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Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe

Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe

Titel: Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe
Autoren: Tina Caspari
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ein kleiner Rundgang durch den Ort wurde. Bille stellte fest, daß ein bayerisches Dorf anders riecht als eines an der Ostsee und betrachtete die buntbemalten Häuser, die im Schein der Straßenlaternen an eine romantische Bühnendekoration erinnerten.
    Sie gingen früh zu Bett und machten sich am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang wieder auf den Weg. Gegen Mittag hatten sie die erste Station ihrer Reise erreicht: Wien.
    Tom, Hans Tiedjens Sohn, hatte ihnen über einen Studienfreund ein Quartier besorgt. Die Eltern dieses Jungen besaßen eine kleine Pension im obersten Stockwerk eines alten Wiener Mietshauses. Weitere Gästezimmer waren im Dachgeschoß ausgebaut: kleine, freundlich eingerichtete Mansardenzimmer mit einem herrlichen Blick über die Stadt. Hier konnte man es aushalten, stellte Bille zufrieden fest.
    Zunächst hatten die beiden Mühe, sich der liebenswürdigen Fürsorge ihrer Gastgeber zu entziehen, sie wurden mit Ratschlägen überhäuft, mit Stadtplänen, Prospekten und Adressen versorgt und zum Mittagessen eingeladen. Es schmeckte köstlich, was ihre Gastgeberin ihnen an österreichischen Spezialitäten auftischte. Vor allem die Topfenknödel, die es zum Nachtisch gab und die verführerisch nach Vanille und Zimtzucker dufteten, verlockten Bille, mehr zu essen, als sie eigentlich konnte. Aber es drängte sie doch, sich nun endlich die Stadt anzusehen.
    Als die freundlichen Wirtsleute sich zu einem Mittagsschläfchen zurückzogen, war es soweit. Ihr Angebot, den Abwasch zu machen, war lachend abgelehnt worden, und so liefen sie nun Hand in Hand und staunend wie die Kinder vorm Weihnachtsbaum durch die alten Gassen, bewunderten den Stephansdom, schlossen sich in der Hofburg einer Führung an, streichelten Fiakerpferde, unterhielten sich mit den Kutschern, ohne sich als Pferdefachleute zu erkennen zu geben, und freuten sich im Weitergehen diebisch über die Aufschneidereien und haarsträubenden Geschichten der Männer mit den traditionellen Melonen auf dem Kopf und den altmodischen Westen.
    Sie hatten erfahren, daß es unmöglich war, Karten für die Sonntagsvorstellung der Spanischen Hofreitschule zu bekommen. Aber wenn man sich rechtzeitig am frühen Morgen anstellte, konnte man einen Platz für das Morgentraining der berühmten Lipizzanerhengste erwischen, und das mitanzusehen fanden Bille und Simon viel interessanter als die glanzvollste Vorstellung.
    „Und was werden wir heute noch alles machen?“ fragte Bille und hängte sich bei Simon ein.
    „Zunächst mal legen wir eine Pause ein in einem der berühmten Wiener Kaffeehäuser. Das gehört einfach dazu, zu so einem Stadtbummel.“
    „Einverstanden. Und danach?“
    „Mal sehen. Ich habe hier auf der Liste noch ein Dutzend Kirchen und Palais, die zu sehen man angeblich nicht versäumen darf.“
    „Gut, dann stärken wir uns erst mal!“
    „Mit einem kleinen Braunen!“
    „Ist das ein Pferd?“ Bille lachte.
    „Nein, ein Kaffee!“
    Bille hätte geschworen, daß sie nach dem üppigen Mittagessen heute keinen Bissen mehr hinunterbringen würde, aber als sie jetzt den von Gold und Marmor blitzenden Raum betraten und in einer riesigen Glasvitrine Kuchen, Torten, zwei Dutzend Sorten Kleingebäck und eine ganze Palette bunter Schnittchen und Pasteten ausgestellt sah, da war es klar, daß sie sich mit einem kleinen Braunen nicht zufriedengeben konnte. Wer weiß, wann sie wieder einmal nach Wien kam!
    So war es kein Wunder, daß sie eine Stunde später das Gefühl hatten, den Ort solch süßer Genüsse mehr rollend als gehend zu verlassen.
    „Museum, Schlösser und Kirchen, das ist alles ganz toll“, seufzte Bille glücklich, „aber so was - das ist einfach das Paradies! Und was machen wir jetzt?“ wiederholte sie ihre Frage von vorher.
    „Uns treiben lassen, bis uns was einfällt.“
    Simon hängte sich bei ihr ein, und sie schlenderten die Gasse hinunter. Kurz vor der Kreuzung entließ ein noch junger Fiaker seine Fahrgäste. Er war ihnen schon vorher aufgefallen, vor allem wegen seiner hübschen Schimmelstuten.
    „Das ist dieser gräßliche Angeber. Das beste an ihm sind seine Pferde“, bemerkte Bille. „Ein Rätsel, wie er an die gekommen ist, der hat doch null Ahnung! Ich habe ihm kein Wort geglaubt von dem, was er uns weismachen wollte.“
    „Er wußte nicht einmal, wie alt die beiden Stuten sind und ob sie jemals gefohlt haben“, stimmte Simon ihr zu. „Und was er über ihre Abstammung erzählt hat, war reine
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