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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma!
Autoren: Marlies Bhullar
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bleiben können. Ich konnte das momentane Glück mit Sharma gar nicht richtig genießen, weil ich immer an unseren Abschied dachte und dabei drehte sich mir der Magen um. Zurück im Hotel legten wir uns in unser einziges Bett, einer mit dem Kopf nach oben und einer verkehrt herum, sodass wir besser Platz hatten. Wieder streichelten wir uns stundenlang und ließen unseren sexuellen Gelüsten ihren Lauf. In der Nacht wachte ich auf und schaute meinen schlafenden Prinzen an, ohne ihn zu berühren. Er hatte sich aufgedeckt und war eingerollt wie eine Katze. Seine langen, seidenen Brusthaare schimmerten im Licht der Straßenlaterne, sein Mund war leicht geöffnet und er lächelte. Vielleicht hatte er gerade einen schönen Traum? Ich streichelte vorsichtig seine Unterarme und seine Hände und fühlte mich selbst glücklich dabei. Dann legte ich mich ganz eng an ihn - nackt - und er nahm mich im Schlaf in seine Arme, flüsterte unverständliche Worte und schlief weiter.
    Am Morgen nach dem Frühstück hatten wir riesigen Stress mit der Hotelchefin. Ich wollte harmlos mein Einzel zimmer bezahlen, da legte sie los, dass sich die Balken bogen.
    „Der war oben in Ihrem Zimmer, das ist nicht erlaubt, Sie müssen vierzig Euro bezahlen. Lassen Sie sich ja nimmer hier blicken, suchen Sie sich gefälligst ein anderes Stundenho tel!“, schrie sie vor allen Hotelgästen.
    Ich schämte mich zu Tode, bezahlte schweigend meine Rechnung und verließ mit Sharma das Hotel. Jetzt hatten wir keinen billigen „Guten Hirten“ mehr.
    In Salzburg strahlte die Sonne vom Himmel und wir schlenderten Arm in Arm in die Innenstadt. Eine wunderschöne Stadt. Unsere Mägen knurrten wieder und wir machten uns auf die Suche nach einer gemütlichen Pizzeria. Wir mussten feststellen, dass es in Salzburg gar nicht so viele gab. Eine einzige Pizzeria entdeckten wir. Dort ließen wir uns nieder. Ich merkte gleich, dass sowohl der Ober als auch die Chefin unfreundlich und griesgrämig waren. Der Ober hatte seltsam hässlich blaue Augen, sie waren lichtblau und ohne Glanz und Ausdruck. Ich konnte trotzdem Hass und Ablehnung in ihnen erkennen. Die Pizza schmeckte genauso, wie der Ober aussah, und die paar Blätter Salat trieften vor Fett, wie die Chefin. Die Rechnung war obendrein auch noch gesalzen. Nie wieder in diese Pizzeria!
    Es gab hier wunderschöne Parkanlagen. In den herrlich angelegten Beeten blühten die Blumen noch in den ver schiedensten Farben und Formen. Wir gingen stundenlang spazieren und planten, hier öfter herzukommen. Die Zeit verging wieder viel zu schnell, Sharma musste ja zurück nach Seewalchen. Der Ort lag zwei Zugstunden von Salzburg entfernt. Sein Zug fuhr zuerst ein. Ich brachte ihn zum Bahnsteig. Wieder Trennungsschmerz, den wir beide zu verstecken versuchten, damit keiner den anderen noch trauriger machte. Wir munterten uns gegenseitig auf mit bitterem Geschmack im Mund und unterdrückten Tränen. Erst als sein Zug schon fast nicht mehr zu sehen war, suchte ich mir eine stille Ecke auf dem luftigen Bahnsteig und ließ meine Tränen laufen.
    Mein Zug nach Regensburg fuhr eine Stunde später. Zu allem Seelenschmerz meldete sich auch wieder mein däm licher Ischiasnerv und quälte mich mit Schmerzen. Ich konnte auf meinem Platz nicht mehr ruhig sitzen. So suchte ich mir ein Abteil, wo drei freie Sitze nebeneinander waren und legte mich hin. Es dauerte keine fünf Minuten, da kamen Leute, stellten sich neben mich und meinten: „Jaja, unsereiner hat gar keinen Sitzplatz und andere nehmen sich die Frechheit heraus, gleich drei Sitze zu besetzen.“
    Ich fühlte mich natürlich angesprochen, stand auf und bot ihnen die Sitzplätze an. Ich fand dann einen Stehplatz im Gepäckwagen. Das fanden einige auch wieder nicht in Ordnung.
    „Sie können neben mir sitzen, hier ist noch ein Platz frei“, sagte ein älterer Herr.
    „Danke, ich kann nicht sitzen. “ Er schaute mich entgeistert an. Ich musste lachen.
     
    Der Alltagstrott hatte mich wieder, aber ich konnte mich auf nichts richtig konzentrieren. Ich war so an Sharma gewöhnt, dass ich ohne ihn Schlafstörungen bekam. Ich wälzte mich die ganze Nacht in meinem Bett hin und her und konnte nicht einschlafen. Es war nicht der Sex, der mir fehlte, sondern mir war, als wäre mir ein Teil meines eigenen Körpers entrissen worden. Ich wartete mit Sehnsucht darauf, dass er mich abends anrufen und mir Neuigkeiten erzählen würde. Doch meistens war das Lagertelefon ständig besetzt, weil
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