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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin
Autoren: Jo MacDoherty
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einen jungen Burschen, wie Ihr es seid, vielleicht. Ich dagegen …«
    Sir Rupert lachte. »Ich weiß, Sir Archibald, ich weiß. Würdet Ihr mit dieser Lady Georgina zu ungeniert flirten, liefet Ihr Gefahr, des Abends in Euren ehelichen Gemächern gerädert und gevierteilt zu werden.« Aufrichtige Herzlichkeit schimmerte in Sir Ruperts Augen, als er den alten schottischen Haudegen ansah. »Übrigens, wie geht es der holden Lady Hester? Ich hoffe, sie ist bei bester Gesundheit und …«
    Sir Archibald knurrte und machte eine beschwörende Handbewegung. »Es könnte ihr nicht besser gehen, danke der Nachfrage. Nicht besser, wahrhaftig. Nachdem sie sich von dem Schock erholt hat, dass ich das Amt des Lordkanzlers angenommen habe …«, er verstummte und schüttelte den Kopf. »Ich fürchtete zunächst, sie würde der Schlag treffen, als ich es ihr gestanden … mitgeteilt habe.« Er grinste etwas verlegen. »Und dann …«
    »Und dann?«, fragte Sir Rupert neugierig nach, während er vor einen metallenen Spiegel trat und sich das Bonnet auf sein dunkles, welliges Haar drückte. Er warf dabei einen Seitenblick auf den Lordkanzler und traute seinen Augen nicht.
    Der griesgrämige, in Ehren ergraute Haudegen und Chef des einflussreichen Grant-Clans, erprobter Kämpfer in vielen Schlachten und welterfahrener Mann, den so schnell nichts mehr aus der Fassung bringen konnte, errötete doch tatsächlich.
    »Na ja«, brummte er. »Sie hat erwidert, dass wir … wenn ich mich so frisch fühlen würde, ein solch anstrengendes Amt anzunehmen, dann sollte ich ja wohl auch … dann könnten wir …«
    Sir Rupert war zufrieden mit seinem Äußeren und drehte sich jetzt zu dem älteren Mann herum. »Könntet Ihr … was?« Er war wirklich neugierig.
    »Sie hat vorgeschlagen«, knurrte Sir Archibald griesgrämig und warf dem Jüngeren einen scharfen Blick unter seinen buschigen Augenbrauen zu, »unsere Schlafgemächer wieder zusammenzulegen. Um den unverhofften Frühling zu nutzen, der über Grant Castle hereingebrochen wäre, wie sie sagte. Pah! Weibsbilder!«
    Sir Rupert lachte herzlich, als er das mutwillige Funkeln in den Augen des Chieftains bemerkte. Und erneut schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, wie glücklich er sich schätzen konnte, sich des Respekts und der Freundschaft dieses Mannes rühmen zu können. Sir Archibald mochte ein kluger Lordkanzler sein, ein harter und erfahrener Chieftain und ein gerissener und zäher Verhandlungspartner, aber er war auch ein Mann von beeindruckender Aufrichtigkeit, tugendhaft und anständig, und dazu jemand, der zu seinem Wort stand. Das wusste Sir Rupert umso mehr zu schätzen, seit er jetzt fast ein Jahr in dieser Schlangengrube des schottischen Hofes verbracht hatte. Nein, Sir Archibald war ein Mann, in dem nichts Falsches schlummerte und der keine heimtückische Ränke schmiedete.
    Sir Rupert zog die Brauen zusammen, als er den Chieftain betrachtete. Nicht zuletzt wegen seiner Geradlinigkeit merkte man Sir Archibald sofort an, wenn ihm etwas auf der Seele brannte, und genau diesen Gesichtsausdruck und diese Körperhaltung legte er jetzt an den Tag.
    »Seid Ihr nur gekommen, um mich vor dieser englischen Sirene zu warnen, Sir Archibald?« Er spürte, dass da noch mehr war, und ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Wäre es um eine Staatsangelegenheit gegangen oder eine der zahlreichen Intrigen, hätte Sir Archibald keine Sekunde gezögert, in seiner üblichen, polternden Art darüber herzuziehen, ganz gleich, wer Zeuge des Gesprächs wurde. Dass er jedoch zu dieser frühen Stunde in Sir Ruperts Gemach kam, zweifellos, um unter vier Augen mit ihm zu reden, ließ vermuten, dass es um etwas anderes ging, um ein Thema, über das Sir Archibald nur ungern mit ihm sprach, und ohne Zeugen.
    »Sirene?« Sir Archibald war einen Moment verwirrt.
    »Sagengestalten aus der griechischen Mythologie«, erklärte Sir Rupert abgelenkt. »Sie vermochten mit ihrem Gesang die Männer zu betören, und der gute alte Odysseus stopfte sich Wachs in die Ohren um …« Sir Rupert unterbrach sich, als Sir Archibald uninteressiert nickte und sich in dem Raum umsah. Er spürte, wie sich eine kalte Klammer um sein Herz legte. Es gab nur ein Thema, das er sich denken konnte, das dem Chieftain Unbehagen bereitete. Etwas, das auch ihm, Sir Rupert, zu schaffen machte. Ein Thema … oder vielmehr, eine Person.
    »Aylinn von Albany.«
    Er merkte erst, dass er ihren Namen laut ausgesprochen hatte, als ihr Klang den Raum
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