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Between Love and Forever

Between Love and Forever

Titel: Between Love and Forever
Autoren: Elizabeth Scott
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mir war es anders. Ich hab mich sofort auf Tess konzentriert, wenn ich reingekommen bin. Darauf, dass sie aufwacht.
    Oder in letzter Zeit auf Eli.
    Aber jetzt sehe ich, dass Tess, meine schöne Schwester mit dem leuchtend blonden Haar und dem strahlenden Lächeln, nicht mehr da ist. Sie ist weg. Vielleicht nicht für immer, aber jetzt, in diesem Moment, ist sie nicht da. Weder die Tess, die ich kannte. Noch die Tess, die ich nicht kenne.
    Ich setze mich neben sie.
    »Ich ... wir müssen miteinander reden«, sage ich und mir wird bewusst, dass ich das zum ersten Mal seit ihrem Unfall gesagt habe. Bisher habe ich immer nur ihren Namen gesagt, beschwörend, flehentlich, oder ich hab ihr einfach irgendwas erzählt, um sie zurückzuholen. Damit sie die Augen aufmacht.
    Aber jetzt will ich nur mit ihr reden.
    »Ich hab gestern Abend Claire gesehen«, sage ich. »Ich ... es gibt so viel, was ich nicht von dir wusste, Tess. Das mit dir und Claire, meine ich. Oder mit Beth. Und sogar mit Mom und Dad. Ich ... ich hab dich so idealisiert,Tess. Du warst immer die Perfekte, die Makellose. So selbstsicher und so schnell bereit, andere zu verurteilen, die nicht so toll waren wie du. Und ich dachte, das war der Grund, warum du nicht mehr mit Claire geredet hast, verstehst du. Weil sie etwas getan hat, das du nie tun würdest, und ich dachte ... ich dachte, sie wäre dir nicht mehr gut genug.«
    Ich berühre ihre Hand, nicht weil ich auf eine Reaktion hoffe. Sondern weil sie meine Schwester ist. Ich weiß nicht, ob sie es zulassen würde, wenn sie wach wäre. Oder ob sie mir überhaupt noch zuhören würde.
    Ich weiß so viel nicht von ihr und ich berühre ihre Hand, weil ich sie so gern kennenlernen würde, auch wenn ich jetzt weiß, dass Tess nicht perfekt war.
    Tess ist ein Mensch mit Fehlern und Schwächen, so wie ich.
    »Und trotzdem«, sage ich. »Wie konntest du das Claire nur antun? Ich meine, ich verstehe, warum du nicht ... dass du Angst hattest, dich zu outen. Verstehst du, es hat mich immer total fertiggemacht, wie die Leute von dir geschwärmt haben, weil ich dann zu einem Nichts zusammengeschrumpft bin. Und du – bist du vielleicht auch zu nichts zusammengeschrumpft, weil die Leute dich gezwungen haben, so zu sein, wie sie dich sehen wollten, und nicht, wie du wirklich warst?«
    Ich beuge mich vor, schaue auf ihre geschlossenen Lider. Frage mich, was ich sehen würde, wenn ihre Augen aufgingen.
    »Du hast Claire verletzt«, sage ich. »Du hast ihrschrecklich wehgetan und vielleicht hast du Angst gehabt, aber du ... das war grausam. Und jetzt, nachdem ich weiß, was zwischen ihr und dir war, versteh ich trotzdem nicht ... wie konntest du das tun, Tess? Wie konntest du ihr das Herz brechen und dann auch noch ihr Leben zerstören? War es ... Claire meint, du wärst nie darüber weggekommen, dass sie sich jemand anderen gesucht hat, und sei es auch nur für eine Nacht oder so. Stimmt das?«
    Und da sehe ich es wieder. Ein winziges Flattern hinter ihren geschlossenen Lidern. Mag ja sein, dass der Arzt recht hat. Aber vielleicht ist es trotzdem wahr, was ich gesehen habe. Vielleicht kann Tess mich irgendwo oder irgendwie noch hören.
    »Ich will, dass es dir leidtut«, sage ich. »Ich will ... wenn dir jemand dein Herz schenkt, darfst du ihn nicht zurückstoßen. Ich meine, wie oft passiert dir so was? Mir schon gar nicht, aber wenn es so weit ist, dann weiß ich, dass ich auf keinen Fall ...«
    Ich verstumme, weil ich kein Recht habe, so mit ihr zu reden. Weil ich, statt Eli zu sagen, dass ich ihn auch küssen wollte, einen feigen Rückzieher gemacht habe. Weil ich den einfacheren Weg gewählt habe. Ihm erzählt habe, ich wüsste nicht, was ich tun soll, obwohl ich es doch ganz genau wusste.
    Obwohl ich wusste – und weiß –, dass ich ihn will.
    Also erzähle ich Tess von Eli. Sage ihr, was ich getan habe. Was ich will. Und dann sitze ich einfach bei ihr, beschreibe das Sonnenlicht, das ins Zimmer fällt, oderwie die Fähre klingt, wenn sie den Fluss überquert, wie die Wellen beim Hindurchpflügen brechen.
    »Aber sie kommen wieder«, sage ich, bevor ich gehe. »Die Fähre pflügt durch, aber wenn man zurückschaut, sieht man sie wieder.«
    Noch bis gestern hätte ich Tess an dieser Stelle gesagt, dass sie es genauso machen soll. Dass sie wie die Wellen sein soll. Und zurückkommen. Aufwachen. Aber jetzt sage ich nur: »Tschüss, Tess«, und dann gehe ich.
    Ich kann nichts wiedergutmachen. Ich kann es nicht ändern,
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