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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition)
Autoren: Lisa O'Donnell
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schon jemals irgendein Schimpfwort gehört hab, aber als er die Sozialarbeiterin dann zur Tür rausschieben will, wird mir klar, dass hier irgendwas gründlich schiefläuft, und weil ich nicht will, dass er sich noch tiefer in die Kacke reinreitet, sag ich ihm, er soll mal runterkommen.
    »Sie soll sofort mein Haus verlassen!«, brüllt er.
    »Sie gehen jetzt besser«, sagt Kim zu ihr.
    »Ich habe hier einen Gerichtsbeschluss; ich muss nirgendwohin gehen, junge Dame.«
    »Ach, wirklich?«, fragt Kim, drückt sie mit ihrer ganzen Kraft zur Tür raus und schließt hinter ihr ab.
    »Los, schieb den Tisch vor die Tür«, sagt Lennie.
    Wir zögern nicht, auch wenn das wahrscheinlich besser gewesen wäre.
    »Sie dürfen nicht hier reinkommen!«, schreit Lennie. »Lass sie nicht hier rein!«
    Er rennt im Kreis, und ich frag mich, ob er schon wieder was intus hat.
    »Seht nach, ob die Hintertür zu ist«, sagt Lennie plötzlich.
    Kim und ich rennen zur einzigen offenen Tür im Haus, und als wir dort ankommen, springt Robert T. Macdonald gerade von unserem Garten aus über den Zaun. Wir knallen die Tür zu und suchen hektisch nach irgendwas, womit wir sie verrammeln könnten.
    Draußen heulen Sirenen, und ich guck mich um und seh Fenster, die man einwerfen wird, und Türen, durch die wir früher oder später gehen müssen, aber egal, und da fällt mir das Geld wieder ein, das im Schuppen liegt, und ich könnt mich in den Arsch beißen, dass ich es nicht auf dem Dachboden versteckt hab. Dann taucht Nelly auf, sie hat oben geschlafen und hat noch ganz verquollene Augen.
    »Donnerlittchen, was geht denn hier vor sich?«, ruft sie, weil Nelly immer alles ruft.

Nelly
    Sirenengeheul reißt mich aus dem Schlaf. Entsetzlich. Ich spähe zum Fenster hinaus und sehe drei Einsatzwagen, allerorten Polizisten sowie eine Frau mit einem Klemmbrett. Dann taucht Robert T. Macdonald auf, und ich weiß, dass irgendetwas Schreckliches im Gange sein muss.
    Als ich auf dem Treppenabsatz ankomme, sehe ich Marnie, der die Anspannung ins Gesicht geschrieben steht.
    »Donnerlittchen, was geht denn hier vor sich?«, frage ich.
    »Lennie ist durchgedreht und hat die Sozialarbeiterin vor die Tür gesetzt«, antwortet sie.
    »Lennie steht unter Alkoholeinfluss und hat in seinem Zustand niemanden irgendwohin zu setzen. Wo ist er?«
    Ich gehe weiter nach unten, und da steht Kim, spielt mit Bobby und trinkt eine Flasche Bier, während Lennie zusammenhanglos über Milch und Tee redet.
    Es ist ein heilloses Durcheinander. Die Nachbarn drängen sich um ein gelbes Absperrband, und Robert T. Macdonald trottet neben einer Sozialarbeiterin her. Wo man auch hinsieht, Polizisten, alle versuchen sie irgendwie in Lennies Haus zu gelangen.
    »Machen Sie die Tür auf, sonst brechen wir sie auf!«, schreien sie.
    Lennie versteckt sich hinter dem Sofa.
    »Jetzt nimm dich zusammen und mach die Tür auf«, sage ich zu ihm.
    »Auf keinen Fall«, antwortet er.
    »Macht jetzt die Tür auf«, rufe ich in den Raum. »Das hat doch alles keinen Zweck.«
    Hinter mir taucht Marnie auf.
    »Wenn wir aufmachen, hat er uns. Willst du das?«, fragt sie.
    »Herrgott noch mal, er kriegt uns doch sowieso! Es ist vorbei. Wir können nicht ewig hier drinnen bleiben. Früher oder später wird man die Türen aufbrechen. Seid doch nicht so kindisch.«
    »Sie hat recht«, sagt Lennie, der sich gefasst und offenbar wieder in einen nüchternen Zustand versetzt hat.
    »Schließt auf«, sagt er teilnahmslos.
    Kim seufzt. »Willst du das, Marnie?«, fragt sie.
    Marnie schüttelt den Kopf, dann bricht sie in Tränen aus. Das macht mich ungehalten. Es ist wirklich ein Kreuz mit ihr. Ich überlasse es Kim, sie zu trösten. Mir fehlt dazu die Geduld.
    »Es ist ja nicht für lange, Marnie«, sagt Kim. »Im Dezember wirst du sechzehn, dann kannst du hinziehen, wohin du willst.«
    »Was ist mit Nelly?«, fragt sie schluchzend.
    »Ich kann mich gut um mich selbst kümmern«, rufe ich ihr in scharfem Ton ins Gedächtnis. Manchmal muss ich mich wirklich fragen, wo dieses Mädchen im letzten Jahr gewesen ist.
    »Ach ja, meinst du?«, fragt Kim scherzhaft.
    »Dessen bin ich gewiss«, sage ich sehr bestimmt.
    Ohne weiteres Aufheben wird die Tür geöffnet, und zwei Polizisten gehen schnurstracks auf Lennie zu, doch anstatt ihnen die Handgelenke hinzuhalten, rennt er davon. Mir bleibt vor Staunen der Mund offen. Lennie springt über das Sofa, gefolgt von einem sehr aufgeregten Hund, und schießt zur Hintertür
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