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Bis dein Zorn sich legt

Bis dein Zorn sich legt

Titel: Bis dein Zorn sich legt
Autoren: Åsa Larsson
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kommt und sie in den Arm nimmt, aber jetzt, wo er hier ist, versteckt sie sich in ihrer Müdigkeit und ihren blauen Flecken.
    Und sie kann sich diesen Gedanken nicht verkneifen: Als Tore mit dem Schneemobil kam und sie glaubte, das wäre das Ende. Als sie unter dem Eis fast ertrunken wäre. Nicht ein einziges Mal hat sie da an Måns gedacht. Sie hat an ihre Großmutter und ihren Vater gedacht. Aber nicht an Måns. Der ist ihr erst wieder eingefallen, als Anna-Maria ihr das Telefon gereicht hat.
    Jetzt ist ein Auto zu hören, das auf den Hofplatz fährt. Rebecka geht zum Küchenfenster. Es ist Krister Eriksson. Er steigt aus dem Wagen und geht seltsam vornübergebeugt auf ihre Tür zu. Sie klopft ans Fenster, zeigt auf ihn und dann zeigt sie aufwärts, macht mit der Hand eine »Komm-her«-Bewegung.
    Nach einer Weile steht er in der Küchentür im Obergeschoss. Måns erhebt sich.
    »Verzeihung«, sagt Krister. »Ich wusste nicht, dass du …«
    »Nein, nein«, versichert Rebecka.
    Sie stellt die Männer einander vor. Måns streckt die Hand aus.
    »Moment mal«, sagt Krister Eriksson. »Ich wollte nur …«
    Er öffnet den Reißverschluss seiner Jacke.
    Darunter hat er ein Hundebaby. Klein und stupsnasig. Es ist in der Wärme unter der Jacke eingeschlafen, es schnuppert und fängt schlaftrunken an zu krabbeln, als Krister die Jacke öffnet.
    »Wenn du es nimmst, können wir uns begrüßen«, sagt er zu Rebecka und reicht ihr den Welpen.
    Er lacht über ihre entzückte Miene.
    Das Hundebaby erwacht. Es ist noch blind. So klein, dass sie es in beiden Händen halten kann.
    »O Gott«, flüstert sie.
    Es ist so weich, warm und hilflos. Und der Welpengeruch.
    Vera kommt hervor und schwänzelt um Rebeckas Beine.
    »Du musst ein andermal Guten Tag sagen«, sagt Rebecka zu ihr.
    »Ist das eins von Tintin?«, fragt sie, während Måns und Krister einander die Hände reichen. Måns reckt sich ein wenig, zieht den Bauch ein. Mustert neugierig Kristers Gesicht, gibt sich aber Mühe, nicht zu starren.
    »Ja«, antwortet Krister. »Die sind ein wenig zu früh gekommen, aber alles ist gut gegangen. Du kannst es haben, wenn du willst.«
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein«, sagt sie. »Tintins Welpen, die müssen doch ein Vermögen …«
    »Ich habe gehört, was du getan hast«, sagt Krister Eriksson und blickt ihr in die Augen.
    Ihm ist es doch egal, ob ihr Freund dabei ist. Alle Kerle auf der ganzen Welt können von ihm aus dabei sein. Er sieht ihr in die Augen und sieht ihr in die Augen.
    Sie erwidert diesen Blick.
    »Du kannst doch keinen Hund halten«, sagt Måns zu Rebecka. »Du hast doch selbst gesagt, dass du nicht weißt, wohin mit Vera. So viel, wie du arbeitest. Und wenn du zu mir nach Stockholm ziehst. Die Innenstadt ist doch kein Platz für Hunde.«
    Er legt verspielt, aber energisch die Hand um Rebeckas Nacken. Die Geste ist für Krister bestimmt. Sie gehört mir, soll das heißen.
    Dann bietet er Krister ein Glas Wein an. Krister sagt, er müsse doch fahren. Rebecka sieht wieder das Hundebaby an.
    »Wie ist es mit Kerttu Krekula ausgegangen?«, fragt Krister.
    »Die Vernehmungen haben nichts erbracht«, murmelt Rebecka und hat Lippen und Nase in das Hundefell gedrückt. »Sie behauptet, sie und Tore hätten versucht, Hjalmar zurückzuhalten. Wir mussten sie laufen lassen. Es gibt keine Beweise, nur Hjalmars Darstellung, das reicht nicht für eine Anklage.«
    Krister kneift für einen Moment die Augen zu. Stellt sich Kerttu isoliert zu Hause im Dorf vor. Mit Isak als einziger Gesellschaft.
    »Sie hatte die Chance«, sagt er. »Aber sie verurteilt sich selbst zu einer härteren Strafe, als die Gesellschaft das getan hätte. – Ich muss los«, fügt er dann hinzu. »Tintin leiht mir den nicht zu lange aus. Sie ist mit den anderen drei zu Hause.«
    Noch einen kleinen Moment darf er seinen Blick auf Rebecka ruhen lassen.
    »Du brauchst dich jetzt noch nicht zu entscheiden«, sagt er. »Überleg es dir. Das wird ein feiner Hund.«
    »Glaubst du, das wäre mir nicht klar?«, fragt Rebecka. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Danke?«, schlägt er vor und lächelt.
    »Danke«, sagt sie und lächelt zurück.
    Sie reicht ihm das Hundebaby. Ihre Hände streifen einander, als er es nimmt. Måns räuspert sich ungeduldig.
    Krister Eriksson hat das Hundebaby unter der Jacke, als er die Treppe hinuntergeht. Er hält sich am Geländer fest, will mit dem Knirps wirklich nicht stolpern.
    Er setzt sich ins Auto. Den Welpen in
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