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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis
Autoren: Stefan Wolf
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haben,
legte Klößchen den Bartschneider-Karton auf den Gartentisch des Balkons.
    „Zunächst müssen wir Solthus
anrufen“, sagte Tim. „Dann deinen Vater, Gaby.“
    Das Telefon war bereits
angeschlossen und funktionierte. Niemand hatte das Kabel aus der Wand gerissen.

22. Mit der Leiter
     
    Sie konnten die Arbeitsstunde
nicht schwänzen. Zuviel Zoff hätte es gegeben, zu belastet war beider Konto
bereits.
    Also gurkten Tim und Klößchen
mit Höchstgeschwindigkeit zum Internat zurück — was den Anführer der TKKG-Bande
nicht daran hinderte, das Ergebnis der Telefonate mit Solthus und Kommissar
Glockner gedanklich zusammenzufassen.
    Null Spur! hieß die einfache
Formel.
    Allerdings hielt es Solthus für
unwahrscheinlich, daß der/die Einbrecher gekommen war/en, um Beute zu machen.
    „Ich vermute“, hatte Solthus
gesagt, „daß sich jemand an mir rächen will. Hunderte habe ich ins Gefängnis
geschickt. Das schafft Feinde. Der Beruf bringt es mit sich. Aber ich habe
keinen bestimmten Verdacht. Daß ich in meine Heimatstadt zurückkehre und die
Wohnung gekauft habe, wurde anläßlich meiner Verabschiedung in der Zeitung
erwähnt. Also kann’s sonst wer gewesen sein.“
    Als die beiden Freunde im
Internat ankamen, stand Assessor Kahl vor dem Fahrradkeller.
    Wie immer verschwand der größte
Teil seines Gesichts hinter dem Bartgestrüpp. Doch die Augen leuchteten erwartungsvoll.
    Mit ausgestreckter Hand ging er
auf Klößchen zu.
    „Da seid ihr ja endlich. Wo
hast du ihn?“
    „Wie bitte?“ fragte Klößchen
verwirrt.
    „Ich habe dich doch gebeten,
den elektrischen Bartschneider für mich abzuholen. Vergessen, was?“
    „Nein! Ich... äh... ja, ich
habe ihn. Ich muß ihn haben!“
    Er begann seine Taschen
abzuklopfen, starrte in sein T-Shirt und zeigte Anzeichen von Panik.
    „Abgeholt hat er ihn“, sagte
Tim zu Kahl. „Ich war dabei.“
    „Verloren“, murmelte Klößchen.
„Ich habe ihn verloren.“
    „128 Mark“, stieß Kahl durch
sein Bartgestrüpp, „habe ich im Voraus bezahlt. Und nun?“
    „Falls ich ihn nicht
wiederfinde“, meinte Klößchen kläglich, „ersetze ich Ihnen den Rasenmäher.“
    „Willi, deine Unzuverlässigkeit
schießt den Vogel ab“, sagte Kahl.
    Das Leuchten in seinen Augen
war erloschen. Er drehte sich um und schlürfte davon — dazu verdammt, trotz
Hitze und eindeutigem Ergebnis der Meinungsumfrage, seinen Rauschbart weiter zu
tragen, wenigstens zunächst.
    „Überleg mal“, sagte Tim. „Wo
hast du das Ding verloren?“
    „Im Schokoladengeschäft? Nein!
Im Eiscafe? Nein!“
    „Ich glaube, bei Solthus — in
der Wohnung — da hattest du ihn noch.“
    „Stimmt!“ rief Klößchen. „Auf
dem Balkon — ja! Der Karton liegt dort auf dem Tisch.“
    „Also hin! Sonst ist Kahl
sauer.“
    „Und wie kommen wir rein in die
Wohnung? Den Schlüssel hat Gaby. Bis zu ihr — das ist ein irrer Umweg.“
    „Wieso müssen wir in die
Wohnung? Der Bartschneider liegt auf dem Balkon. Bring mal deine grauen Zellen
in Schwung! Hinter dem Haus liegen noch die Baugerüste. Da sind Leitern dabei.
Also?“
     
    *
     
    Die Haustür von Amselweg 11 war
polizeilich versiegelt.
    Kommissar Glockner und seine
Leute hatten sich in der Solthus-Wohnung umgesehen, aber keine Hinweise
gefunden.
    Jetzt, da sich der Nachmittag
dem Abend zuneigte, verwaiste die Wohnanlage. Niemand war zu sehen.
    Hinter dem Gebäude lagen die
Teile des Baugerüstes.
    Tim und Klößchen griffelten
sich eine Leiter und trugen sie vor den Solthus-Balkon.
    Der erste Versuch, das Gerät
aufzustellen, scheiterte an Klößchens Tolpatschigkeit. Viel zu früh ließ er
sein Ende los. Die Leiter krachte zu Boden.
    „Mach doch mal mit, Willi! Wir
wollen die Leiter anlehnen, ohne dabei das Haus einzureißen.“
    „Ja, ja. Klößchen Sauerlichs
linke Hände.“
    Der zweite Versuch war besser.
Sie richteten die Leiter auf. Sie reichte bis zu Solthus’ Balkon. Als sie dort
das Geländer berührte, ließ Klößchen los — abermals ein bißchen zu früh.
    Dabei passierte es. Hart
prallte die Leiter ans Geländer.
    Es kippte nach hinten — und
polterte dumpf auf den Balkon.
    Verblüfft starrten die beiden
hinauf.
    „Jetzt wird’s teuer“, klagte
Klößchen. „Und ich bin wieder mal schuld.“
    „Unsinn! Soviel Anprall hätte
das Geländer aushalten müssen. Pfusch am Bau! Schlimmer als man denkt.“
    „Vorhin — als ich oben war —
hätte ich mich beinahe dagegen gelehnt. Mann, dann wäre ich jetzt hier
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