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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis
Autoren: Stefan Wolf
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    „Meinungsumfragen sind modern“,
flüsterte Karl. „Vielleicht sollen sich die Löwen dazu äußern, was sie von der
Zoo-Verwaltung halten — und wie das Fressen ist.“
    Die TKKG-Freunde äugten durch
den Glaseinsatz der Tür. Es war wirklich höchst seltsam, wie sich die beiden
Ganoven benahmen.
    Patzke näherte sich dem
Löwenkäfig. Und streckte das Mikrofon in Richtung Gitter.
    Rödl hatte eine lange
Eisenstange von irgendwoher geholt.
    Plötzlich begann er, damit wie
wild an das Gitter zu schlagen. Sofort war die Hölle los.
    Mit ohrenbetäubendem Gebrüll
antworteten Löwen, Tiger und Panther. Wütend sprangen die Raubkatzen in ihren
Käfigen hin und her. In jeder wurde die Bestie wach. Aufgerissene Rachen
geiferten. Fangzähne und Pranken drohten..
    Bestien in der Nacht, dachte
Tim. Das macht Gänsehaut. In freier Wildbahn möchte ich denen nicht begegnen.
    Er beobachtete, wie Patzke sein
Mikrofon unentwegt ins stärkste Gebrüll hielt. Er nahm das Gebrüll auf.
    Als er genug davon hatte, zog
er das Mikrofon zurück und wandte sich ab.
    Seine Jacke war geöffnet. Die
Hose hatte er mit einem Gürtel gesichert. Dessen Schnalle blinkte metallisch —
sozusagen goldfarben — und zog Tims Blick auf sich.
    Trotz des ungewissen Lichtes
sah er, daß eine Hälfte der kitschigen Schließe abgebrochen war.
    Ich werd’ nicht wieder! dachte
er. Das fehlende Teil — das habe ich. Also... nein! Doch! Dann... klar, es
waren zwei Einbrecher. Hier sind zwei; und die sogenannte Ganovenehre gibt’s
schon lange nicht mehr. Also sind diese beiden hier Zenkes nächtliche Besucher.
Logo!
    Als Patzke und Rödl ihre
Bandaufnahme beendet hatten und zur Tür kamen, trat die TKKG-Bande eiligst den
Rückzug an.
    Aus sicherer Entfernung
beobachteten sie, wie die Ganoven heimwärts sockten. Ihnen auf den Fersen zu
bleiben, war jetzt nicht mehr nötig.
    „Ich erkläre mir das so“, sagte
Tim: „Sobald Solthus in seine Wohnung eingezogen ist, werden Patzke und Rödl
unter seinem Balkon in dunkler Nacht das Tonbandgerät aufbauen. Löwengebrüll
schallt durch die Nacht. Selbstverständlich tritt Solthus auf den Balkon. Den
möchte ich sehen, den das nicht aus den Federn lockt. Er beugt sich übers
Geländer und — Peng!“
    „Ich könnte mir denken“, sagte
Gaby, „daß das schon am ersten Abend geschieht.“
    „Ganz bestimmt“, nickte Tim.
„Denn wenn sie länger warten, gerät ihnen die Tatzeit außer Kontrolle.“

24. Unbekannte Wohltäter
     
    Die frühe Nacht war dunstig.
Wolken verhängten den Himmel.
    Patzke hatte seinen Wagen in
sicherer Entfernung der Wohnanlage geparkt.
    „Und du bist sicher, daß er da
ist?“ fragte Rödl, während sie durch die Dunkelheit pirschten.
    „Ich habe es beobachtet. Heute
ist Solthus eingezogen. Er scheint sich wohl zu fühlen — hier. Der ahnt nicht,
daß er schon die erste Nacht im Krankenhaus verbringt.“
    „Vielleicht erklären ihn die
Ärzte für verrückt, wenn er behauptet, unter seinem Fenster hätten Löwen
gebrüllt.“
    Hinter einem Busch kauerten sie
sich nieder, als sie die Südwestseite des Gebäudes erreicht hatten.
    In diesem Moment erlosch in
Solthus’ Wohnung das Licht.
    Geduckt rannten beide los.
Patzke trug das Tonbandgerät.
    Unterhalb des Balkons drückten
sie sich an die Hauswand.
    Patzke hantierte am Bandgerät.
Es lief auf Batterien.
    Einen Moment später zerriß ohrenbetäubendes
Raubtiergebrüll die Stille der Nacht.
    Daß sie fast mit der Hauswand
verschmolzen, war nötig.
    Keiner wollte getroffen werden
— vom herabfallenden Geländer. Und da kam es auch schon, segelte herab aus der Dunkelheit,
schlug dumpf auf den begrünten Boden und grub sich in die lockere Erde.
    Ein Entsetzensschrei — und die
Gestalt, die herabstürzte, landete dicht daneben. Reglos blieb sie liegen.
    Ahhhhh! dachte Patzke und
atmete tief. Jetzt habe ich meine Rache. Jetzt hat er’s gekriegt — nach all den
Jahren.
    Er schaltete das Bandgerät aus.
Stille.
    Sie traten zu der Gestalt.
    „Dem geht’s nicht besonders“,
meinte Rödl gedämpft.
    Patzke schaltete seine
Taschenlampe ein und leuchtete die Gestalt an. Seltsam sperrig lag die. Und
bäuchlings.
    Und plötzlich sah er: Der Kopf
saß nicht auf den Schultern, sondern hatte sich gelöst und...
    „Mensch!“ stieß er entsetzt
hervor. „Das ist... eine Schaufensterpuppe.“
    In diesem Moment flammte auf
Solthus’ Balkon ein Scheinwerfer auf und tauchte die beiden in gleißendes
Licht. Gleichzeitig fiel ein
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