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Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen

Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen

Titel: Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen
Autoren: Tina Caspari
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davon.
    „Wir schneiden das nach dem Dialog und seinem Aufsitzen. Den Rest macht das Mädchen. Bille!“ brüllte der Regisseur.
    „Ja, bitte?“
    „Laß dir die Uniform verpassen und dich auspolstern. Wir nehmen dich von hinten auf — die zweite Hälfte der Szene, du weißt schon.“
    „Okay.“
    Der General hing immer noch im Apfelbaum, die Leiter ließ auf sich warten. Mitleidig trat der zweite Assistent an ihn heran und schaute treuherzig zu ihm auf.
    „Möchten Sie Rouladen oder Kotelett, Herr Preuss?“

Zottel wird Filmstar

    Nachdem Bille die Szene mit Asterix zum guten Ende gebracht hatte, kannte sie jeder im Team. Sie gehörte dazu, man grüßte sie freundlich, wann immer sie erschien, und sogar die Dame mit den Spaghettihaaren , Lia hieß sie, lächelte ihr zu, wenn sie kam.
    Die Szenen mit dem deutschen Militär waren fast abgedreht, und man bereitete den Hof auf den Einzug der Russen vor. Damit war auch Zottel an der Reihe.
    „Dein Pony kriegt eine Doppelrolle“, sagte Herr Schlotter eines Tages zu Bille. „Komm nachher in mein Büro. Dich werde ich übrigens auch brauchen.“
    „Zottel als zwei verschiedene Pferde? Oder als sein eigener Zwilling?“
    „Als zwei verschiedene Pferde natürlich. Wir machen doch kein Lustspiel!“
    „Das geht nicht — so auffallend, wie er gezeichnet ist! Den erkennt doch jeder sofort wieder.“
    „So schlau bin ich auch. Er muß eben umgeschminkt werden. Einmal als Flüchtlingspferd, da kommt er schwarz. Und dann als Russenpferd, da kommt er, wie er ist.“
    „Wenn Sie ihn schwarz färben wollen, warum nehmen Sie denn nicht gleich Bongo?“
    „Der spielt ja auch mit.“
    „Ja dann...“
    Zottel war zwar ein schauspielerisches Genie, aber mit Schminken hatte er wenig im Sinn. Das schwarzbraune Zeug, das man ihm da ins Fell schmierte, fand er einfach widerlich, und Bille hatte alle Mühe, ihn für die Prozedur zum Stillhalten
    zu bringen.
    „Seid ihr drehfertig? Herr Schreiner und das ganze Team warten nur noch auf euch!“ mahnte Toby, der Aufnahmeleiter mit den Schokoladenplätzchenaugen.
    „Zottel macht solche Zicken!“ jammerte Bille. „Er will sich den Bauch nicht schwarz schminken lassen!“
    „Komm, dann laß mich das mal machen. Geh du schon raus zum Drehort, dann ist wenigstens einer da.“
    „Wenn du glaubst, daß du besser mit ihm fertig wirst...“ Bille löste sich zögernd von ihrem Pony und ging hinaus. Ihr Gesicht war grau und hohlwangig geschminkt, ihr Körper steckte in altmodischen Kleidern, der Kopf war von einem riesigen schwarzen Kopftuch umhüllt.
    In der Allee wartete das Aufnahmeteam. Die Kamera hatte einen Planwagen im Bild, auf dem dichtgedrängt mehrere Wedenbrucker Bürger saßen, die man als Komparsen engagiert hatte, unter ihnen auch Florian und Bettina. Dahinter standen weitere Grüppchen von Flüchtlingen, mit Handwagen oder nur mit Rucksäcken bepackt. Da das Ganze im Winter spielte, hatte man dieses Stück der Allee mit künstlichem Schnee und viel Wasser in eine trostlose Morastlandschaft verwandelt. Den Hintergrund bildeten Koppeln und ein Tannenwäldchen, dem man die sommerliche Jahreszeit nicht ansehen konnte.
    „Da bist du ja!“ Herr Schreiner stopfte hastig sein letztes Zitronenbonbon in den Mund und führte Bille zum Planwagen. Bongo war bereits angespannt, neben ihm wartete das Geschirr für Zottel. „Setz dich da auf den Kutschbock. Du führst das Gespann. Neben dir sitzt Frau Ludwig, unsere Schauspielerin. Du fährst ein paar Meter, bis du da vorne — bei dem Zeichen, siehst du? — angekommen bist. In dem Moment muß der Russe auf dem Motorrad dir den Weg versperren, so daß du anhalten mußt. Dann hat Frau Ludwig ihren Dialog mit Becker — er spielt den Russen, dabei müßt ihr alle sehr ängstlich und verschreckt aussehen. Klar?“
    „Klar“, sagte Bille. „Kein Problem. Ich fahre bis zu dem Zeichen und werde von ihm gestoppt. Weiter nichts?“
    „Erschöpft und ängstlich aussehen“, mahnte der Hohlwangige, der stets wie ein Schatten hinter dem Regisseur stand.
    „So, nachdem wir den Dialog ein dutzendmal probiert haben, könnten wir ja endlich anfangen“, knurrte Herr Schreiner. „Ist denn das verdammte Pony immer noch nicht fertig?“
    „Das haben wir gern! Der erste Drehtag — und schon Starallüren!“ witzelte Michael Becker, der den jungen Russen spielte.
    „Da kommt er!“ rief der Hohlwangige erleichtert, erstarrte aber gleich darauf zur Salzsäule.
    Zottel kam zwar angetrabt —
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