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Besser schreiben für Dummies (German Edition)

Besser schreiben für Dummies (German Edition)

Titel: Besser schreiben für Dummies (German Edition)
Autoren: Monika Hoffmann
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allerdings kann man sich an zwei Fingern ausrechnen, dass es sie gibt. Wenn etwa ein Facharzt seinen Befund für den Hausarzt schreibt, wird in aller Regel der Patient den Brief öffnen und erst einmal selbst studieren. Der Facharzt braucht deswegen nicht auf die medizinische Fachsprache zu verzichten. Sein Empfänger ist schließlich ein Kollege, der etwas vom Fach versteht. Aber er sollte doch so schreiben, dass der Patient als Mitleser sich nicht verraten und verkauft fühlt.
    Wenn Mitleser auf der Bildfläche erscheinen, sollten Sie beim Schreiben den Blickwinkel entsprechend erweitern.
    Checkliste für das Leserprofil
    Jeder Text verlangt seine eigenen Fragen zum Leser. Die folgende Checkliste kann dabei helfen, diese Fragen zusammenzustellen.
    1. Persönliches
    Ist die Person männlich oder weiblich?
    Wie alt ist sie?
    Was ist ihr Familienstand?
    Was ist ihr sozialer Status?
    Wie ist ihr Bildungsniveau?
    Was für einen kulturellen Hintergrund hat sie?
    Ist Deutsch ihre Muttersprache?
    Hat sie persönliche Eigenheiten, die zu berücksichtigen sind?
    2. Verhältnis zur Sache
    Bedeutet die Sache etwas Gutes oder etwas Schlechtes für die Person?
    Kann die Person einen Nutzen erkennen?
    Welchen Wissensstand hat sie?
    Was ist ihre Funktion? Welche Pflichten, Befugnisse und Grenzen ergeben sich daraus?
    3. Verhältnis zum Autor
    Gibt es eine gemeinsame Vorgeschichte? Wenn ja, wie ist sie zu bewerten?
    Wie ist das hierarchische Verhältnis? Gleich, übergeordnet oder untergeordnet?
    4. Lesesituation
    Unter welchen Umständen wird die Person den Text empfangen? Im Vorbeigehen oder in aller Ruhe? Erwartet oder unerwartet?
    Viele Antworten werden Sie kennen. Die brauchen Sie lediglich zurechtzurücken. Ansonsten heißt es recherchieren. Hören Sie sich um, stöbern Sie in Unterlagen und suchen Sie Informationen im Internet.
    Was Sie bei der Autorenrolle beachten sollten
    Als Autor sind Sie stets mit doppeltem Gepäck unterwegs: mit den eigenen Absichten und mit den Erwartungen des Lesers. Beides sollte möglichst eindeutig sein, denn beides brauchen Sie, um den Text zu steuern.
    Die Absicht des Autors
    Die Absicht muss einem Autor klar und deutlich vor Augen stehen: Er muss genau wissen, was er mit seinem Text erreichen will. Und selbst dann muss er noch aufpassen. Denn manchmal lässt man sich beim Schreiben von Gefühlen hinreißen und vergisst darüber das, was man eigentlich will. Oder man will zu viel auf einmal, und alles zusammen geht nicht.

    Nehmen Sie ein Beispiel: Frau Hitzig hatte eine Auseinandersetzung mit einer Kundin und möchte ihren Chef darüber informieren. Er soll wissen, was Sache ist, für den Fall, dass ein Nachspiel kommt. Also beschreibt Frau Hitzig wahrheitsgetreu, was vorgefallen ist. Nur treibt der Gedanke an die Kundin ihr auch im Nachhinein noch den Blutdruck in die Höhe, und sie kann nicht umhin, ihr ein paar deftige Namen anzuheften. Der Chef liest und versteht den Vorfall, macht allerdings Abstriche für jede »Zicke« und »Schrapnelle«, die dasteht. So hat Frau Hitzig vor allem eins erreicht: Sie hat Dampf abgelassen. Was sie eigentlich erreichen wollte, eine unanfechtbare Darstellung, das hat sie damit vernebelt.

    Eine vage oder wankende Absicht ist Gift für einen Text. Grundsätzlich gilt: Je deutlicher Sie Ihre Absicht fassen, desto leichter können Sie Ihr Ziel erreichen.
    Sagen Sie sich in einem Satz vor, was für eine Absicht Sie verfolgen. Prüfen Sie am Ende, ob es Stellen gibt, die dieser Absicht zuwiderlaufen.
    Die Erwartungen des Lesers an den Autor
    Der Leser liest nie nur den reinen Text, genauso wie ein Zuhörer nie die reine Musik hört. Immer wird der Kontext (das Umfeld) mit wahrgenommen; er färbt den Inhalt. Deshalb wirkt ein Violinenstück als Straßenmusik anders als in einer Konzerthalle. Deshalb liest sich ein Vorschlag vom Chef anders als der Vorschlag eines Praktikanten, das Referat eines Erstsemesters anders als die Arbeit eines Abschlusssemesters. Für den Leser gehört der Autor mit zum Kontext, und der trägt zur Bedeutung bei.
    Der Leser konstruiert die Bedeutung aus dem Text und dem Kontext. Dazu gehört der Autor.

    Bei der Arbeit sind die Erwartungen des Lesers an den Autor stark von dessen Funktion geprägt. Schreibt Herr Bitz als Betriebsrat oder als Mitarbeiter der IT-Abteilung? Schreibt Frau Prell als Privatkundin oder als Leiterin einer Betriebseinheit? Die Antworten helfen dem Leser, den Text einzuordnen.

    Auch persönliche Faktoren
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