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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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Engagement!«
    Mit diesen Worten stellte er sich hinter das Steuer, während Linnea sich beeilte, das Geländer zu umklammern.
    »Wenn ich Sie bitten dürfte?«
    Linnea zeigte auf die Vertäuung, und der wohlerzogene Bootsbesitzer konnte offenbar nicht anders, als instinktiv zu reagieren. Das Tau wurde zu ihr heruntergeworfen, und erst jetzt schien der Mann wirklich zu begreifen, was gerade geschah. Er begann aufzuschreien, aber seine Proteste ertranken im Motorengebrüll, als Kraus etwas zu viel Gas gab; offenbar waren ihm die Feinheiten der Kunst, ein Boot zu lenken, nicht allzu vertraut. Linnea wurde nach hinten geworfen, konnte aber gerade noch nach der Reling greifen und landete in der Hocke.
    »Darf man das denn?«, fragte sie. »Einfach so ein Boot beschlagnahmen?«
    »Keine Ahnung.«
    Einen Augenblick lang rasten sie auf die kleinen Bootsschuppen am Rande von Nokken zu, doch dann konnte Linnea sich zu Kraus vortasten und ihn überreden, das Steuer ihr zu überlassen. Sie hatte schon seit vielen Jahren kein Motorboot mehr gelenkt, schien aber dennoch kompetenter zu sein als Kraus. Sie bekam das Boot wieder unter Kontrolle, so dass sie nun Kurs auf die Einfahrt des Ziegelwerks mit seinen schicken Etagenbauten auf der linken Seite und dem Brachland und den Industrieschornsteinen in der Ferne auf der anderen Seite nahmen. Die Dämmerung brach langsam über sie herein, und drüben in der Stadt blinkten die ersten Lichter.
    »Können wir ihn einholen?«
    Kraus drehte sich zu Linnea um. Er kniete im Steven und konzentrierte sich auf das Ziel. Einige Hundert Meter weiter vorn am Anfang von Nokken sahen sie ein einmastiges Motorboot in der Mitte der Fahrrinne. Sie hatten keine Beschreibung von dem Boot, in dem Gunnerus geflohen war, aber sonst war niemand auf dem Wasser unterwegs. Vermutlich fuhr es mit voller Kraft, doch im Vergleich zu ihrem Speedboot pflügte es sich nur sehr beschwerlich durchs Wasser. Der Außenbordmotor ihres Bootes hatte dagegen eine Leistung von hundertfünfundvierzig PS , und Linnea spürte die Energie des starken Motors direkt in sich hineinströmen, während sie durch das Wasser rasten.
    »Ich glaube, wir kriegen ihn!«, rief Kraus.
    Linnea nickte, zeigte dann aber in Richtung Land.
    »Aber erst müssen wir noch einen weiteren Passagier aufsammeln!«

64
    D as Speedboot schwankte bedrohlich, als Thor in Kraus’ Armen landete. Sie hatten versucht, so nahe wie möglich an das schneebedeckte Ufer heranzufahren. Hier ordentlich zu manövrieren war allerdings schwer, weil das Eis dort dichter war, und Thor hatte einen gewagten Sprung machen und die Gefahr in Kauf nehmen müssen, dass er ins Wasser fiel.
    »In einem kleinen Boot steht man nie aufrecht!«, mahnte Linnea.
    Dann gab sie Gas und riss im selben Moment das Steuer nach Backbord, so dass das Boot jäh davonschoss. Thor fiel vornüber, konnte sich aber gerade noch mit den Händen abstützen und landete auf den Knien vor den hinteren Sitzen, anstatt über Bord zu gehen.
    »Wir können dich auch noch absetzen«, sagte er dann zu Linnea. »Ich hatte nicht vor, dich auf diese Weise in den Fall mit hineinzuziehen. Das tut mir leid.«
    Sie sah ihn nur fassungslos an.
    »Wenn du glaubst, dass ich dieses Schwein nicht kriegen will, hast du wirklich gar nichts kapiert«, erwiderte sie. »Außerdem haben wir keine Zeit zu verlieren.«
    Sie deutete nach vorn, und er folgte ihrem Blick. Das große Motorboot mit Vorder- und Achterkajüte befand sich jetzt nur noch wenige Hundert Meter vor ihnen, links von der Fahrrinne. Ob dieser Kurs bedeutete, dass es irgendwo bei Teglholmen anlegen wollte, oder nur ein Ausdruck mangelnder Navigationskenntnis war, ließ sich schwer sagen. Linnea fuhr schräg auf die Fahrrinne zu, so dass sie das Kielwasser des anderen Bootes kreuzten.
    »Ich weiß nicht, was er vorhat«, sagte sie. »Aber wenn er nicht weiter vorn anlegen will, können wir ihm den Weg abschneiden.«
    Thor nickte, während Linnea das Letzte aus dem Boot herausholte, so dass es fast über das Wasser flog und die eiskalte Gischt über die Reling spritzte. Das H. C. Ørsted Værket vor ihnen und die Mischung aus verlassener Industrie und moderner Architektur weiter entfernt auf Islands Brygge waren die einzigen Fixpunkte am Horizont, die Thor sofort wiedererkannte. Er beobachtete das andere Boot und versuchte nachzuvollziehen, welchen Plan es verfolgte. Noch machte es jedenfalls keine Anstalten, das Ufer anzusteuern. Aber jetzt kam Gunnerus zum
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