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Bestiarium

Bestiarium

Titel: Bestiarium
Autoren: Michael Tobias
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noch?«
    »Soweit ich weiß, ja.«
    »Gut. Dann mach dich an die Arbeit.«
    »Einen Moment, James, was ist, wenn diese vielen Wortspiele nicht funktionieren? Hast du einen Ersatzplan? Ich habe keine Lust, eine lange Reise zu unternehmen, nur um dich zu verfehlen oder auf einem falschen Kontinent zu landen.«
    »Margaret kann dir beim Lösen der Rätsel zweifellos helfen.«
    »Demnach darf ich Margaret alles erzählen, aber nicht meinem eigenen Sohn.«
    »Anthony ist ein junger Mann, voller ungestümer Gefühle und Impulse. Er ist verletzlich. Und er könnte mit Dritten darüber reden.«
    »Verletzlich? Er ist ein zäher Kerl. Aber worüber könnte er mit Dritten reden? Wovon sprichst du eigentlich?«
    »Nicht worüber, sondern mit wem. Wohingegen deine Frau ... nun, sie wird unweigerlich in diese Geschichte verwickelt werden, da hat sie keine Wahl. Der Zeitpunkt, an dem dein Vater starb, war ein Desaster. Aber du musst allein kommen. Absolut allein, verstehst du?«
    »James. Ich brauche Antworten.«
    »Die wirst du bekommen.«
    »Wo bist du? Wie ist mein Vater gestorben? Und warum diese Geheimnistuerei? Hat mein Vater irgendetwas Schlimmes getan? Oder du?«
    »Er hat alles richtig gemacht. Wir beide haben es gemacht. Aber das reichte nicht aus.«
    »Verdammt, James, du sprichst in Rätseln.«
    »Geh nach Hause. Das Ganze ist kein besonders schwieriges Kreuzworträtsel. Du hältst es vielleicht für eine lächerliche Vorsichtsmaßnahme. Aber du darfst niemandem trauen. Hörst du? Und du darfst von diesem Moment an nicht mehr deine Kreditkarten oder deine Telefonkarten benutzen, nichts, was dich in irgendeiner Weise identifizieren oder mit Kreditkartenfirmen, Banken oder der Polizei in Verbindung bringen kann. Benutze nichts, das irgendwelche Spuren hinterlässt, die zu dir führen. Du hast keine Ahnung, um was es hier geht. Rede nicht mit deinen Angestellten darüber. Ich meine das sehr ernst. Mit niemandem. Wir haben ein Riesenproblem. Es ist größer und wichtiger als die Familie, und du bist vielleicht der Einzige, der es lösen kann. Du und deine Frau. Jedenfalls war dein Vater davon überzeugt.«
    Martin hatte Schwierigkeiten zu atmen. »Wann ist er gestorben?«
    »Vor einem halben Jahr.«

 
    KAPITEL 7
     
    D ie Wildtierforensikerin - eine Frau polnischer Herkunft, in den Sechzigern, ein wandelndes Lexikon weitgehend unbekannter zoologischer Kuriositäten und von ihrer Genetik-Forschungsgruppe an der Londoner Universität dem IWS als Beraterin zur Verfügung gestellt - hatte eine Spur aus stachligen grauen Haarballen gefunden, die zum Rand des Docks knapp fünfzehn Meter über dem schmutzigen Wasser des Antwerpener Hafens führte. Haarballen waren nur eine ihrer Spezialitäten neben Knochen, Hörnern, Zähnen und Muskelgewebe Hunderter Tierarten. Ihr eigentliches Arbeitsgebiet waren Sporen. In ihrer medizinischen Forschung war sie vom Einzelnen zum Vielzahligen umgeschwenkt, eine wissenschaftliche Disziplin, die auf mathematischen Wahrscheinlichkeiten und ihrer Bereitschaft basierte, sich auf einen Kampf auf Leben und Tod einzulassen. Es waren Pasteurella, Anthrax-Erreger oder eine bislang vielleicht noch unbekannte Killerbakterie, die eine vernichtende Pandemie auslösen würden, wenn sie und die wenigen Vertreter ihres Fachgebiets nicht auf den Plan träten, um ihr Einhalt zu gebieten.
    Der Tritiumfolien-Gas-Chromatograf mit Elektroneneinfang-Detektor, wie seine reichlich dramatische Bezeichnung lautete, war ein mikrotechnisches Gerät, das Dr. Gosha Krezlach stets bei sich hatte, so wie die meisten Leute iPods oder Laptops mit sich führten. Außerdem gehörten zu ihrem Gepäck zwei große Aluminiumkoffer, die mit ihrem anderen chemischen und biologischen Handwerkszeug gefüllt waren. Die Sicherheitsorgane auf den Flughäfen begegneten ihr stets voller Misstrauen trotz ihres Interpol-Ausweises, den sie vorweisen konnte. Das Problem, war, dass ihr Gepäck häufig im selben Gepäckraum reiste wie Radiokarbon-Apparate und die Körperteile seltener Tiere, konserviert in Spiritus oder Formaldehyd oder irgendeiner anderen ähnlichen Flüssigkeit. Reste von diesen Konservierungsmitteln hielten sich monatelang, konnten verwechselt werden und machten sie in den Augen derer, die keine Ahnung hatten, womit sie sich wirklich befasste, zu einer akuten Gefahrenquelle.
    Sie ging auf die Knie hinunter und leuchtete mit einer Taschenlampe in den Frachtbehälter. »Schauen Sie mal«, forderte sie Simon auf.
    Dort, im Innern
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