzögerte. Ich konnte es kaum glauben! Er wollte, dass Fred die Geduld verlor und unvorsichtig wurde. Tatsächlich bückte der sich und fing genervt an, selbst an dem Ring zu ziehen. Nils’ Rechnung schien aufzugehen, denn unwillkürlich lockerte Fred seinen Griff um meinen Hals. Nur ein wenig, aber doch spürbar. Eine Sekunde lang konzentrierte er sich mehr auf den Ring als auf mich. Und das war exakt der Moment, in dem Nils ihn angriff.
    Mit einem Satz warf er sich auf Fred und fasste sofort nach der Hand mit dem Messer. Aber noch immer schaffte ich es nicht, mich aus der lebensbedrohenden Umklammerung zu befreien. Im nächsten Augenblick registrierte ich, dass Nils die Hand schon wieder losließ. Wie bitte? Was sollte das hier werden, verdammt?
    Mit der freien Linken hatte Fred einen herumliegenden Stein aufgehoben und ihn gegen Nils’ Hinterkopf geknallt. Der Stein war faustgroß. Nils sackte in sich zusammen. Dann lag er einfach da. Der Druck des Messers an meinem Hals war schlimmer als zuvor. Mein Blick fiel auf Nina. Sie wusste nicht, was sie von der Situation halten, wie sie reagieren sollte.
    Â»Ist der jetzt etwa auch tot?«, fragte sie schließlich. Sie wollte zu Nils, um ihn zu untersuchen.
    Â»Weg da!«, fauchte Fred.
    Nina entschied sich für Gehorsam. Meine Gedanken flatterten wie wild zwischen Nils und Pit hin und her. Noch immer hatte ich keine Ahnung, ob Pit wirklich da unten war. Die Betonplatte war einen guten halben Meter zu Seite gerückt. Pit hätte leicht durch diese Öffnung gepasst. Wenn er wirklich in dem Loch steckte, warum versuchte er dann nicht mal hochzukommen? Kein Mensch hätte sich in so einer Situation stumm in eine Ecke gehockt. Und Pit schon gar nicht. Dass unter dem Betonboden tatsächlich ein Raum war, konnte man allerdings nur ahnen. Außer totaler Dunkelheit und Stille drang nichts nach oben. Ich schrie Pits Namen, so laut ich konnte.
    Â»Halt’s Maul, blöde Kuh!«, herrschte Fred mich an und befahl dann Nina: »Runter mit dir! Aber ein bisschen plötzlich!«
    Wenn in diesem Augenblick jemand wie eine Kuh glotzte, dann Nina. Sie konnte es nicht glauben.
    Â»Aber Fred, Schatz«, stammelte sie. »Du kannst mich doch nicht da runter …«
    Â»Und warum nicht? Los! Wird’s bald?«
    Â»Aber ich liebe dich doch …« Überzeugend klang das nicht, aber ich hatte mich nicht verhört.
    Â»Laber kein Blech«, meinte Fred unsentimental. »Du gehst mir schon lange auf den Wecker. Runter jetzt!«
    Nina schaltete plötzlich auf stur. »Warum sollte ich? Von mir aus kannst du der da«, sie zeigte auf mich, »ruhig die Gurgel aufschlitzen. Interessiert mich nicht.«
    Â»Wenn du nicht bei drei unten bist«, Freds Stimme wurde gefährlich leise, »dann mach besser schon mal dein Testament. Eins …«
    Nina schien nicht sicher, wie sie die Situation einschätzen sollte.
    Â»Zwei!«
    Ich sah den Speichel aus seinem Mund fliegen und spürte deutlich, wie die Klinge meine Haut ritzte. Merkwürdigerweise tat es nicht weh, aber der Druck ließ etwas nach.
    Â»Bitte!«, flehte ich Nina an und war heilfroh, als sie sich endlich auf den Rand des Lochs setzte und die Beine hineinbaumeln ließ.
    Â»Aber ich sehe nichts da unten«, rief sie ängstlich. »Ich kann doch nicht einfach springen.«
    Â»Lass dich langsam runtergleiten«, zischte Fred. »Du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher