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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen
Autoren: Brown Sandra
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nervös auf. »Für uns ist es ein unschätzbarer Vorteil, dass Sie ein Nachkomme von Quanah Parker sind.«
    Â»Der halb Weißer war.«
    Darauf wusste Abbott nichts zu erwidern. Nach erneutem angespanntem Schweigen hielt Longtree offenbar einen vorzeitigen Rückzug für angebracht und stand auf. Plötzlich wurde Chief bewusst, wie klein er war. Durch sein Auftreten wirkte er weitaus größer.
    Er sagte: »George, wir haben Colonel Hart genug Material zum Nachdenken für einen ganzen Nachmittag geliefert. Er nimmt heute Abend an einem wichtigen Bankett teil.«
    Auch Chief stand auf. Abbott machte einen verwirrten Eindruck, als ob sich das Programm in letzter Minute geändert hätte, ohne dass er informiert worden war. Schließlich schloss auch er sich an und stand auf.
    Â»Ich schätze das Vertrauen, das Sie in mich setzen«, sagte
Chief, während er Longtree die Hand hinstreckte. »Ihr Angebot schmeichelt mir. Trotzdem bin ich noch zu keiner festen Zusage bereit.«
    Â»Dann ist es unsere Aufgabe, Sie so weit zu bringen.« Nach einem raschen festen Händedruck ließ er Chiefs Hand wieder los. »Wären Sie morgen Früh mit einem Treffen einverstanden? Dann könnten wir dieses Gespräch fortsetzen.«
    Â»Eigentlich wollte ich zeitig wieder nach Houston zurück.«
    Â»Wir sind Frühaufsteher. Sie bestimmen Zeit und Ort.«
    Eigentlich gab es nichts mehr zu diskutieren. Chief hatte seine Antwort lange vor diesem Treffen gekannt, zu dem er sich aus reiner Höflichkeit bereit erklärt hatte. Ihr ganzes Reden hatte an seinem Standpunkt nichts geändert. Longtree wirkte wohlhabend und nicht wie ein Indianer, der mit Mühe in einem Reservat über die Runden kam. Er machte nicht den Eindruck, als zöge er für die Zukurzgekommenen in den Kampf und versuchte, das Unrecht wieder gutzumachen, das man an den Indianervölkern begangen hatte. Leider würde ihm dieser zugeknöpfte Mistkerl keinen eleganten Rückzieher aus einem Frühstückstermin gestatten.
    Â»Punkt neun Uhr?«, fragte Chief militärisch knapp. »Zum Frühstück hier im Promenade?«
    Â»Wir sehen uns dann«, erwiderte der Apache. Nach kurzem Händeschütteln trottete Abbott hinter Longtree her, der mit großen Schritten die Bar verließ.
    Andere Happy-Hour-Gäste hatten sich umgedreht und starrten herüber. Trotz seiner markanten Erscheinung wollte Dexter Longtree nicht so ganz zur betuchten Klientel im Salon des Mansions passen. Besonders nicht mit dem Perlen bestickten und mit Fransen besetzten Lendenschurz, den er über seiner Hose trug.
    Â»Ist das ein Schauspieler oder was Ähnliches?«
    Chief drehte sich zu der Bardame um, die sich an ihn herangepirscht hatte. »Nein, der ist echt.«
    Â»Ehrlich? Irre.« Kaum waren Abbott und Longtree außer
Sichtweite, strahlte sie Chief an. »Kann ich Ihnen sonst noch was Gutes tun, Mr. Hart?«
    Â»Momentan nicht, danke.«
    Â»Dann werden Sie doch hoffentlich vor der Abreise nochmal hereinschauen?«
    Â»Vielleicht auf einen Schlummertrunk.«
    Â»Ich freue mich schon jetzt darauf.«
    An Flirts war er gewöhnt. Er hatte schamlose Angebote per Post bekommen, manchmal sogar mit anzüglichen Fotos. Im ganzen Land hatte man ihm Zimmernummern auf Servietten aus den Hotelbars gekritzelt. Und einmal hatte ihm eine Dame während eines offiziellen Dinners im Weißen Haus beim Vorstellen sogar ihr Höschen in die Hand gedrückt.
    Weibliches Interesse nahm er für mehr oder weniger selbstverständlich. Aber diese junge Frau war ausnehmend attraktiv. Sie hatte sich das strahlende Lächeln der Mädchen aus Dallas angewöhnt, jene unwiderstehliche Mischung aus scheuer Südstaatenschönheit und schamlosem Cowgirl. Chief spürte, wie er darauf ansprang.
    Aber verdammt, sie war so jung! Vielleicht wurde er nur langsam alt. In seinen jüngeren wilderen Tagen hätte er ihr Lächeln als das genommen, was sich dahinter verbarg: eine offene Einladung.
    Aber er war nicht mehr jung und ganz so ungestüm. Jedenfalls gab er ihr ein großzügiges Trinkgeld und ging dann ohne weitere Zeitverschwendung auf sein Zimmer, direkt unter die Dusche. Das Hotelpersonal hatte sein Versprechen gehalten: Sein Smoking hing frisch gebügelt im Schrank. Die schwarzen Cowboystiefel, die er dazu trug, waren auf Hochglanz poliert.
    Während des Anziehens gönnte er
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