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Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Titel: Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick
Autoren: Tina Caspari
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sich in einen Schlupfwinkel oben im Dach der Scheune zurückgezogen, die dem Laden schräg gegenüberlag. Von hier aus konnte er genau beobachten, was auf der Straße vor sich ging, ohne selbst gesehen zu werden. Außerdem konnte er ausgezeichnet studieren, wo im Laden die Dinge zu finden waren, die er für seine Flucht benötigte.
    Als es still im Dorf wurde, rüstet sich Kalle Ungeheuer zum Aufbruch. Genauer gesagt: zum Einbruch. Er stieg aus seinem Versteck hinunter und überquerte die Straße.

    Für einen Profi wie ihn war das Schloß in Frau Abromeits Ladentür ein kleiner Fisch. Kalle Ungeheuer lauschte einen Augenblick, ob jemand das leise „klackklock“ gehört hatte, als er die Tür öffnete. Alles blieb still.
    Jetzt galt es, sich flach wie eine Flunder zu machen. Er hatte am Tage beobachtet, daß die Ladenglocke erst zu läuten begann, wenn die Tür schon halb geöffnet war.
    So — geschafft. Jetzt konnte er sich erst mal eine Pause gönnen. Dann würde er sich systematisch mit allem ausrüsten, was er auf der Weiterreise brauchen würde.

    Zottel hatte seine erste Runde Schlaf beendet und erwachte, weil ihm ein ungewohnter Luftzug um die Nase wehte und ihm das runde Hinterteil über Gebühr kühlte. Er erhob sich und steckte die Nase zwischen die Gitterstäbe seiner Tür. Knirsch machte es, und der nur ganz knapp vorgeschobene Riegel sprang auf. Die Tür öffnete sich mit einem unmelodischen Quietschen weit auf die Stallgasse hinaus. Ihr folgte Zottel, die Nase immer noch zwischen den Gitterstäben, wie ein Schlafwandler. Zottel zog den Kopf heraus und marschierte zur Futterkiste.
    Die aber war verschlossen.
    Was war naheliegender, als sich auf den Weg zu machen, um anderswo seinen Appetit zu stillen? Zottel trabte zum Stall hinaus, um Bille und Mutsch einen nächtlichen Höflichkeitsbesuch abzustatten und dafür vielleicht mit ein paar Zuckerstücken belohnt zu werden.
    Die Nacht duftete nach Klee und reifem Korn, ein leichter Wind trieb Regenwolken über den Himmel, ab und zu kam der Mond zum Vorschein. Bei Abromeits warteten Äpfel am
    Baum und eine Menge Leckereien in Küche und Laden. Zottel legte einen flotten Trab vor.
    Kalle Ungeheuer hatte zunächst einmal sein altes Hemd gegen ein neues vertauscht, ebenso die Socken. Andere Kleidungsstücke führte Frau Abromeit leider nicht. Dafür fand er Feldflasche und Brotbeutel, sogar einen Jägerrucksack -einen uralten Ladenhüter. Nun kam der Lebensmittelvorrat dran, zuletzt das Bargeld. Er hatte keine Eile, er fühlte sich sicher.
    Dem Pulverkaffee folgten Zucker, ein Brot, eine Salami und zwei Schachteln Käse. Ein paar Konserven konnten auch nicht schaden. Und zwei Flaschen Schnaps für die kühlen Nächte.
    Kalle Ungeheuer hockte gerade vor dem Regal, in dem sich die Kosmetik-Artikel befanden, um seinem Vorrat ein Stück Seife und eine Zahnbürste anzufügen (schließlich war er ein reinlicher Mensch), als ihn ein heißer Hauch im Nacken traf und zur Salzsäule erstarren ließ. Der Hauch wurde von einem böse-schnarchenden Räuspern begleitet, höhöhöhö, Kalle Ungeheuer hatte einen solchen Ton noch nie in seinem Leben gehört. Vorsichtig duckte er sich und warf sich dann blitzschnell auf die Seite.
    Leider hatte er übersehen, daß an dieser Stelle das Faß mit Frau Abromeits selbsteingelegten Gurken stand. Das Faß stürzte krachend um, und eine kühl-saure Brühe ergoß sich über den erschreckten Einbrecher.
    Doch nicht genug damit. Was ihn mit seinem feurigen Hauch eben von hinten getroffen hatte, richtete sich jetzt steil vor ihm auf, wuchs ins Riesenhafte und stürzte, begleitet von Scherbengeklirr und sprühenden Funken, auf ihn nieder. Kalle Ungeheuer fühlte einen stechenden Schmerz in Knie und Magen, er war einer Ohnmacht nahe und schnappte verzweifelt nach Luft.
    Er war bei Gott noch nie ein Feigling gewesen. In einer zünftigen Prügelei nahm er es mit fünfen zugleich auf. Aber der Begegnung mit dem Übersinnlichen war er nicht gewachsen.
    „Gott steh mir bei, der Teufel persönlich“, ächzte er, und „Hilfe!!! Hilfe!!“ schrie er mit allen Kräften, die er noch aufzubringen vermochte.
    Dessen hätte es gar nicht bedurft, längst war Mutsch auf die Geräusche im Laden aufmerksam geworden und hatte vorsichtshalber bei Polizist Bode angerufen. Der hatte sich in aller Eile die Uniformjacke über den Schlafanzug gezogen. Auf die Stiefel verzichtete er, denn barfuß war er immer noch am schnellsten. Die Pistole zog er
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