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Bille und Zottel 05 - Die schoensten Ferien hoch zu Ross

Bille und Zottel 05 - Die schoensten Ferien hoch zu Ross

Titel: Bille und Zottel 05 - Die schoensten Ferien hoch zu Ross
Autoren: Tina Caspari
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besonders viel Würde und einen weit in den Nacken gelegten Kopf auszugleichen, so daß man den Eindruck gewann, die Zuschauer säßen auf den Zinnen des Turms.
    Joy bereitete sich auf ihren Auftritt vor. Ellinor kletterte über eine Leiter von außen an eine der Fensterhöhlen, die man mit zwei kräftigen Haken für die Strickleiter versehen hatte. Graf Edelbert fluchte hinter dem abgehenden König her und schwor, die Prinzessin in der gleichen Nacht noch zu entführen. Dann tauchte er bei Joy auf und ließ sich in den Sattel heben.
    Joy nahm Asterix beim Zügel und betrat die Bühne. Ein hörbares „Ah!“ ging durch die Reihen, als man den schöngeputzten Schimmel mit dem schmucken Knappen auftauchen sah. Graf Edelbert bezog es auf sich und lächelte selbstgefällig. Er sprang aus dem Sattel, wobei er sich fast auf den Hosenboden setzte, Joy konnte ihm gerade noch rechtzeitig zu Hilfe kommen. Dann schritt er zum Fenster und rief nach seiner Geliebten.
    Ellinor hatte das Abseilen auf der Strickleiter zwar geübt, aber nur in Jeans, nicht in weiten, bodenlangen Röcken. So erwies sich der Abstieg als eine ziemlich zeitraubende Angelegenheit. Graf Edelbert füllte die lange Pause mit improvisierten Liebesergüssen.
    „Nur Mut, Geliebte — ich weiß, du hast es schwer! — Mach dir nichts draus, Liebste, du schaffst es schon. Ja, so ist es recht, noch wenige Schrittchen mit deinen goldigen Füßchen, und du bist in den Armen deines Geliebten. Nie wieder, meine Herzallerliebste, sollst du dann aus einem Fenster — aus einem Fenster — na — hinab — hinabklettern — Vorsicht! — hinabklettern müssen, o meine Geliebte...“
    Der Dorflehrer, Verfasser des Stücks, raufte sich die Haare. Edelbert fing seine Prinzessin auf, wobei er sichtlich unter ihrem Gewicht in die Knie ging, und geleitete sie zu seinem getreuen Roß .
    „Andere Seite, du Trottel, man steigt immer von links auf!“ wisperte Joy.
    Edelbert und Magdalena gingen um Asterix herum.
    „Hast du mein getreues Roß nun von allen Seiten bewundert, meine Geliebte?“ improvisierte Edelbert, der allmählich mutig wurde. „Ja, das ist ein Pferd, was? In der Schlacht, wenn der Feind uns umzingelte, schaffte er achtzig Stundenkilometer.“ Joy prustete heraus und markierte einen Hustenanfall. Der Lehrer stöhnte hörbar.
    Jetzt mußte Prinzessin Magdalena aufs Pferd gehievt werden. Knappe Joy und Graf Edelbert bewältigten dieses schwierige Unternehmen gemeinsam, einer hob, der andere schob nach. Als Prinzessin Magdalena endlich im Sattel saß, hing ihr Schleier auf dem rechten Ohr und eine der langen künstlichen Wimpern klebte wie eine Fliege auf Asterix’ weißem Fell.
    Nun kam Edelbert an die Reihe. Joy unterdrückte ein Stöhnen. Sie hielt ihm den Steigbügel hin und grapschte nach seinem Fuß, daß er nicht in der Lage war, die nötige Höhe zu erreichen.
    „ Laßt mich euch behilflich sein, edler Ritter“, versuchte sie die Situation zu überspielen. „Ich weiß doch, daß seit eurer schweren Verwundung in der Schlacht eure alten Knochen nicht mehr so richtig wollen!“
    Endlich saß auch Edelbert oben. Unter dem donnernden Applaus eines mitfühlenden Publikums verließen sie die Bühne. Hilfreiche Hände bereiteten den Szenenwechsel vor, während Graf und Prinzessin sich in ihre Hochzeitsgewänder warfen. Eine große Festtafel wurde am Ende der Bühne aufgebaut, die von den Müttern der Darsteller üppig mit dem besten Geschirr und den erlesensten Leckereien ausgerüstet worden war.
    Blumenstreuende Kinder zogen vor dem edlen Paar her, als es die Bühne betrat und an der Tafel Platz nahm. Die Getreuen Graf Edelberts folgten. Zum Schluß erschien der Hofgeistliche und gab dem Brautpaar mit bibbernder Stimme den Segen.
    Graf Edelbert hielt eine Dankesrede an seine Getreuen.
    „... und nun eßt und trinkt und laßt es euch wohl sein, meine lieben Freunde — und auch du, meine liebe Frau. Möge kein Schatten die Freude deiner Tage trüben!“
    „Dein Auftritt, Bille! Los!“
    Daniel gab Zottel einen kräftigen Klaps, um Bille das Angaloppieren auf einer so kurzen Strecke zu erleichtern. Aber weder er noch Bille hatten mit den schmierigen Holzplanken gerechnet. Zottel preschte durchs Tor und sprang mit allen vieren zugleich auf die Bühne.

    Ehe Bille begreifen konnte was passierte, schoß er wie eine Rakete über den seifigen Untergrund und fegte die Festtafel nebst Geschirr, Speisen und Getränken und den dahintersitzenden Darstellern auf der
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