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Bille und Zottel 03 - Mit einem Pferd durch dick und duenn

Bille und Zottel 03 - Mit einem Pferd durch dick und duenn

Titel: Bille und Zottel 03 - Mit einem Pferd durch dick und duenn
Autoren: Tina Caspari
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um.
    „Hier, der Teppich. Dann sind wir fertig.“
    „Kommst du nicht mit?“
    „Ich will nur schnell noch ausfegen.“
    „Das ist doch nicht nötig. In ein paar Tagen reißen die Handwerker die Tapeten runter, dann wird es erst recht schmutzig!“
    „Ja, aber . . Bille stockte und wurde rot.
    Bettina sah die Freundin prüfend an.
    „Ach so. Ich versteh schon — du willst Abschied nehmen“, sagte sie lächelnd. „Ist doch klar — ich würd’s genauso machen. Wir gehen schon mal rüber. Bis gleich.“
    Bettina sprang die Stufen hinunter, Bille hörte sie unten mit den Jungen reden.
    Vor dem Haus heulte der Motor des Lastwagens auf. Onkel Paul klappte die Tür zum Laderaum zu, es klang wie ein Kanonenschuß . Dann rumpelte der Wagen davon.
    Bille horchte auf die Stimmen der Freunde. Karlchen war ums Haus gelaufen, hatte Zottel aus dem Verschlag im Schuppen geholt und vor den kleinen Gummiräderkarren gespannt. Jetzt luden sie um die Wette Kartons und Körbe auf.
    Bille trat ans Fenster. Da unten setzte sich Florian einen alten Lampenschirm mit Fransen auf den Kopf, er vollführte einen wilden Indianertanz, und die anderen bogen sich vor Lachen. Der leise Nieselregen hatte sich in Schnee verwandelt. Simon breitete eine Plane über die Ladung.
    Zottel schüttelte seine wollige Mähne, Schneeflocken setzten sich in sein rot-weiß geflecktes Fell. Er hatte einen Winterpelz angesetzt, als sei sibirische Kälte zu erwarten, das tägliche Putzen wurde zur Schwerarbeit. Ungeduldig scharrte er mit den Hufen, er mußte sich hinten im Schuppen mächtig gelangweilt haben, so allein.
    Jetzt gab Daniel das Zeichen zur Abfahrt. Bettina nahm Zottel am Zügel, die kleine Karawane setzte sich in Bewegung, bog auf die Dorfstraße ein und war bald hinter dem nächsten Gehöft verschwunden.
    Bille sah sich im Zimmer um. Wie ruhig es plötzlich im Haus war. Die Stille schmeckte nach Geisterstunde an diesem düster-grauen Dezembertag. In den Ecken wisperten Stimmen.
    „Ach Quatsch!“ sagte Bille laut.
    Aber von allen Seiten schien es zu flüstern: weißt du noch?
    In diesem Zimmer hatte sie gewohnt, solange sie denken konnte. Da drüben, die feinen Bleistiftstriche am Türpfosten, jeder mit einem Datum versehen — da hatte Mutsch gemessen, wie sie gewachsen war. Ein dicker roter Nagellackstrich war darunter, den hatte Inge gemacht — ihre große Schwester. Das war an Billes neuntem Geburtstag gewesen. Und der oberste dort, den hatte sie selbst gezogen, vor zwei Wochen, an ihrem dreizehnten Geburtstag.
    Wie klein das Zimmer war, ein winziges Dachstübchen mit schrägen Wänden und zwei kleinen Fensternischen in einer alten Strohdachkate — wie aus einem Bilderbuch. Durch das eine Fenster war sie geklettert, wenn Mutsch nicht merken sollte, daß sie frühmorgens schon im Pferdestall drüben in Groß- Willmsdorf gewesen war.
    Drüben bei Brodersens klapperten Milchkannen. Frau Brodersen fütterte die Kälber. In Zukunft würde sich Bille nicht mehr von Fenster zu Fenster mit Karlchen in ihrer Geheimsprache unterhalten können.
    Bille öffnete das Fenster und lehnte sich hinaus. In dem dichten Vorhang aus Schneeregen waren die Gebäude des Gutshofs Groß- Willmsdorf kaum zu erkennen. Auch den Pferdestall würde sie in Zukunft von ihrem Fenster aus nicht mehr sehen können. Vorbei die Abende mit Mutsch allein in der Küche oder die milden Sommerabende auf der Bank vor dem Haus. Die Ladenklingel war schon seit Monaten verstummt, seit Mutsch das kleine Lebensmittelgeschäft aufgegeben hatte und Leiterin des Sparmarkts in Leesten drüben geworden war. Wie verlassen das alte Strohdachhaus schien, so traurig, als müsse man es streicheln und trösten. Bille schluchzte auf.
    „Na, na — Abschiedskummer?“
    Arme legten sich ihr um die Schultern.
    „Inge! Thorsten! Ich habe euch gar nicht kommen gehört!“ Bille wischte sich hastig mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht und schniefte, ärgerlich darüber, daß ihre große Schwester und ihr Verlobter sie bei einer solchen Gefühlsduselei erwischt hatten.
    „Ach, weißt du — es ist irgendwie komisch, wenn man so lange an einem Platz gewohnt hat, man kann sich gar nicht vorstellen, daß es woanders genauso schön sein kann“, versuchte sie sich zu entschuldigen. „Das Haus steckt so voller Erinnerungen — an unsere Kindheit und an Vati und..."
    „Was ist daran komisch? Ich finde es ganz natürlich. Deshalb wollen Thorsten und ich ja hier einziehen. So bleibt es doch auch in
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