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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen
Autoren: Brown Sandra
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Draußen vor dem Szenelokal stellten Parkwächter ihre Wagen bereit. Einer der jungen Männer starrte die beiden so unverwandt an, dass er beinahe auf ein anderes Auto aufgefahren wäre.
    Während sie sich voneinander verabschiedeten, startete Melina einen letzten Versuch. »Du wirst es noch bedauern, wenn du diese Gelegenheit verpasst.«
    Â»Trotzdem, danke schön.«
    Â»Gillian, er ist ein Volksheld! Du würdest den Abend mit ihm verbringen. Das könnte das beste Geschenk sein, das ich dir je gemacht habe, nach dem Wonder-Bra.«
    Â»Ich weiß es zu schätzen.«
    Â»Oh, ich kapiere. Du schmollst immer noch.«
    Â»Schmollen?«
    Â»Weil ich letzten Monat kein Rendezvous mit dir und Kevin Costner arrangieren konnte. Gillian, ich hab’ dir doch schon
tausend Mal gesagt, dass er einen randvollen Terminkalender hatte. Es war einfach unmöglich.«
    Lachend beugte sich Gillian vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich schmolle nicht. Schwesterlein, ich liebe dich.«
    Â»Ich dich auch.«
    Â»Viel Spaß mit dem Astronauten.«
    Sie winkte und meinte dann im breitesten Dialekt: »Darauf kannste wetten.«
    Â»Ich will Details«, rief Gillian ihr zu, während sie einstieg. »Punktgenau.«
    Â»Versprochen. Ich rufe dich an, sobald ich wieder daheim bin.«
    Â 
    Ein kräftiger Wind fegte über den Wüstenboden und rieb dem Berg den aufgewirbelten Sand ins Gesicht, ehe er ihn unter dem niedrigen Gestrüpp verteilte. Oben am Gipfel, wo die Luft dünner und kühler war, verwandelte derselbe Wind die safranfarbenen Espenblätter in Kastagnetten.
    Mitten im Espenhain lag eine Siedlung, die so sehr mit der Landschaft verschmolz, dass sie von der Autobahn aus, die sich Kilometer weiter unten durch die Wüste schlängelte, fast unsichtbar war. Sämtliche Gebäude bestanden aus handverlesenem Granit, den man aus Schottland importiert hatte. Die farbigen Bänder, die sich über diesen grauen Untergrund zogen, korrespondierten perfekt mit den Sand-, Ocker- und Siena-Tönen der Umgebung.
    Die beschattete Terrasse im dritten Stock des Hauptgebäudes diente dem momentan dort Betenden als Freilufttempel. Seine Knie ruhten auf einem kastanienbraunen reich verzierten Samtkissen, dessen Gold- und Silberfäden im Sonnenlicht glitzerten, das durch die Bäume fiel.
    Das Kissen war ein Geschenk einer Bewunderin gewesen. Angeblich hatten es russische Emigranten um die Jahrhundertwende mitgebracht. Ein Familienerbstück. Der wertvollste Besitz der Schenkenden und damit ein Opfer höchsten Ranges, ein enormer Tribut an den Einen, dem sie es geschenkt hatte.

    Er hielt den Kopf gesenkt. Seine dichten blonden Haare wirkten fast weiß und seidenweich wie bei einem Engel. Seine Augen waren geschlossen. Die Lippen formten sich zu einer stummen demütigen Bitte. Er hatte die Hände unter dem Kinn gefaltet – ein wahrer Inbegriff von Frömmigkeit. Von Gott berührt. Von Gott gesegnet. Von Gott auserkoren.
    Nein.
    Unter der breiten Glastüre, die die Terrasse vom riesigen Innenraum trennte, tauchte ein Mann in einem streng geschnittenen dunklen Anzug auf. Geräuschlos näherte er sich dem Betenden und legte ein Blatt Papier neben die kniende Gestalt, wobei er eine Ecke unter das Samtkissen schob, damit sie der Wind nicht fortwehen konnte. Anschließend zog er sich genauso lautlos zurück, wie er gekommen war.
    Der Betende unterbrach eine Weile sein himmelstürmendes Flehen, hob den Zettel auf und sah, dass er einen Stempel mit Tag und Uhrzeit trug. Heute. Vor weniger als einer Stunde.
    Während er die gedruckte Nachricht las, breitete sich langsam ein Lächeln über sein hübsches Gesicht. Er presste die Nachricht mit seinen langen gefalteten Händen gegen die Brust, als ob sie einen unschätzbaren Wert für ihn besäße. Wieder schloss er die Augen. Wie in Ekstase hob er sein Gesicht der Sonne entgegen.
    Aber es war nicht Gottes Name, den er anrief. Stattdessen flüsterte er ehrfürchtig einen anderen: »Gillian Lloyd.«

2
    Colonel Christopher Hart schaute so unauffällig wie möglich auf seine Armbanduhr, bedauerlicherweise jedoch nicht ganz so heimlich, wie er gedacht hatte. Denn George Abbott, einer der ihm gegenüber sitzenden Männer, beugte sich vor. »Noch etwas Kaffee? Oder diesmal vielleicht etwas Stärkeres?«

    Lächelnd schüttelte Christopher, der bei seinen
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