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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin
Autoren: Jo MacDoherty
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war. Argyll von Albany war ein hartherziger, machtlüsterner und verschlagener Mann gewesen, und auch wenn er es seiner Tochter an nichts hatte mangeln lassen, hatte sie eines von ihm nie bekommen: Liebe. Nicht zuletzt deshalb hatte sie sich als blutjunges Mädchen so Hals über Kopf in Connor McPherson verliebt; jedenfalls hatte sie geglaubt, ihn zu lieben. Doch Connor hatte ihre mädchenhafte Schwärmerei als das erkannt, was es war: die Sehnsucht einer kindlichen Seele nach Zuneigung. Die hatte er ihr gegeben, gewiss, und auch heute noch war er ein guter Freund, der beste, den Aylinn hatte. Aber wie ungefährlich, wie romantisch verklärt und wie unreif kamen ihr ihre Gefühle für Connor jetzt vor, wenn sie an sie zurückdachte und sie mit den Gefühlen verglich, die sie schon empfunden hatte, als sie Rupert von Atholl das erste Mal begegnet war. Ohne es sich einzugestehen, freilich.
    Sie ballte unwillkürlich die Fäuste, als sie an den Mann dachte, der ihr, für einen flüchtigen, unendlich schönen Moment, genau dieses Gefühl gegeben hatte, das Gefühl, geliebt zu werden, um ihrer selbst willen, nicht nur wegen ihres Reichtums, ihres Einflusses und ihrer Schönheit. Sondern weil sie war, wer sie war.
    Beinahe im selben Atemzug hatte ihr dieser Mann den größten Schmerz zugefügt, den man einer Tochter zufügen konnte. Er hatte ihr den Vater genommen.
    Ihr Lächeln erstarb, als sie an Sir Rupert von Atholl dachte. Sie würde den Blick seiner blauen Augen niemals vergessen, damals auf dem Turnierplatz, nachdem er ihren Vater niedergestreckt hatte, der Connor hatte meuchlings ermorden wollen. Der junge Stewart hatte gewusst, was er tat, er hatte es gewusst. Er hatte sich zwischen ihr, Aylinn, und Schottland entscheiden müssen, und er hatte sich entschieden, im Bruchteil einer Sekunde. Für Schottland. Gegen sie.
    Und auf diese Weise hatte er Aylinn einen doppelten und schier unerträglichen Schmerz zugefügt: Nicht nur hatte sie den Verlust ihres Vaters verkraften müssen, sondern auch den ihrer großen Liebe.
    Genau deshalb war Juliets Plan so perfekt für sie. Wenn sie einwilligte, vermochte sie vielleicht endlich den Gedanken an diese Augen aus ihrem Gedächtnis auszulöschen, an diesen Mund, der sie so zärtlich liebkoste, an die Hände, die ihre Haut in Brand gesetzt hatten …
    Sie schluckte, als sie jetzt Nanette ansah. Die Zofe war möglicherweise in einen Teil des Planes eingeweiht, jedenfalls schien ihr wissender, mitfühlender Blick das zu verraten. Aber sie ahnte ganz gewiss nicht, dass sich in diesem Plan, sie wegzuschicken, eine weiterer Plan verbarg, ein viel gefährlicherer, von dem das Schicksal Schottlands abhängen mochte. Dennoch, nicht aus Edelmut hatte Aylinn diesem riskanten Unterfangen so bereitwillig zugestimmt; ihr erster Impuls, ihre Zusage zu geben, beruhte auf einem ganz anderen Beweggrund.
    Denn dieser Plan würde sie weit weg bringen von Perth, weg von Schottland. Und damit von Sir Rupert Stewart von Atholl, dem Lordkämmerer Seiner schottischen Majestät und dem Mann, den sie allen Widrigkeiten und Unmöglichkeiten zum Trotz so vergeblich und hoffnungslos liebte. Und hasste …
    *
    Nanette DeFleurilles straffte die Schultern, als sie jetzt die Schärpe aus grüner Gaze zurechtzupfte, die von Aylinns Kleid bis zum Boden hinabreichte. Die Situation zwischen Aylinn und Sir Rupert schien vollkommen aussichtslos, gewiss, aber eine solche Herausforderung war genau nach Nanettes Geschmack. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn ihr keine Möglichkeit einfallen würde, die Kluft zu überbrücken, die zwischen diesen beiden Menschen durch die brutale Laune des Schicksals aufgerissen worden war. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, wenn diese Launenhaftigkeit des Schicksals durch den Willen und die Liebe der Menschen überwunden werden könnte. Und vor allem, setzte Nanette insgeheim überzeugt hinzu, durch die Raffinesse eines weiblichen Verstandes.
    »Ihr seht wundervoll aus, Mylady«, wiederholte sie mit aufrichtiger Bewunderung und knickste. »Seid Ihr bereit?«
    Aylinn warf einen letzten Blick in den Spiegel, drehte sich um, holte tief Luft und setzte ein bezauberndes Lächeln auf. »Ja, Nanette, so bereit, wie ich sein kann!«
    Nanette nickte und klatschte in die Hände. »Ich würde mich nicht wundern, wenn den englischen Gesandten bei Eurem Anblick der Schlag treffen würde, Mylady«, meinte sie.
    Aylinn schlug in gespieltem Schrecken die Hand vor den Mund. »Gott
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