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Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Titel: Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)
Autoren: Philipp Möller
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herumflattern, wird mir guttun. Nach dem Urlaub, da bin ich mir sicher, werde ich den Herausforderungen meines neuen Alltags wieder mit vollem Akku begegnen können.
    Da die meisten Familien wohl am ersten Ferienwochenende etwas länger schlafen, bevor sie in den Urlaub starten, ist die Autobahn an diesem Samstagmorgen wie leer gefegt, und so kann ich die vereinzelten Lkws mit entspannten 130 Stundenkilometern überholen. Als wir nach zwei Stunden am Leipziger Flughafen vorbeifahren, meldet sich Klara kurz zu Wort, schläft jedoch sofort weiter, nachdem Sarah sie wieder mit ihrem geliebten Nuckel verplombt hat. Erst als wir nach knapp dreihundert Kilometern die Grenze zwischen Thüringen und Bayern überqueren, werden die Damen an Bord langsam wach.
    Schon ein paar Mal haben wir inzwischen Deutschlands berühmtestes Verkehrsschild passiert: Weiß, rund und mit grauen Diagonalen erinnert es mich immer wieder daran, im Land der unbegrenzten Geschwindigkeiten unterwegs zu sein. Inzwischen ist die Autobahn deutlich voller, doch das scheint die Fahrer einiger Fahrzeuge nicht davon abzuhalten, mit Vollgas über die linke Spur zu brettern. Während die Einwohner unserer Raserrepublik bei den Nachbarn als humorbefreite Spaßbremsen bekannt sind, wird auf der Autobahn eher ungebremster Spaß gelebt. Nicht umsonst heißt eines der bekanntesten Lieder der Neuen Deutschen Welle ja auch »Ich will Spaß, ich geb Gas« und nicht etwa: »Ich will Spaß, ich halte den Sicherheitsabstand ein«.
    Während ich in Bayern meine Diplomarbeit geschrieben habe, musste ich gelegentlich über die A9 fahren, und die gilt zwischen München und Nürnberg anscheinend als inoffizielle Teststrecke für die neuesten Flitzer der bajuwarischen Automobilkonzerne. Regelmäßig konnte ich dort die Duelle auf der Überholspur beobachten, die meist jenseits der 200-Stundenkilometer-Grenze ausgetragen wurden. Also mache ich mich darauf gefasst, auch auf dieser Fahrt in den Genuss riskanter Überholmanöver in guter alter Formel-1-Tradition zu kommen.
    Wenige Kilometer hinter Nürnberg ist es so weit. Weil zwei Laster miteinander Schneckenrennen spielen, reihen sich dahinter ein paar schwarze Luxuslimousinen ein, deren Fahrer in Lauerstellung darauf warten, endlich wieder die Höchstleistung ihrer Motoren auszureizen. Auch Sarah, die nach der letzten Pause das Steuer übernommen hat, ordnet sich nun links hinter den Kolossen ein, schaut aber schon wenige Sekunden später erschrocken in den Innenspiegel.
    »Was ist das denn für ’ne krasse Karre?«, will sie wissen.
    Ich lehne mich nach vorne, schaue in den rechten Außenspiegel und entdecke kurz über dem Asphalt einen runden Scheinwerfer, den ich ohne jeden Zweifel der Firma Porsche zuordnen kann. Hier macht also ein ganz besonders prächtiges Exemplar des deutschen Asphaltkönigshauses Hochgeschwindigkeitsjagd auf uns.
    »Lass dich nicht provozieren«, rate ich ihr. »Die paar Sekunden wird er wohl warten müssen.«
    Die Limousinen vor uns brettern weiter, als sich der Lkw rechts vor seinem Kollegen eingeordnet hat. Doch über Sarahs Entscheidung, auch den zweiten Laster noch zu überholen und nicht etwa zwischen den beiden Kolossen einzuscheren, ist der Fahrer des weißen Gefährts mit den zwei roten Längsstreifen auf der Motorhaube nicht besonders glücklich. Ähnlich dem hektischen Flug einer Wespe fährt er nun in leichter Slalomfahrt hinter uns her und schießt uns mit den grellen Blitzen seiner Xenonscheinwerfer ab. Weil ich mich inzwischen vom Beifahrersitz nach hinten umgedreht habe, kann ich das Grinsen des jungen Mannes mit der schnittigen Sonnenbrille aus nächster Nähe betrachten. Bei deutlich mehr als 150 Stundenkilometern hat er sich unserem Heck inzwischen so weit genähert, dass nicht einmal mehr das Wappen mit dem scheuenden Pferd in seiner Mitte zu sehen ist.
    »Ist der geisteskrank?«, ruft Sarah, bleibt aber cool und steuert unseren heulenden Wagen so schnell wie möglich wieder auf die rechte Spur. Mit einem Höllenlärm und ausgefahrenem Heckspoiler zieht die Zuffenhausener Rennmaschine an uns vorbei und verabschiedet sich mit ausgestrecktem Mittelfinger, den der Fahrer in unsere Richtung reckt. Als ich die Rücklichter des Rasers davonfliegen sehe, fällt mir eine Geschichte ein.
    »Kannst du dich an Turbo-Rolf erinnern?«, frage ich Sarah. »Der geisterte doch vor einigen Jahren durch die Presse.«
    Im Jahre 2003 war der Typ als Testfahrer für den DaimlerChrysler-Konzern mit
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