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Bis dein Zorn sich legt

Bis dein Zorn sich legt

Titel: Bis dein Zorn sich legt
Autoren: Åsa Larsson
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zu viel gesagt hat.
    »Ach«, sagt er verärgert. »Hier ist es ja nicht gerade heiß. Du hast nicht gut genug eingeheizt. Sitzt noch zu viel Kälte in den Wänden.«
    Er rutscht von der Pritsche und verschwindet im Waschraum. Hjalmar hört ihn in der Tonne planschen. Dann wird mit der Eingangstür geknallt.
    »Und was ist mit Hjörleifur Arnarson?«, fragt Rebecka. »Wie war das mit ihm?«
    »Das war Tore«, sagt Hjalmar. »Er hat ihn mit einem Holzscheit erschlagen. Wir konnten doch nicht riskieren, dass er etwas gesehen hatte. Wir haben ihn an eine andere Stelle gelegt. Haben den Küchenhocker umgestoßen. Haben den Küchenschrank aufgerissen und den einen Rucksack hinaufgestellt. Es sollte aussehen wie ein Unfall.«
    Er kneift die Augen zusammen und denkt daran, wie Tore ihm befohlen hat, Hjörleifurs blutüberströmten Kopf hochzuhalten, damit es auf dem Boden keine Spuren gäbe, während Tore ihn an den Beinen zog.
    Danke, lieber Gott, denkt Rebecka. Dann können wir Tore festnehmen. Die Blutflecken auf seiner Jacke und Hjalmars Zeugenaussage. Das ist hieb- und stichfest.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragt sie. »Du willst dich doch wohl nicht erschießen?«
    »Nein.«
    Sie redet jetzt schneller.
    »Denn wenn du das vorhast …«, sagt sie. »Ich ertrag das nicht. Nach Lars-Gunnar Vinsa. Ich war doch dabei, als er sich und Teddy erschossen hat. Er hatte mich in den Keller eingesperrt.«
    »Das weiß ich. Darüber habe ich gelesen. Aber das werde ich nicht tun.«
    Er schaut in seinen Becher und schüttelt den Kopf.
    »Aber eine Zeit lang hatte ich das schon vor.«
    Dann sieht er sie an.
    »Du hast zu mir gesagt, ich solle in den Wald gehen. Und das habe ich getan. Da ist etwas passiert, das ich nicht erklären kann. Ein Bär hat mich angesehen. Er kam ganz dicht an mich heran.«
    »Ach.«
    »Es war, als ob etwas größer wäre als ich. Und damit meine ich nicht den Bären. Danach wusste ich nur, dass ich gestehen musste. Es musste aus mir heraus. Die Lügen.«
    Sie sieht ihn zweifelnd an.
    »Und warum bist du hergefahren?«
    »Ich dachte, ich könnte hier warten.«
    »Worauf warten?«
    »Ich weiß nicht. Auf das, was kommen wird. Auf alles, was geschehen muss.«
    Tore Krekula hält sein Schneemobil neben Hjalmars Auto an. Dort steht noch ein weiterer Wagen. Aber nur aus dem Schornstein von Hjalmars Hütte steigt Rauch. Wer ist außer Hjalmar also noch da? Er schickt die Autonummer per SMS an das Straßenverkehrsamt. Die Antwort kommt sofort. Rebecka Martinsson, Kurravaara. Die Staatsanwältin. Das spielt keine Rolle. Er wird sie erledigen. Und danach Hjalmar.
    Bei Hjalmar muss es aussehen wie Selbstmord. Und in dem Zustand, in dem Hjalmar jetzt ist, wird er es vielleicht selbst machen. Vielleicht braucht er nur ein wenig überredet zu werden. Und das wird sich finden. Hjalmar hat Wilma und Simon umgebracht. Und was Hjörleifur angeht, da … Hjalmar hatte Tores Jacke ausgeliehen … nein, das geht nicht, Hjalmar ist doch so verdammt fett, nie würde er in Tores Jacke passen. Dann eben so: Tore stand daneben, sie wollten nur mit Hjörleifur reden. Plötzlich und ohne Vorwarnung schlug Hjalmar mit dem Holzscheit zu. Dabei spritzte Blut auf die Jacke. Ja, das reicht absolut. Hjalmar hat die Staatsanwältin umgebracht und sich danach das Leben genommen. Auf irgendeine Weise. Da muss er ein wenig improvisieren. Aber das hier wird in Ordnung kommen. Es wird in Ordnung kommen, bestimmt wird es das.
    Dieser verdammte Hjalmar. Womit zum Teufel denkt der eigentlich? Kein Verstand in seiner fetten Birne. Er kann es sich erlauben, unter dem Druck zusammenzubrechen. Tore kann das nicht. Er muss an seine Familie denken. An Laura. Die Söhne. Auch wenn die jetzt erwachsen sind. Und an die Eltern. Die Firma, die er im Grunde schon mit fünfzehn geleitet hat. In seinem ganzen Erwachsenenleben hat er nicht eine Woche Urlaub gemacht. Hat geschuftet und Verantwortung übernommen. Und wozu? Damit Hjalmar ihm jetzt alles wegnehmen darf? Nein.
    Tintin hört das Schneemobil als Erste. Sie hebt den Kopf und horcht. Dann gibt Vera Laut. Erst danach hören Rebecka und Hjalmar das Motorengeräusch, das immer näher kommt. Hjalmar steht auf und schaut aus dem Fenster.
    »Das ist mein Bruder«, sagt er. »Das ist schlimm.«
    Rebecka macht einen Schritt, aber sie weiß nicht, wohin. Vielleicht durch die Tür nach draußen, aber was dann?
    »Das schaffst du nicht«, sagt Hjalmar. »Er ist hier.«
    Rebecka hört, wie der Motor des Schneemobils
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