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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin
Autoren: Jo MacDoherty
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sozusagen aus erster Hand mitbekam. Worüber sie Juliet zweifelsohne auf dem Laufenden hielt.
    Aylinn lächelte, als sie an ihre Freundin dachte. Juliet de Geramont, wie sie vor ihrer Eheschließung mit Connor McPherson geheißen hatte, lag die Politik sichtlich im Blut. Daran änderte weder ihre hingebungsvolle Liebe zu Connor etwas, dem Mann, den auch Aylinn einst zu lieben glaubte, noch die Geburt ihrer Tochter Elizabeth vor wenigen Monaten. Als Cousine der schottischen Königin hatte Juliet de Germont entscheidenden Anteil daran gehabt, dass die Heimkehr Jakobs zu einem Triumph der Königstreuen wurde, ebenso wie Connor.
    Aylinn ließ ihren Blick über die Erscheinung im Spiegel vor sich gleiten. Das tiefgrüne Kleid passte perfekt zu ihren seegrünen Augen und betonte ihre roten Lippen und ihre kastanienroten Locken, die sie aufgesteckt hatte und die von einem mit schimmernden Perlen besetzten Netz gebändigt wurden. Ihre makellose Haut schimmerte fast perlmuttern, überzogen mit einem kaum wahrnehmbaren Honigton, der vom Baden im See und ihren langen Ausritten herrührte. Ihr Kinn war zwar energisch, aber trotzdem wohlgeformt, ihre Nase gerade, fast klassisch, und zwischen ihren roten Lippen schimmerten weiß ihre regelmäßigen, nicht zu großen Zähne. Sie war schön, zweifellos, und zudem eine ausgezeichnete Partie, Tochter und einzige Erbin eines Herzogs von englischen Gnaden, Herrin über Campbell House und mehrere Weiler der direkten Umgebung, dazu über Besitzungen nicht nur in Schottland und Frankreich, sondern auch in England. Ihr Titel würde, wie es Sitte war, auf ihren Ehemann übergehen, der dadurch mit einem Schlag zu einem der mächtigsten Adligen Schottlands werden würde. Zweifellos wusste das auch Herzog John von Bedford, der englische Regent, der ihr deshalb seit dem Tod ihres Vaters unablässig Depeschen schickte, in denen er sie mehr oder weniger elegant zur Rückkehr nach England aufforderte. Und genau diesen Wunsch Bedfords wollte sich Juliet, das heißt Joan Beaufort, nun zunutze machen. Der Plan, den die beiden Frauen seit fast einem Jahr geschmiedet hatten, war gereift und stand kurz davor, Früchte zu tragen.
    Sicher, Juliet hatte ihr diesen Plan schon damals als Wunsch der Königin verkauft, aber Aylinn zweifelte nicht daran, dass ihre Freundin maßgeblich an dieser Idee beteiligt war, die sie ihr im Namen der Königin an diesem sonnigen Nachmittag in Campbell House unterbreitet hatte. Es war eine, gelinde gesagt, nicht ganz ungefährliche Idee, ein sehr gewagtes Spiel, dessen Erfolg vor allem von der absoluten Verschwiegenheit der Beteiligten abhing. Und das waren außer Juliet gewiss deren Ehemann Connor, vor dem ihre Freundin keinerlei Geheimnisse hatte, und die Königin selbst sowie der König. Vielleicht hatte Aylinn gerade deshalb, fast ohne nachzudenken, eingewilligt. Juliet hatte ihr zwar gesagt, dass sie sich Zeit nehmen und ihre Entscheidung noch einmal überdenken sollte. Doch an Aylinns Entschlossenheit hatte sich nichts geändert.
    Joan Beaufort hatte vor einer Woche eine Reise ihres königlichen Gemahls in die Highlands dazu benutzt, ihre Cousine auf Mandrake Manor zu besuchen, und die Gelegenheit ergriffen, Aylinn fernab vom Hof zu empfangen, und ihr dabei gesagt, dass sie es gut verstehen könnte, wenn sich die junge Herzogin ihre spontane Zusage noch einmal überlegen wollte.
    Stattdessen jedoch hatte sich Aylinns Entschluss in all den vielen Monaten, seit sie mit Juliet das erste Mal darüber gesprochen hatte, nur verfestigt. Im Gegenteil, alle Bedenken, die ihr vielleicht hätten kommen können, waren bei näherer Betrachtung wie Sand im Wind verflogen. Aylinn seufzte. Sie hatte sich das letzte Jahr auf Campbell House vergraben, weil sie um ihren Vater trauerte, wie sie allgemein verbreiten ließ. Gewiss, sie hatte um Argyll von Albany getrauert; er war schließlich ihr Vater gewesen, trotz all seiner Fehler. Doch der eigentliche Grund für ihre Zurückgezogenheit war ein anderer; ein anderer Mann, genauer gesagt.
    Der Plan, den James und Joan ihr durch Juliet unterbreitet hatten, würde ihr nicht nur ermöglichen, auf andere Gedanken zu kommen; er würde ihr Leben mit neuem Sinn erfüllen, ihr das Gefühl geben, nützlich zu sein; ihr die Gelegenheit geben, den Namen Albany von der Schmach reinzuwaschen, mit der ihr Vater ihn befleckt hatte. Denn trotz ihrer Liebe zu ihm hatte sich Aylinn niemals Illusionen über den Charakter des Mannes gemacht, der ihr Erzeuger
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