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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders
Autoren: M Goldstein
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bei ihrem Vater. Dann würden sie gemeinsam den Pfad oder besser gesagt den sich windenden Kiesweg, der ebenso antik und gepflegt wirkte wie das übrige Areal, entlangschreiten.
    Die Trauung begann zwar erst in etwa einer Stunde, doch Dawn reihte bereits jetzt im größeren der beiden Zimmer auf dem Beistelltischchen ihre Kosmetikartikel auf. Die Art und Weise, wie sie das tat, erinnerte Hannah an die penible Ordnung der Utensilien bei ihrem Zahnarzt. Dawn sortierte ihre Schönheitsprodukte der Größe nach: Der dünne Eyelinerstift lag neben der Wimperntusche, daneben ein Döschen Rouge und wieder daneben eine Lidschattenpalette.
    Hannah überlegte, ob sie sich noch eine halbe Stunde vor der ganzen Make-up-Prozedur drücken könnte. Ihr Kleid hatte sie bereits an, und sie wollte den ganzen Schminkzirkus so lange wie möglich hinauszögern. Sie trat zu einem Fenster des Turms und rieb sich das Genick, sodass die Perlenkette sich in ihren Hals presste. Sie zog an dem durchsichtigen Träger ihres BH s, der unangenehm an ihrem Nacken scheuerte. Noch nie hatte sie ein so aufwendiges Wäschestück getragen – ein gepolstertes Stützgerät, das alle Brautjungfern extra für diesen Anlass bestellen mussten. Hannah hatte die anderen Frauen beobachtet, wie sie mühelos und ohne Hilfe in ihre ausgefallenen BH s geschlüpft waren. Ihr war völlig schleierhaft gewesen, wie sie selbst in dieses Ding kommen sollte. Sobald das Grüppchen die Turmzimmer erreicht hatte, hatten Bee und Dawn Hannah geholfen, sich in die Vorrichtung zu zwängen, deren Träger sich zweimal am Rücken kreuzten und dann mit einem eckigen Metallclip direkt über dem Rückgrat geschlossen wurde.
    »Muss der denn so eng sitzen?«, hatte Hannah gejammert, als Bee den BH festmachte.
    Noch bevor Bee hatte antworten können, war die strenge Dawn schon mit einem missbilligenden Blick auf Hannahs Brüste vorgeprescht. »Wenn er zu locker sitzt, kippst du aus dem Kleid, Süße. Du quillst ja jetzt schon fast heraus.«
    Schon zweimal hatte Hannah Rob aus ihrem Gefängnisturm angerufen und gehofft, er könne sie bezüglich des BH s, des bevorstehenden Gangs die Wendeltreppe hinab und Natalie Portman beruhigen. Sie ging davon aus, dass die Chancen auf eine gute Nachricht schwanden, je mehr Zeit verging. Rob hätte eigentlich auch zur Hochzeit kommen sollen. Er hatte auf die Einladung hin fest zugesagt, doch nun bediente er wieder alle Klischees des rücksichtslosen und verantwortungslosen Hallodris, die über ihn kursierten. Hannah war fest davon ausgegangen, dass Rob ihr dieses Wochenende zur Seite stehen würde, und jetzt hatte sie nur noch Vicki, die in letzter Zeit kaum jemandem eine Stütze gewesen war.
    Hannah hielt noch immer ihren BlackBerry umklammert, starrte aus dem Fenster und dann auf das Display, auf dem stand, dass sie einen Anruf von Rob verpasst hatte. Sie drückte die Rückruftaste und spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog, als sie zum dritten Mal an diesem Tag Robs Nummer aufleuchten sah. Ihr Magen schlug einen Salto, als Rob schließlich dranging und gleich zu lachen begann.
    »Lach nicht, ich brauche dich hier!«, flüsterte Hannah so laut, dass Dawn ihr einen missbilligenden Blick vom Sofa aus zuwarf. »Bitte, Rob, hier sind überall Frauen, die mich mit Eyeliner bedrohen! Kannst du denn nicht irgendwie doch noch in einen Flieger springen? Du könntest noch vor Ende des Empfangs hier sein. Ich übernehme die Hälfte der Kosten, egal wie hoch sie sind!«
    »Ich liebe es, wenn du bettelst, aber die Antwort lautet Nein, meine Liebe, ich kann von Austin nicht weg.« Rob machte eine Pause und fügte dann nachdenklich hinzu: »Es ist nicht wegen des Geldes, irgendwas stimmt heute mit Liz nicht. Ich kann sie nicht allein zu Hause lassen.«
    »Na gut. Vielleicht rufe ich dich später noch mal an«, sagte Hannah und legte auf, bevor er etwas sagen konnte. Die Erkenntnis, dass Rob seine Meinung nicht mehr ändern würde, ließ sie in sich zusammensacken.
    Hannah schlenderte vom Fenster weg zu Dawn, die mittlerweile ihr Gesicht gepudert hatte. Es wirkte nun um zwei Farbtöne dunkler. Sie setzte sich neben Bees Trauzeugin, strich nervös über die Tasten ihres BlackBerrys und überprüfte in kurzen Abständen das Display.
    Aus dem Augenwinkel konnte Hannah das Nebenzimmer sehen, in dem Bee stand und die Falten ihres maßgeschneiderten Kleides glatt strich, das immer noch auf dem Kleiderbügel hing. Es war blütenweiß und schulterfrei – das
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