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Bille und Zottel 15 - Pferde im Schnee

Bille und Zottel 15 - Pferde im Schnee

Titel: Bille und Zottel 15 - Pferde im Schnee
Autoren: Tina Caspari
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können“, stellte Bille fest. „Warum nicht? Hier stören sie niemanden, und die Kinder haben ihren Spaß.“
    Bille und Bettina nahmen die Wolldecken, die sie zusammengerollt hinter den Sätteln verstaut hatten, herunter und deckten die beiden Pferde ein.
    „Seid brav, ihr zwei, wir kommen bald wieder“, sagte Bille. „Da drüben müssen wir hin. Gebäude 3, Eingang B. Hast du unsere Mitbringsel?“
    „Ja, alles da. Kuchen und Wein wie Rotkäppchen. Fehlt nur noch der Blumenstrauß.“
    „Den kriegen wir in dem Kiosk neben dem Haupteingang, komm. Muntern wir unseren trübsinnigen Kranken ein bißchen auf.“
    Bille verabschiedete sich von ihrem vierbeinigen Freund mit einem zärtlichen Klaps und ging, gefolgt von Bettina, zum Haupthaus hinüber. Schräg über ihnen drückten sich die Kindergesichter gegen die Scheiben und ließen Sternchen und Zottel nicht aus den Augen.
    Am nächsten zum Standplatz der beiden Pferde lag das Viererzimmer der Jungen: elf, zwölf und dreizehn Jahre alt waren Rainer, Christian, Michael und Robert. Alle vier hatten das langweilige Krankenhausleben gründlich satt, das sie ertragen mußten, um draußen andere Kinder nicht anzustecken, obwohl sie sich längst gesund fühlten. Was sie krank machte, war allenfalls die lästige Diät, die sie wegen ihrer überstandenen Gelbsucht einhalten mußten.
    „Gehen wir raus?“ fragte Rainer auffordernd.
    „Zu kalt“, murmelte Robert.
    „Dann holen wir sie rein.“
    „Wie denn? Das geht doch nicht.“
    „Warum nicht? Wir sind doch gleich neben dem Eingang.“
    „Und die Treppe?“
    „Die paar Stufen!“
    „Passen sie denn durch die Tür?“ fragte Christian, der Kleinste, unsicher.
    „Na, leicht! Überhaupt kein Problem. Nur das Eingangstor, dann die fünf Stufen, dann die Glastür zur Station und gleich in unser Zimmer“, sagte Rainer mit hoffnungsvollem Lächeln. „Um diese Zeit kommt sowieso nie jemand.“
    „Alle beide?“ fragte Michael zweifelnd.
    Rainer legte nachdenklich die Stirn in Falten. „Na schön, einer reicht“, gab er nach. „Oder vielleicht erst der eine, dann der andre.“
    „Und wenn sie schimpfen?“ erkundigte sich Christian ängstlich.
    Rainer sah verächtlich auf ihn hinunter. „Na, wenn schon!“
    „Geschieht ihnen doch ganz recht!“ sagte Robert hitzig. „Warum sperren sie uns hier ein!“
    „Stimmt genau!“ tönte Michael.
    Eine Weile sahen sie schweigend auf Zottel und Sternchen hinunter.
    „Und welchen nehmen wir zuerst?“ fragte Christian nach einer Weile in die Stille hinein.
    Alle sahen Rainer an.
    „Den Kleineren“, entschied der. „Der so lustig gefleckt und zottelig ist.“
    „Wer soll ihn denn holen?“ Robert sah den Zimmergenossen fragend an. Rainer spielte immer den starken Mann, aber würde er es auch wagen, zur Tat zu schreiten? „Ich stehe höchstens Schmiere. Ich weiß nicht, wie man Pferde anfaßt.“
    „Pah, das ist doch keine Kunst. Zu Hause führe ich jeden Tag die wildesten Pferde rum, und manchmal reite ich sogar!“
    Um selber diese unglaubliche Behauptung glauben zu können, plusterte sich Rainer auf wie ein kampfeslustiger Hahn. Er sog tief die Luft ein, spannte die Schultern und reckte sich hoch auf.
    „Es ist wirklich ein Kinderspiel für einen, der sich mit Pferden auskennt!“
    „Dann tu’s doch jetzt!“ Christians Augen glitzerten hoffnungsfroh. „Jetzt ist die Luft gerade rein!“
    „Und wenn der Giftzahn plötzlich kommt?“ wandte Michael vorsichtig ein.
    Der Giftzahn war Oberschwester Friedegunde. In den Augen der Jungen steinalt und das hinterhältigste und rachsüchtigste Wesen, das man sich vorstellen konnte. Sie verstand überhaupt keinen Spaß, und wenn man sie geärgert hatte, petzte sie es sofort dem Professor. Oder, was noch viel schlimmer war, sie tat einem weh beim Spritzengeben und Fiebermessen, sie knuffte und zwickte einen, wo immer sie einen zu fassen bekam, oder sie machte — das allerallerschlimmste — die Diät noch ein bißchen widerlicher. Wie im Gefängnis war es.
    „Sie kommt um diese Zeit nie!“ behauptete Robert tapfer.
    „Und wenn sie in ihrem Zimmer das Geklapper der Hufe hört?“
    „Das hier ist Gummiboden. Oder Plastik. Da hört man nichts.“
    Nun blieb Rainer kein Gegenargument mehr, die Sache war ausdiskutiert. Er holte tief Luft und sprang mit einem Satz vom Fensterbrett, holte sich seine Turnschuhe aus dem Schrank, schlüpfte hinein und band sie bedächtig zu, dann wandte er sich mit dem Ernst der Situation
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