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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition)
Autoren: Lisa O'Donnell
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Haus.« Er strahlte. Unser Tisch erfreute sich großer Beliebtheit, Sharon genoss das sehr.
    »Das war genial.« Sie lächelte. »Du bist echt gut.«
    Felix nickte. Er ist ein ruhiger Zeitgenosse.
    »Sag mal, Nelly«, begann Sam, »hab ich das richtig verstanden, dass deine Eltern arbeitslos sind?«
    »Sei still, Sam«, ermahnte ihn Sharon.
    »Ich will doch nur wissen, wie sie dann so vornehm sein kann und alles. Ich meine, sie ist halt total anders als Marnie. Bist du adoptiert oder so?«
    Da nahm ich meine Cola und schüttete sie ihm ins Gesicht. Ich hatte die Nase gestrichen voll von dieser Narretei.
    »Meine Schwester und ich sind Blutsverwandte, darüber herrscht kein Zweifel, du Mistkerl!«
    Als Sam zu lachen begann, war ich sprachlos. »Die hat ja echt ’nen Schuss.«
    »Ich gehe, junger Mann. Felix, es war mir ein Vergnügen.«
    »Nee, bleib doch«, bat Sam. »Ich bestell dir noch eine Cola. Die kannst du Sharon dann überkippen.«
    Felix, Gentleman durch und durch, fragte, ob er mich nach Hause begleiten dürfe.
    »Nein, vielen Dank. Ich finde sehr gut allein nach Hause.«
    »Tja, Pech gehabt«, stachelte Sam ihn an, woraufhin ich ein schlechtes Gewissen bekam. Es war nicht meine Absicht, Felix in irgendeiner Weise zu kränken. Er ist ein netter junger Mann und wusste seine Finger zu beherrschen. Ich weiß nicht, was ich anderenfalls getan hätte.
    »Vielleicht kannst du mich ja ein Stück begleiten«, sagte ich zu Felix.
    »Danke.« Flugs stand er neben mir und strahlte.
    Es war ein verlegener Fußweg nach Hause, und ich war froh, dass es Felix an Gesprächsstoff offenbar nicht mangelte. Er erzählte lang und breit von seinen Zielen und Zukunftsplänen. Er ist nicht einmal fünfzehn Jahre alt, und ich fragte mich, ob ich wohl ebenfalls Zukunftspläne schmieden sollte. Wir entschlossen uns, am Park entlangzugehen. Dort versuchte er, mich zu küssen. Ich drehte den Kopf weg und bot ihm die Wange an. Er wirkte enttäuscht. Plötzlich küsste ich ihn meinerseits auf die Wange. Er wirkte verlegen.
    »Soll ich dir etwas vorspielen?«, schlug ich vor.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, das wäre irgendwie komisch«, sagte er.
    Er brachte mich bis zur Bushaltestelle an der Byres Road. Ich beabsichtigte zwar nicht, in einen Bus zu steigen, aber ich wollte den Burschen loswerden und nahm an, ihm ging es ähnlich.
    »War nett, dich kennenzulernen, Nelly«, sagte er.
    »Ja, ganz meinerseits«, antwortete ich.
    Er stand etwas unschlüssig vor mir, so als wollte er noch etwas sagen, doch dann überlegte er es sich anders, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging. Ich war froh, dass er weg war, doch dann wurde ich traurig, vor allem wegen meiner Geige. Er hatte gesagt, er höre mich gern spielen.
    Als ich nach Hause kam, wollte ich mit Marnie reden; der Abend hatte eine Vielzahl an Fragen aufgeworfen, doch ich fand sie bei Lennie. Er war stockbetrunken, deshalb brachten wir ihn in sein Schlafzimmer, bevor die Nachbarn argwöhnisch wurden.
    Lennie ins Bett zu legen, erinnerte mich sehr daran, Vater ins Bett zu legen, und ich kann ein gewisses Gefühl der Enttäuschung nicht verhehlen. Lennie ist um die siebzig Jahre alt, wahrlich kein junger Hüpfer mehr. Wirklich ärgerlich. Dieser Narr, anders kann man ihn in letzter Zeit nicht nennen. Es war ganz und gar verdrießlich. Er hatte ein wildes Tier in mir entfesselt, und so zerrte ich an seinen Schuhen und pfefferte sie auf den Boden. Die Hose zogen wir ihm nicht aus, und ich überließ es Marnie, ihm das Hemd auszuziehen. Ich konnte es einfach nicht. Sein Geld haben wir ihm auch nicht gestohlen. Er ist nicht Vater und hat das nicht verdient.

Herbst

Marnie
    Da hatte natürlich keiner nachgeguckt. Im Schuppen. Sie war nicht mal versteckt. Sie lag in einer Werkzeugtasche neben Farbdosen und kaputten Blumentöpfen. Eine Tüte voll Geld. Ich hab mich gefragt, ob Izzy sie wohl neben Genes Bett gefunden hat, bevor sie ihn erstickte. Ob sie sie mitgenommen hat in den Schuppen, bevor sie sich den Strick nahm, und dann hab ich mich nichts mehr gefragt. Soweit ich das beurteilen konnte, hat das Geld niemandem mehr gehört, deshalb gehört es jetzt mir.
    Ich hab mir überlegt, ich bewahre es bei Lennie auf. Da ist es sicher. Zuerst hab ich es da versteckt, wo man zuerst nachgucken würde, auf dem Dachboden, aber dann hatte ich Schiss, wir kommen im Notfall nicht schnell genug da hoch, deshalb hab ich es in den Keller gebracht, da hatte ich echt ein Superversteck gefunden,
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