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Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Titel: Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
Autoren: Carsten Neßhöver
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bestimmten Ökosystem aufzubauen, wiederum nicht trivial. Schließlich muss man ökonomische, soziale und ökologische Kriterien unter einen Hut bringen. Je nach Siegel spielen mal die einen, mal die anderen Faktoren eine größere Rolle. Manche Siegel werden dafür kritisiert, dass die ökologischen Auflagen zu hoch sind, manche dafür, diese seien zu niedrig, ökonomischen Interessen werde nur ein grünes Mäntelchen umgehängt. Bei Biosiegeln für ökologisch produzierte Lebensmittel hat dies zu einem Siegel-Wirrwarr geführt, der einen Überblick schwer macht. Mittlerweile kreieren große Firmen sogar ihre eigenen Siegel.
    Acht persönliche Aktivitäten zum Wohle der Biodiversität, welcher Ansatz der Wertschätzung dahintersteht und wie sie die Biodiversität entlasten.
    Ein Beispiel ist das MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei. Zunächst 1997 vom WWF und dem Lebensmittelkonzern Unilever geschaffen, dauerte es einige Jahre, bis das MSC-Siegel eine weite Verbreitung fand. Heute findet man in fast jedem Supermarkt Fischprodukte, die das Siegel tragen. Durch die stark zunehmende Zahl zertifizierter Fischereien stieg auch die Kritik amMSC, nicht alle der Betriebe würden wirklich umweltverträglich arbeiten. Denn neben der Diskussion um die Kriterien für die Zertifizierung tritt noch die Problematik der Überwachung hinzu: Einen Wald oder einen Agrarbetrieb regelmäßig zu besuchen und das Ausmaß der Fällarbeiten im Wald zu überwachen ist einfach, verglichen mit den Abschätzungen, wie sich ein lokaler Fischbestand aktuell entwickelt und wie viel man aus ihm wegfangen kann, um den Bestand dauerhaft zu sichern. Wissenschaftler sind sich hier keineswegs einig, und so hat sich gerade im Jahr 2012 eine intensive Diskussion darum entwickelt, ob die Kriterien des MSC und anderer Fischereisiegel wirklich eine umweltfreundliche Fischerei sicherstellen. Wenn man aber gesunden Fisch essen will, weil einem die gesunde Wirkung des Fischverzehrs wichtig ist, ist die Antwort klar. Neben schonend produzierten Forellen und Karpfen aus regionalen Teichen sind zertifizierte Meeresfische die beste Wahl – die Wahrscheinlichkeit, mit dem Verzehr Fischbestände zu gefährden, ist in jedem Falle geringer als bei nicht zertifiziertem Fisch.
    Dasselbe gilt für alle anderen Siegel: Die meisten arbeiten zuverlässig und können unterstützt werden. Dass sich die Preise dann etwas oder auch etwas mehr über denen der Billigprodukte aus dem Discounter bewegen, liegt auf der Hand – denn wir bezahlen dafür, dass die ökologischen Schäden unseres persönlichen Konsums gering gehalten werden. Das Ziel ist einfach: hundert Prozent des eigenen Konsums aus zertifizierten Quellen. Bei einigen Produkten wie Kaffee, Fleisch und Holz ist das kein Problem, bei vielen anderen aber noch eine große Herausforderung.
    Die größte Vielfalt fördern. Den größten Teil der irdischen biologischen Artenvielfalt bilden – sieht man einmal von Viren, Bakterien und anderen Mikroorganismen ab – die Insekten. Ihre Vielfalt mit geschätzten fünf bis elf Millionen Arten ist riesig, und sie erfüllen wichtige ökologische Funktionen. Einige davon habeneinen sichtbaren ökonomischen Wert wie die Bestäubung von Pflanzen. Ihre Erhaltung zu fördern ist daher essenziell. Durch die Konzentration auf ökologische Nahrungsmittel leistet man hier schon seinen Beitrag, denn ökologisch wirtschaftende Betriebe verzichten auf künstliche Pflanzenschutzmittel und erhalten Brachflächen und wichtige Strukturen wie Feldraine und Hecken, die nicht nur den Insekten einen Lebensraum bieten, sondern auch den Vögeln, die sich von den Insekten ernähren. Aber man kann sich noch konkreter mit der Förderung von Insekten auseinandersetzen, etwa indem man sie auch in der Stadt mit einfachen Mitteln wie Nisthilfen und nektarreichen Pflanzen im eigenen Garten und auf dem Balkon unterstützt. Ich lebe im zweiten Stock eines großen Wohnblocks in Innenstadtlage und bin immer wieder verblüfft, wie groß selbst hier die Vielfalt an Fluginsekten ist, die die einheimischen Blumen auf meinem Balkon besuchen. Man kann auch noch einen Schritt weiter gehen und selber Stadtimker werden. Die Initiative „Berlin summt!“ zeigt dies in beeindruckender Weise für Berlin und andere Städte in Deutschland. Das Ziel sind fünf gute Taten pro Jahr für Insekten, wie etwa lokalen Honig vom Imker kaufen, Nisthilfen aufhängen oder heimische Blumen anpflanzen. Womit wir dann schon beim Garten
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