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BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

Titel: BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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rausgeworfen.«
    »Warum?«
    Noch mehr Zögern. Sei ehrlich!, befahl sie sich selbst. Und was spielte es schon für eine Rolle? Charity war jemand, den sie gerade erst kennengelernt hatte und nach dieser Fahrt wahrscheinlich nie wiedersehen würde. Jerrica zündete sich noch eine Zigarette an, zeigte ihre Zähne und blinzelte. »Er hat mich erwischt.«
    »Erwischt?«
    »Er hat mich mit zwei anderen Kerlen im Bett erwischt. Ich habe ihn betrogen.«
    Charitys Gesicht zeigte offene Verwirrung. »Aber du hast doch gerade gesagt ...«
    »Ja, ich weiß. Ich habe gesagt, dass er Dynamit im Bett war. Das stimmt auch. Aber ... ich schätze, ich habe ein Problem. Ich meine, ich liebe ihn – immer noch. Aber ich habe ihn trotzdem links und rechts betrogen, so wie ich jeden Freund betrogen habe, den ich in meinem Leben hatte. Es hatte nie etwas mit Liebe zu tun oder damit, dass Darren mir vielleicht nicht geben konnte, was ich brauche. Es war ... etwas anderes. Ich weiß nicht. Vielleicht bin ich sexsüchtig oder so was.«
    »Vielleicht solltest du einen Therapeuten aufsuchen«, schlug Charity vor.
    Normalerweise wäre Jerrica jetzt in die Luft gegangen. Aber aus irgendeinem Grund war es anders, als Charity es sagte. »Das hat Darren auch gesagt, er wollte, dass ich zu den Anonymen Sexsüchtigen gehe oder so, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, mir so etwas anzutun. Und ich war eine Zeit lang bei einigen Therapeuten, aber es hat nichts gebracht.« Ihre Gedanken sprangen einen Satz zurück. Einen Moment mal ... ist es das, was ich bin? Sexsüchtig? Es klang so klischeehaft, wie eine dieser modernen Ausreden dafür, dass man sich dem Genuss und der Verantwortungslosigkeit hingab. Nichts war mehr eine Schwäche, alles war eine »Krankheit«: Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, Spielsucht, ja, sogar Esssucht. Und Sex auch. Verdammt, heutzutage war sogar Ladendiebstahl eine Krankheit. Jerrica konnte das nicht glauben, trotz ihrer eigenen Fehltritte.
    Und davon hatte es viele gegeben.
    Sie hatte mitgezählt. Über 500, seit sie mit 16 ihre Unschuld verloren hatte. 500 . Und sie war erst 28. Halbherzig versuchte sie, es zu erklären. »Ich weiß nicht, was über mich kommt. Wenn ich mit einem Mann zusammen bin, werde ich zu einem anderen Menschen. Ich brauche ... ich brauche die Empfindung, die Stimulation. Jedenfalls glaube ich, dass es das ist.« Sie hatte irgendwann einmal in der Cosmo etwas über »Sensualisten« gelesen, die sich nach den Gefühlen sehnten, die andere bei ihnen auslösten. Noch mehr Ausreden, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Jerrica glaubte keine Sekunde daran. Aber andererseits ...
    Sie wusste nicht, was sie glauben sollte.
    Und da erst wurde ihr bewusst, was sie hier alles erzählte. Mein Gott, krächzte sie in Gedanken. Charity war im Grunde eine völlig Fremde und Jerrica erzählte ihr gerade Dinge aus ihrem intimsten persönlichen Leben. Aber vielleicht war das ja auch völlig in Ordnung. Manchmal musste man über solche Dinge reden, mit einem Menschen, der ungefährlich war. Denn das war Charity: ungefährlich.
    Doch genug war genug; Jerricas Gedanken rasten wie eine Ratte in einem Labyrinth auf der Suche nach dem Ausgang. Sie zündete sich noch eine Zigarette an und wechselte das Thema. »Erzähl mir mehr über dich. Immerhin weiß ich schon, dass du nicht verheiratet bist und keinen Freund hast.«
    Charity senkte sofort den Blick. Nicht aus Verlegenheit, sondern aus Verwirrung. Genau wie Jerrica war auch Charity Walsh verwirrt, nicht wegen der Welt und der Menschen darin, sondern wegen sich selbst. »Ich verstehe es nicht«, sagte sie. »Ich bin schon oft mit Männern ausgegangen – ich mag Männer –, aber ... aber noch nie in meinem Leben bin ich zweimal mit dem Gleichen ausgegangen. Ich kapier’s einfach nicht. Ich habe keine Ahnung, was ich falsch mache.«
    »He, gib dir nicht selbst die Schuld, wenn es nicht richtig läuft«, sagte Jerrica. »Gott, ich stehe auch auf Männer, aber ich wäre nicht die Erste, die dir versichern würde, dass sie alle Arschlöcher sind. Aber, äh ... bist du ... hast du ...?«
    »Ob ich bei der ersten Verabredung Sex mit ihnen hatte?« Charity errötete wieder. »Ja. Jedes Mal. Aber es hat nicht ... geklappt.«
    Nicht geklappt . Selbst Jerrica mit ihren vielfältigen Erfahrungen konnte das nicht ganz begreifen. Vielleicht ist sie im Bett eine Niete, überlegte sie. Vielleicht weiß sie nicht, wie man richtig einen bläst ... Aber das waren natürlich
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